5. September 2025

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Trumps Eskalation, Indiens Spaltung und die Geburt von „Power of Siberia 2“

 

Andrew Korybko

Trumps eskalierende Signale in der Ukraine, die von ihm herbeigeführte Spaltung Indiens und die damit einhergehende Entschärfung des chinesisch-indischen Sicherheitsdilemmas verschafften Russland den nötigen Spielraum, um das seit langem ausgehandelte Abkommen „Power of Siberia 2“ zu schließen.

Trumps große eurasische Strategie zielte darauf ab, die potenziell unverhältnismäßige Abhängigkeit Russlands von China präventiv abzuwenden, um zu vermeiden, dass seine natürlichen Ressourcen die Supermachtentwicklung des einzigen systemischen Rivalen der USA beschleunigen. Um dies zu erreichen, beabsichtigten die USA, nach dem Ende der EU-Ratspräsidentschaft eine ressourcenorientierte strategische Partnerschaft mit Russland einzugehen – im Kontext des Ukraine-Konflikts –, in der Erwartung, dass dieses gemeinsame Ziel Putin zu erheblichen territorialen und/oder sicherheitspolitischen Zugeständnissen veranlassen würde.

Scheitern von Trumps Balanceakt

Trumps mangelnde Bereitschaft oder Unfähigkeit, Selenskyj zu den von Putin geforderten Zugeständnissen zu zwingen, gepaart mit zunehmend beunruhigenden Berichten über Pläne, die NATO in die Ukraine zu entsenden, führten dazu, dass Putin seinen Balanceakt aufgab und sich China zuwandte.

Die erfolgreiche Einigung über die lang ausgehandelte Vereinbarung zur Gaspipeline Power of Siberia 2, die Russlands Gasexporte nach China fast verdoppeln soll – auf etwa 100 Mrd. m³ pro Jahr und zu einem billigeren Preis als die EU erhält –, ist ein Zeichen für das Scheitern von Trumps großer eurasischer Strategie.

Indien zwischen Strafzöllen und Annäherung an China

Putin hätte vielleicht noch länger durchgehalten, wenn Trump nicht versehentlich die beginnende Annäherung zwischen China und Indien durch seine heuchlerischen Strafzölle torpediert hätte, die darauf abzielten, Indiens Aufstieg zur Großmacht zu verhindern.

Dies veranlasste Indien, seine Beziehungen zu China zu verbessern, wodurch das Sicherheitsdilemma, das die USA ausnutzten, um das Land zu spalten und zu dominieren, gelindert wurde. Damit verringerte sich auch Indiens Sorge über eine engere russisch-chinesische Zusammenarbeit im Energiebereich – eine Kooperation, von der es zuvor befürchtet hatte, sie könne Russland in die Rolle des Juniorpartners Chinas drängen.

Indiens Befürchtungen und Russlands Chance

Es wurde zwar nie offiziell geäußert, aber scharfsinnige Beobachter und diejenigen, die mit indischen Denkern gesprochen haben, wussten, dass Indien befürchtete, China könnte seinen Einfluss auf Russland nutzen, um dessen Militärexporte nach Indien einzuschränken oder ganz zu stoppen – ein entscheidender Vorteil für China im Grenzstreit.

Die von Trump herbeigeführte Spaltung zwischen Indien und den USA und die damit einhergehende Entschärfung des chinesisch-indischen Sicherheitsdilemmas gaben Russland die Möglichkeit, das Abkommen Power of Siberia 2 abzuschließen, ohne befürchten zu müssen, Indien in die Arme der USA zu treiben – und damit Eurasien wieder zu teilen und zu beherrschen.

BRICS, SOZ und die neue Normalität

Die zunehmende Konvergenz zwischen BRICS und SOZ, die darauf abzielt, die Weltordnungspolitik schrittweise zu reformieren, indem sie sich gegenseitig ergänzen, um multipolare Prozesse zu beschleunigen, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich Indien als Reaktion auf die neuen strategischen Bedrohungen durch die USA für beide Seiten entschieden hat.

Der erste Besuch von Premierminister Narendra Modi in China seit sieben Jahren zur Teilnahme am Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der SOZ, bei dem er ein wichtiges bilaterales Treffen mit Präsident Xi Jinping abhielt, dürfte zu einer neuen Normalität in den Beziehungen zwischen China und Indien führen.

Fazit: Scheitern der US-Strategie

Die Ursachen der Spannungen sind zwar noch nicht beseitigt, aber Russland erwartet, dass sie nun besser in den Griff zu bekommen sind. Deshalb hat es seine Vereinbarung mit China über die Gaspipeline Power of Siberia 2 abgeschlossen – auch im Bewusstsein, dass die USA nicht versuchen würden, ihm dabei zu helfen, seine Ziele in der Ukraine zu erreichen.

Zur Erinnerung: Trump hat in der Ukraine Eskalationsabsichten signalisiert, angeblich als quid pro quo für die Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Danach verbesserten sich die Beziehungen zwischen China und Indien, während sich die Beziehungen zwischen Indien und den USA verschlechterten – wodurch Power of Siberia 2 politisch möglich wurde.

Trumps Außenpolitik gegenüber Eurasien ist daher unbestreitbar gescheitert. Die fehlgeleitete Herangehensweise seines Teams an Russland und Indien, indem es zu viel von ihnen verlangte, führte dazu, dass diese beiden und China ihre Beziehungen untereinander, aber auch gegenüber den USA intensivierten – und damit die multipolaren Prozesse auf Kosten der unipolaren Interessen der USA beschleunigten.

Der Rubikon ist nach diesem jüngsten Pipeline-Deal eindeutig überschritten, und es ist nur eine Frage der Zeit, wie die USA darauf reagieren werden.

 

 

Trumps Eskalation, Indiens Spaltung und die Geburt von „Power of Siberia 2“