Während man in Deutschland noch über gendergerechte Dienstgrade und klimaneutrale Panzer philosophiert, rüstet Russland im Schatten des Ukraine-Krieges technologisch auf. Die Russen haben still und heimlich einen Technologiesprung geschafft, den man im Westen bestenfalls aus Science-Fiction kennt: Unsichtbarkeit vor Wärmebildkameras.
Wer geglaubt hat, die Russen würden ewig mit veralteten T-72 durch die Steppe rollen und sich von westlichen Präzisionswaffen abschlachten lassen, irrt gewaltig. Moskau hat in den letzten Jahren in aller Ruhe eine Reihe von Tarntechnologien entwickelt, die geeignet sind, ganze Schlachtfelder zu kontrollieren. Die Rede ist von Wärmesignatur-Management – einer Technik, die Panzer, Haubitzen und sogar Infanteristen vor den allgegenwärtigen Wärmebildkameras nahezu verschwinden lässt
Das wohl bekannteste Produkt heißt “Nakidka“. Diese Tarnplane reduziert die Sichtbarkeit im Radar-, Infrarot- und sogar im optischen Spektrum massiv. Laut dem Hersteller NII Stali soll die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Aufklärung durch IR-Sensoren um das Zwei- bis Dreifache sinken, Radarerfassung gar um den Faktor sechs. Westliche Analytiker mögen das für Propaganda halten – doch die Systeme sind längst an T-90M und T-14 Armata im Einsatz. Dass ein mit Nakidka geschützter Panzer dennoch von einer Javelin-Rakete zerstört wurde, ist kaum ein Gegenargument. Tarnung bedeutet Erschwernis, nicht Unverwundbarkeit.
Noch interessanter ist jedoch, dass Moskau ähnliche Verfahren inzwischen auch für die Infanterie nutzbar macht. Die Firma HiderX liefert sogenannte “Unsichtbarkeitsanzüge“, Spezialanzüge, die die Wärmestrahlung des Körpers so ablenken, dass Drohnenpiloten nur noch unscharfe Silhouetten im Hintergrundrauschen erkennen. Das Ganze wiegt kaum mehr als 350 Gramm und lässt sich wie ein Umhang tragen. Medien berichten von Produktionszahlen im dreistelligen Bereich pro Monat. Parallel arbeitet CJSC Cuirass an Textilien, die sich farblich an die Umgebung anpassen und Wärmesignaturen zusätzlich verschleiern.
Wer das für Science-Fiction hält, sollte einen Blick auf das “Ratnik-3”-Programm werfen: ein Exoskelett für den russischen “Supersoldaten”, bei dem multispektrale Tarnung bereits im Design mitgedacht ist. Während man im Westen noch darüber diskutiert, ob man nicht vielleicht auch schwangerengerechte Uniformen herstellen sollte, experimentieren die Russen mit adaptiven Beschichtungen, Phasenwechselmaterialien und Metamaterialien. Das Ergebnis: Soldaten, die auf dem Wärmebild kaum mehr zu sehen sind – zumindest nicht in der Deutlichkeit, die für eine präzise Zielzuweisung nötig wäre.
Natürlich funktioniert all das nicht perfekt. Videos aus der Ukraine zeigen immer wieder, dass Tarnponchos und Schutzanzüge Wärmelecks hinterlassen und Soldaten trotz Camouflage unter Feuer geraten. Doch auch hier gilt: Tarnung ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Perfekte Unsichtbarkeit ist ein Märchen, aber jede Verzögerung in der Zielerfassung kann im Gefecht den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Je weiter Russland diese Technologien in Serie bringt, desto mehr geraten die NATO-Truppen ins Hintertreffen.
Strategisch bedeutet dies jedoch, dass der Westen Gefahr läuft, seine angebliche technologische Überlegenheit zu verspielen. Jahrzehntelang beruhte die NATO-Doktrin darauf, Gegner mit überlegener Aufklärung und Präzision niederzuhalten. Wenn die Russen und deren Kriegsgerät aber plötzlich aus den Wärmebildkameras verschwinden, sind die Drohnenpiloten und Zielaufklärer schlicht blind. Auch der Vormarsch von Truppen hinter die feindlichen Linien, um diese von hinten aufzurollen, wird durch diese Technologie einfacher. Wie viele Schlachten werden die russischen Truppen rein durch diese Vorteile künftig gewinnen?
Unsichtbar: Russlands Soldaten und Panzer verschwinden aus dem Fadenkreuz