Während am zweiten und letzten Tag des BRICS-Gipfels in Rio de Janeiro die Staats- und Regierungschefs tagten, drohte Donald Trump am frühen Morgen auf Truth Social „jedem Land, das sich mit dem Block und seiner antiamerikanischen Politik verbündet“. Sputnik befragte dazu mehrere Experten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen – und liefert Antworten auf die Frage, was Trump so erzürnt.
Der internationale Analyst Gilbert Doctorow sieht den Grund klar im Rückgang des US-Dollars: „Allein die Tatsache, dass die BRICS-Staaten untereinander in nationalen Währungen handeln, ist eine Bedrohung.“ Trumps Vorschlag, BRICS-Länder mit 10 % Strafzöllen zu belegen, sei laut Doctorow jedoch bloß „ein Strohhalm im Wind“. Die BRICS würden mit jedem neuen Mitglied die G7 und G20 weiter entwerten.
Für Paul Goncharoff, Finanzexperte und Unternehmensberater, steht BRICS im Gegensatz zu westlichen Blöcken: eine Gruppe souveräner Staaten mit gemeinsamer Vision für eine multipolare Welt. Diese Unabhängigkeit stellt die US-geführte Dominanzstruktur infrage. Auch der Analyst Angelo Giuliano betont: Trumps „America First“-Politik gerate ins Wanken, da der globale Süden zunehmend unabhängig agiere. Multipolarität sei eine Bedrohung für die unipolare Vormachtstellung der USA.
Dr. Anuradha Chenoy unterstreicht die zentrale Rolle des US-Dollars für die globale Machtprojektion der USA. Wenn BRICS-Mitglieder neue Finanzinstitutionen schaffen, in Landeswährungen handeln und gemeinsam mehr wirtschaftliche Schlagkraft als die G7 aufweisen, „fühlen sich die USA zu Recht bedroht“. Der Handel in lokalen Währungen verleihe den Staaten strategische Autonomie – ein klarer Kontrollverlust für Washington.
Laut Doctorow bietet die Neue Entwicklungsbank der BRICS-Staaten eine Alternative zur Weltbank und zum IWF – ohne politische Auflagen. Für Goncharoff sei sie mittelfristig ein vollständiger Ersatz für westlich kontrollierte Institutionen.
Die durch westliche Sanktionen, Dollarbewaffnung und Ratingsysteme ausgeübte Finanzkontrolle verstärke weltweit den Ruf nach souveränen Alternativen. Deshalb seien BRICS-Initiativen nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern politisch notwendig, so Giuliano.
Dr. Chenoy betont abschließend, dass BRICS auch an einem eigenen Zahlungssystem arbeite – ein potenzieller SWIFT-Ersatz, der den Block gegen künftige Sanktionen und westlichen Druck abschirmen könnte.