Vom Jobnachweis zum Bierkauf – wie Keir Starmer die digitale Identität still ausweitet
Laut einem Bericht der Daily Mail vom 10. Oktober 2025 plant die britische Regierung, die umstrittene digitale Identität künftig auch für alltägliche Handlungen einzusetzen – etwa für den Kauf eines Biers im Pub.
Was ursprünglich als Instrument gegen illegale Beschäftigung eingeführt wurde, weitet sich Schritt für Schritt zu einem zentralen Kontrollsystem über alle Lebensbereiche aus.
Vom Arbeitsmarkt zur Lebenswelt
Premierminister Keir Starmer hatte bereits Anfang des Jahres bestätigt, dass die digitale ID bis zur nächsten Wahl Pflicht für alle Arbeitnehmer werden soll.
Ohne sie wird künftig niemand mehr eine Stelle antreten dürfen – der digitale Nachweis wird Teil der sogenannten Right to Work checks.
Doch laut Daily Mail (Politikchef Jason Groves) soll die Nutzung weit darüber hinausgehen.
Junge Menschen müssten ihre digitale ID möglicherweise auch beim Alkoholkauf vorzeigen. Beamte hätten vorgeschlagen, dass sie die „Sammlung physischer Dokumente“ ersetzt, die bislang zum Altersnachweis verwendet werden.
Mit anderen Worten:
Ein System, das ursprünglich für den Arbeitsmarkt gedacht war, dringt nun in den privaten Alltag vor.
Der „Big-Brother-Ansatz“ – Kritik aus allen Lagern
Ehemalige Minister und Bürgerrechtler schlagen Alarm.
Der konservative Politiker Sir Gavin Williamson warnt, die Regierung verfolge „einen Big-Brother-Ansatz, der immer tiefer in das Privatleben eingreift“.
„Ob die Regierung Sie jetzt verfolgt, wenn Sie in den Pub gehen, Ihre Einkäufe überwacht oder Ihre Bewegungen aufzeichnet – es ist zutiefst beunruhigend“, sagte Williamson.
„Was geht es den Staat an, wo Menschen ein Bier kaufen?“
Auch der Tory-Abgeordnete Greg Smith warnte, es sei nur ein „kurzer Schritt“ von der Altersprüfung zur Erstellung umfassender Verhaltensprofile – wann, wo und wie Bürger Alkohol kaufen, wetten oder Geld ausgeben.
Big Brother Watch: „Digitale Lizenz zum Leben“
Silkie Carlo, Leiterin der Bürgerrechtsorganisation Big Brother Watch, spricht in der Daily Mail von einem „System, das uns künftig eine digitale Lizenz zum Leben abverlangt“.
Das Innenministerium habe signalisiert, die digitale ID werde langfristig „Boardingpass zur Regierung“ – also Zugangsschlüssel zu Steuerdaten, Sozialleistungen und öffentlichen Diensten.
Damit würde die ID nicht mehr nur Identität bestätigen, sondern Teil der Staatsinteraktion in nahezu allen Lebensbereichen werden.
Teenager ab 13 im Visier
Besonders empörend für viele:
Die Regierung erwägt laut Daily Mail, digitale IDs bereits an Kinder ab 13 Jahren auszugeben.
Begründung: In einigen Gemeinden dürften Jugendliche ab diesem Alter Nebenjobs annehmen – wofür Arbeitgeber künftig die digitale ID prüfen müssten.
Die liberaldemokratische Politikerin Victoria Collins nannte das „schlicht unheimlich“ und warnte vor „Mission Creep“ – also der schleichenden Ausweitung eines ursprünglich eng begrenzten Projekts auf neue Lebensbereiche.
„Die Regierung plant offenbar, Teenager in ein verpflichtendes Digital-ID-System hineinzuziehen, bevor es überhaupt richtig existiert“, sagte Collins.
Starmer verweist auf Indien – Kritiker sehen Warnsignal
Starmer selbst verteidigte die Pläne während eines Besuchs in Indien, wo ein ähnliches System (Aadhaar) bereits in großem Umfang genutzt wird.
Er lobte die angebliche Effizienz und betonte, man müsse „die Vorteile der digitalen ID stärker kommunizieren“.
Doch Kritiker warnen: In Indien wurde das System schrittweise von freiwillig zu faktisch verpflichtend – inzwischen ist die Aadhaar-ID Voraussetzung für Bankgeschäfte, Reisen, Sozialleistungen und medizinische Versorgung.
Genau diesen Prozess – das schleichende Ausrollen eines Überwachungssystems durch Funktionserweiterung – sehen viele Beobachter jetzt auch in Großbritannien.
Nigel Farage: „Lieber Gefängnis als digitale ID“
Oppositionsführer Nigel Farage (Reform UK) kündigte an, er werde sich dem System widersetzen:
„Bevor Sie sich versehen, sind alle Ihre medizinischen Daten dort gespeichert.
Wenn Sie nicht geimpft sind, werden Sie zum Bürger zweiter Klasse.
Ich werde keine digitale ID akzeptieren. Sperrt mich ein – kein Problem.“
Eine Petition gegen das Vorhaben wurde bereits von fast drei Millionen Briten unterzeichnet – doch die Regierung zeigt keine Rückzugsabsicht.
Fazit: Der schleichende Übergang
Der Daily Mail-Bericht zeigt, wie die Einführung der digitalen ID still und schrittweise ausgeweitet wird.
Zuerst Arbeit, dann Bank, dann Steuer, dann Alkohol – jeder Schritt wird als „praktisch“ verkauft, bis sich das System unmerklich zur Voraussetzung für das gesamte soziale Leben entwickelt hat.
Das zentrale Argument bleibt immer gleich:
Bequemlichkeit, Effizienz, Sicherheit.
Doch am Ende steht ein Szenario, das selbst konservative Politiker beunruhigt:
Ein Staat, der weiß, wo Sie arbeiten, wie Sie zahlen, was Sie trinken – und wann Sie es tun.