Zurück zur Kriegslogik: Pete Hegseth, Trump und die Militarisierung Amerikas
Ein Kommentar zur Wiederauferstehung der Kriegermentalität unter dem Banner „America First“
Während sich die Welt in einer Phase multipolarer Umwälzungen befindet, verfolgt die US-Regierung unter Donald Trump eine Linie, die nicht auf Diplomatie oder Deeskalation setzt – sondern auf brute force, Dominanz und das Comeback einer militärischen Ideologie aus der Zeit des Kalten Krieges. Pete Hegseth, Ex-Fox-News-Moderator und derzeit designierter Verteidigungsminister unter Trump, lieferte in einem Fernsehinterview eine bezeichnende Selbstdarstellung: körperlich durchtrainiert, emotional mitreißend – und ideologisch aufgeladen.
„Zurück zu den Grundlagen“ bedeute für ihn: PT am Morgen, also Frühsport mit den Soldaten, mehr militärische Effizienz, weniger bürokratische Verfahren, „keine Ausreden“ mehr. Die Soldaten seien ihm zu nahe, die Standards zu lasch. Stattdessen gelte es, die Truppe härter, schneller und tödlicher zu machen. Seine Vision: ein Pentagon mit dem Stempel „America First“.
Doch was Hegseth hier propagiert, ist nicht einfach militärische Modernisierung. Es ist die ideologische Aufrüstung eines Staates, der längst nicht mehr nur im Ausland Krieg führt, sondern sich selbst in einem geistigen Ausnahmezustand befindet. Die wiederholten Hinweise auf Trumps „Instinkt“ als Oberbefehlshaber, auf verdeckte Nuklearschläge gegen den Iran, die „niemand bemerkte“, auf einen Präsidenten, der „alle Protokolle“ umgeht und „keine Rücksicht“ auf Spielregeln nimmt – all das zeugt nicht von Reform, sondern von einem ideologischen Kurs, der rechtsautoritäre Züge trägt.
Hegseth beschreibt stolz, wie der Angriff auf iranische Atomanlagen in Rekordzeit geplant und durchgeführt wurde. Von zivilen Opfern spricht niemand. Von internationalem Recht schon gar nicht. Stattdessen: glühende Bewunderung für Trumps Führungsstil, seine Zielstrebigkeit, seine Ablehnung multilateraler Verhandlungen. In einem Nebensatz wird klar: „Er wollte keine US-Opfer – nur iranische.“
Diese Rhetorik steht nicht allein. Hegseth wirbt für eine vollständige Verschmelzung von Silicon Valley und Pentagon. Führende Köpfe von Meta, Palantir und OpenAI werden in das neue „Executive Innovation Corps“ berufen – als Oberstleutnante. Zivilisten mit Big-Tech-Hintergrund sollen KI-gesteuerte Tötungssysteme entwickeln, vom Schlachtfeld bis zur Datenüberwachung. Für Hegseth eine „Ehre“. Für Kritiker: der nächste Schritt in Richtung eines techno-militarisierten Überwachungsstaates.
Nicht zuletzt setzt Hegseth auf die Mobilisierung der Öffentlichkeit. Die Rekrutierungszahlen seien „durch die Decke gegangen“. Die Botschaft: Wer mitmacht, ist Teil der „besten Amerikaner“. Wer fragt, zweifelt oder sich der Militarisierung entzieht, wird marginalisiert. Ein gefährliches Narrativ, das Demokratien nicht stärken, sondern spalten kann.
Die Rückkehr der Kriegermentalität unter Trump-Hegseth ist keine harmlose Stilfrage. Es ist eine politische Wende, die Gewalt wieder zur Lösung erklärt, zivile Kontrolle schwächt und die Logik des Krieges in den Alltag zurückträgt. Nicht nur ins Pentagon – sondern in die Gesellschaft.
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