„Wir haben den Aufstieg der Rechten gestoppt“ – Aussagen aus Davos werfen Fragen zur politischen Rolle des Datenkonzerns auf. Alex Karp, Palantir und die unsichtbare Hand der digitalen Kontrolle
Ein Mann ohne Mandat
Alex Karp ist kein gewählter Politiker. Dennoch redet er, als hätte er das Mandat, über die Zukunft der Demokratien zu entscheiden.
Als CEO von Palantir Technologies, einem Datenunternehmen mit engen Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten, spricht Karp offen darüber, politische Entwicklungen zu „steuern“ und „Märkte zu definieren“.
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2023 prahlte er, seine Firma habe „den Aufstieg der Rechten in Europa gestoppt“, „Millionen Leben durch Impfstoffverteilung gerettet“ und die „digitale Kill Chain“ gebaut – ein militärisches System zur Echtzeit-Zielerfassung.
Kein Parlament hat ihn beauftragt. Kein Gericht überprüft seine Methoden.
Doch seine Software bestimmt, wer im Krieg Ziele definiert, wer in Krisen beliefert wird – und welche Daten Regierungen zur Entscheidung überhaupt sehen.
Direkt zum Video mit deutschen Untertiteln:
Die stille Macht hinter Regierungen
Palantir begann als Projekt mit CIA-Geldern. Heute ist das Unternehmen Partner zahlreicher westlicher Ministerien, Militärs und Geheimdienste.
Mit Programmen wie Gotham und Foundry verarbeitet Palantir riesige Mengen sensibler Daten:
Dabei handelt es sich um hochkomplexe Analyseplattformen, die ursprünglich für Geheimdienste und Militär entwickelt wurden.
- Gotham wird vor allem von Sicherheitsbehörden genutzt – es verknüpft Daten aus Polizei-, Geheimdienst- und Überwachungsquellen, um Bewegungsprofile, Netzwerke und Risikoanalysen zu erstellen.
- Foundry ist die zivile Variante derselben Technologie – sie verknüpft wirtschaftliche, medizinische und logistische Daten. Während der Pandemie etwa nutzten Regierungen Foundry, um Impfstoffverteilung, Krankenhäuser und Lieferketten zu steuern.
So erhält Palantir Einblick in gesellschaftliche Kernsysteme – von Migrationsströmen über Sicherheits- und Gesundheitsdaten bis hin zu wirtschaftlichen Abläufen – und wird damit zu einem unsichtbaren, datengetriebenen Machtzentrum, das tief in staatliche Entscheidungsprozesse hineinwirkt.
Während der COVID-19-Krise war Palantir tief in staatliche Entscheidungsprozesse eingebettet.
In Großbritannien erhielt das Unternehmen Zugang zu Gesundheitsdaten von Millionen Bürgern. In den USA koordinierte es Impfstoffverteilung und Lieferketten.
Offiziell diente dies der Effizienz. Doch inoffiziell entstand eine nie dagewesene Verknüpfung staatlicher Macht mit privatwirtschaftlicher Kontrolle über Daten.
Der demokratische Blindfleck
Was Palantir tut, geschieht meist im Verborgenen. Die Algorithmen, mit denen Entscheidungen vorbereitet werden, sind nicht öffentlich überprüfbar. Wer kontrolliert, was Palantir kontrolliert?
Diese Frage bleibt unbeantwortet.
Wenn ein CEO öffentlich erklärt, er habe politische Bewegungen „gestoppt“, ist das ein Eingeständnis: Software kann Politik machen.
Und wenn Software Politik macht, ohne demokratische Kontrolle, ist das keine Innovation – es ist ein Paradigmenwechsel der Macht.
Technokratie als Ideologie
Karp verkörpert die Ideologie des neuen Technokraten:
Er glaubt, dass Datensysteme gerechter, rationaler und „objektiver“ sind als Menschen.
Doch wer die Systeme programmiert, prägt ihre moralischen Koordinaten.
Palantirs Systeme sind nicht neutral – sie sind Werkzeuge geopolitischer Interessen.
Ihre Anwendung entscheidet, wer Zugang bekommt, wer ausgeschlossen wird, wer als „Risiko“ gilt.
Die gefährliche Verführung der Effizienz
Im Namen der Effizienz werden Datenplattformen wie Palantir immer tiefer in staatliche Strukturen integriert. Sobald ein System einmal eingeführt ist, wird es nicht mehr hinterfragt.
Die Politik gewöhnt sich an ihre unsichtbaren Ratgeber – und die Bürger verlieren die Kontrolle darüber, wer wirklich regiert.
Ein neuer Leviathan
Alex Karp agiert im Schatten, doch seine Worte verraten eine Vision:
Eine Welt, in der Staaten sich der Logik von Datenmaschinen unterwerfen.
Eine Welt, in der demokratische Prozesse zu langsam, zu emotional, zu „ineffizient“ erscheinen – und in der private Softwarekonzerne die Entscheidungen übernehmen.
Wenn Technologie Macht ersetzt, wird Demokratie zur Simulation.
Und Palantir ist längst dabei, diesen Wandel technisch umzusetzen.
Schlussgedanke
„Wir definieren Märkte“, sagte Karp in Davos.
In Wahrheit definiert Palantir längst etwas viel Größeres: die Grenzen politischer Selbstbestimmung.
Solange solche Systeme ohne Transparenz, Rechenschaft und demokratische Kontrolle operieren, bleibt ihre Macht eine stille Gefahr –
eine digitale Schattenregierung, legitimiert nicht durch Wähler, sondern durch Algorithmen.
Video aufgetaucht: Palantir-Chef Karp bestätigt verdeckte Einflussnahme in Politik
