3. Juni 2025

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Wenn Maschinen den Krieg führen: Die stille Revolution der militärischen KI

 

Von autonomen Drohnen bis zu digitalen Generalstäben – die Kriegsführung steht vor einem historischen Umbruch. Während Regierungen noch über Regeln debattieren, haben Tech-Konzerne längst geliefert.

Die Maschinen kommen nicht – sie sind längst da.

Laut einer neuen Analyse des CIGI wird sich der Markt für militärische Künstliche Intelligenz (KI) bis 2035 nahezu verdreifachen – von 10,2 auf 28,4 Milliarden US-Dollar. Doch es geht nicht nur um Zahlen. Es geht um die Automatisierung von Entscheidungen über Leben und Tod.

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Schlachtfeld im Algorithmus

Moderne KI-Systeme sind nicht nur Werkzeuge – sie denken mit. Sie analysieren Bewegungen in Echtzeit, priorisieren Ziele, simulieren Gefechte, bevor sie stattfinden – und werden in vielen Bereichen schneller, präziser und emotionsloser als ihre menschlichen Kommandeure.

Militärische KI kontrolliert bereits:

  • Satellitengestützte Aufklärungssysteme
  • Hyperschallwaffen und Lenkraketen
  • Autonome Unterwasserdrohnen
  • Cyberabwehr in Echtzeit
  • Kommandosysteme zur Schlachtfeldanalyse

Was heute wie ein Hightech-Upgrade klingt, ist in Wahrheit eine schleichende Machtverschiebung: weg vom Menschen, hin zum System. In vielen Szenarien ist die KI nicht mehr nur Beraterin – sie entscheidet.

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Rüstungswettlauf im Silikonmantel

Die USA, China, Russland, Israel, Großbritannien – sie alle setzen auf militärische KI. Während Microsoft Pentagon-Verträge für Cloud-Kriegstechnologien erfüllt, liefern chinesische Firmen wie Ziyan oder CETC tödliche Schwarmdrohnen mit automatischem Zielerkennungssystem. In der Ukraine ist KI bereits aktiv im Einsatz – zur Zielauswahl, Aufklärung und Frontkoordination.

Hinzu kommt die Verflechtung von Big Tech und Militär: Amazon, Google und Palantir arbeiten eng mit dem US-Verteidigungsministerium zusammen. KI ist die neue Atombombe – nur unsichtbarer, billiger und schneller.

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Ethik oder Fassade?

Gleichzeitig wächst das Unbehagen. Internationale Organisationen wie die UNO, Human Rights Watch und IEEE fordern klare Regeln für die sogenannte „verantwortungsvolle militärische KI“. Dazu gehören:

  • Mensch-in-der-Entscheidungsschleife („Human-in-the-loop“)
  • Notausschalter
  • Algorithmen mit eingebautem Völkerrecht
  • Verbot autonomer tödlicher Systeme ohne menschliches Eingreifen

Doch Kritiker warnen: Was nützen Regeln, wenn ein globaler Wettlauf die Zeit diktiert? Chinesische Militärplaner sprechen offen von „intelligisiertem Krieg“, in dem KI den Menschen „überflügelt und ersetzt“.

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Die letzte Entscheidung

Wenn KI schneller denkt, besser zielt und taktisch überlegener ist – warum sollte sie warten, bis der Mensch grünes Licht gibt?

Die CIGI-Analyse stellt nicht nur technische, sondern fundamentale Fragen: Wer haftet für Fehler? Wer trägt Verantwortung für zivile Opfer, wenn eine KI angreift? Und vor allem: Wie lange dauert es, bis Maschinen ihre eigenen Ziele setzen?

Was als Effizienzgewinn begann, droht zur größten Entmachtung des Menschen in der Kriegsführung zu werden. Die Maschinen schreiben noch nicht das Drehbuch – aber sie sind bereits die Autoren des ersten Kapitels.

Fazit:
Militärische KI ist keine ferne Dystopie – sie ist Realität. Die entscheidende Frage lautet nicht mehr ob, sondern wie lange der Mensch noch das letzte Wort hat.

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Quelle

Titel: Military AI and the Future of Warfare
Autor: Centre for International Governance Innovation (CIGI)
Bericht Nr.: No. 263, Mai 2024
Direktlink (PDF):
https://www.cigionline.org/static/documents/no.263.pdf
Organisation: www.cigionline.org

 

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