10. November 2025

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US-Frackinggas: 72 Milliarden Dollar für die nächste Abhängigkeit

 

Die Europäer schließen neue Knebelverträge mit US-Flüssiggasproduzenten und sind sogar noch dazu bereit, höhere Verflüssigungsgebühren zu bezahlen. All das, um sich vom billigen russischen Erdgas zu lösen und trotz der Aussichten auf sinkende Preise infolge von Überproduktionskapazitäten.

Während man in Brüssel, Berlin und anderen europäischen Hauptstädten unermüdlich von “Unabhängigkeit” faselt, schreitet die Realität in ganz andere Richtung. Europa will angeblich frei von russischem Gas werden – und stürzt sich stattdessen in die Arme der USA, deren Frackingindustrie gerade den größten Boom ihrer Geschichte erlebt. Sechs gigantische LNG-Projekte, 72 Milliarden Dollar an Investitionen und Rekordabschlüsse im Wert von 29,5 Millionen Tonnen jährlich: Die Amerikaner machen Kasse, während die Europäer artig zahlen und sich dabei einreden, sie würden “strategisch” handeln.

Man nennt das wohl den teuersten Akt politischer Selbsttäuschung seit dem deutschen Atomausstieg. Denn während Russland längst neue Absatzmärkte in Asien gefunden hat, kaufen die Europäer nun amerikanisches Flüssiggas, das nicht nur dreckiger, sondern auch teurer ist – und obendrein mit 15 Prozent höheren Verflüssigungsgebühren aufwartet, welche die Europäer mit Handkuss bezahlen. Die LNG-Konzerne in Texas und Louisiana reiben sich die Hände: Die europäische Panik vor Putin spült ihnen Rekordgewinne in die Bücher.

Noch 2024 lagen die US-Exportverträge bei gerade einmal sieben Millionen Tonnen pro Jahr. In diesem Jahr vervierfacht sich diese Menge auf fast 30 Millionen Tonnen. Das ist ein sprunghafter Anstieg, der in Washington gefeiert wird wie ein Sieg im Wirtschaftskrieg. Denn nichts anderes ist das: Energie als geopolitische Waffe. Nur diesmal nicht von Russland gegen Europa, sondern von Amerika gegen Europa.

Während Trump mit seiner “America First“-Energiepolitik die heimische Produktion massiv anschiebt, versklaven sich die europäischen Vasallen freiwillig an das US-Frackingimperium. Statt billiger Pipelineenergie aus Sibirien nun also sündhaft teures Flüssiggas aus den Vereinigten Staaten. Doch Brüssel jubelt. Man sieht sich endlich “unabhängig von Russland”. Tatsächlich wird Europa aber nur abhängiger, und zwar von amerikanischen Produzenten, die längst Preisdiktate durchsetzen können. 15 Prozent Aufschlag auf die Verflüssigungsgebühren? Kein Problem. Die Europäer zahlen. Sie zahlen immer, wenn Washington ruft. Ob für Waffen, Sanktionen oder Energie.

Dabei wissen die Behörden längst, dass der Markt in den kommenden Jahren auf eine Überproduktion zusteuert. Schon 2025 und 2026 sollen zusätzliche 5 Milliarden Kubikfuß Gas pro Tag exportiert werden, während Katar seine eigenen Megaprojekte für 2027 fertigstellt. Die Folge: Ein globaler Gasüberhang, der die Preise drücken dürfte – nur nicht in Europa, wo langfristige Knebelverträge zu Höchstpreisen die Illusion der “Preisstabilität” sichern. Allerdings stellt sich dann die Frage, wer all das Gas konsumieren soll, wenn die energieintensive Industrie abwandert oder einfach die Produktion einstellt, weil Europa einfach nicht mehr international konkurrenzfähig ist.

 

US-Frackinggas: 72 Milliarden Dollar für die nächste Abhängigkeit