Friedrich Merz wetterte in einem Interview: Wenn ein Bundeskanzler “mit einer derart niedrigen Zustimmungsrate” keinerlei Anzeichen gebe, etwas an seiner Politik zu ändern, dann lasse er die Bevölkerung einfach allein mit ihren Problemen. Das sei “respektlos vor der eigenen Bevölkerung”. Endlich ein Hauch von Selbsterkenntnis?! Weit gefehlt: Tatsächlich hackte Merz damals gegen seinen Vorgänger Olaf Scholz. Dessen Kurs führt er nun wacker fort.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Wer auf Suchmaschinen wie DuckDuckGo nach Friedrich Merz und seinen Zustimmungswerten sucht, bekommt unter anderem den folgenden Vorschlag für weitere Suchen:
Das ist eine Frage, die die Menschen sich eigentlich nicht stellen müssen sollten – doch angesichts des sozialistischen Untergangskurses, der in Deutschland so wacker fortgeführt wird, drängt sie sich wohl auf. War da nicht mal eine Wende versprochen worden?
Friedrich Merz war Anfang des Jahres noch ganz groß darin gewesen, die Ampel-Regierung zu kritisieren. In einem Interview mit Table.Media – übrigens mit dem beunruhigenden Titel “Wer Frieden will, muss zum Krieg bereit sein” – hackte er gegen Olaf Scholz, dessen niedrige Zustimmungswerte und die faktische Weigerung, auf die Probleme der Bürger einzugehen:
Diese Ampel ist sicherlich nicht für alles verantwortlich, was gegenwärtig passiert. Aber wenn ein Bundeskanzler mit einer derart niedrigen Zustimmungsrate keinerlei Anzeichen gibt, vielleicht einmal an seiner Kommunikation, vielleicht sogar an seiner Politik und seinem Führungsstil etwas zu ändern, dann lässt er die Bevölkerung einfach allein mit allen Problemen. Scholz schadet damit der politischen Kultur unseres Landes. Das ist einfach respektlos vor der eigenen Bevölkerung.
Nein, für alles war die Ampel natürlich nicht verantwortlich. Viele Missstände sind ein Erbe der katastrophalen CDU-Regierungen unter Angela Merkel vorher. Sei’s drum. Auch auf X wurde dieses Zitat in verkürzter Form jedenfalls stolz verbreitet:

Gealtert wie Milch, könnte man sagen, denn heute liest sich dieses Zitat, als würde Friedrich Merz von sich selbst sprechen. Die Zustimmungswerte zu ihm und seiner Regierung sind erbärmlich schlecht, dafür, dass zur Wahl so vollmundig eine politische Kurskorrektur versprochen worden ist.
Die Heuchelei reicht sogar noch weiter, denn in eben diesem Interview hatte Merz auch die Schuldenbremse verteidigt, die er dann nach der Wahl umgehend beerdigte – und weswegen er bis heute als Betrüger verschrien ist, denn seine Wähler bekamen das Gegenteil von dem, wofür sie gestimmt hatten.
Also, Herr Merz: Wenn ein Bundeskanzler mit einer derart niedrigen Zustimmungsrate keinerlei Anzeichen gibt, vielleicht einmal an seiner Kommunikation, vielleicht sogar an seiner Politik und seinem Führungsstil etwas zu ändern, dann lässt er die Bevölkerung doch einfach allein mit allen Problemen, oder? Ist das nicht respektlos gegenüber dem Volk? Oder gilt das immer nur für die anderen?
“Wenn ein Kanzler mit so niedriger Zustimmungsrate…”: So grillte Merz sich selbst
