Kapital folgt der Rendite. Mit dem schwachen Yen und steigenden Zinsen in Japan könnte ein wichtiger Käufer von US-Staatsanleihen wegfallen und die Refinanzierung der US-amerikanischen Schulden noch teurer werden.
Jahrzehntelang haben viele japanische Investoren US-Staatsanleihen gekauft, weil sie als sicher galten und im Gegensatz zu den japanischen Bonds (welche aus patriotischen Gründen trotzdem gekauft wurden) zumindest etwas Rendite versprachen. Doch nun steigen die Zinssätze im Inland, statt Deflation gibt es Inflation und der Yen verliert gegenüber dem US-Dollar an Wert. Das führt zu Verschiebungen bei den Kapitalströmen.
Denn wenn japanische Papiere wieder nennenswerte Erträge erwirtschaften, werden die großen institutionellen Investoren des Landes wie Pensionsfonds, Versicherungskonzerne und Banken verstärkt umschichten. Angesichts dessen, dass die Japaner rund 1,2 Billionen Dollar an US-Staatsschulden halten und zu den wichtigsten Käufern im Ausland gehören ist dies auch für die Amerikaner eine kritische Entwicklung. Denn wenn die Nachfrage zurückgeht und das Angebot weiter steigt, ziehen auch die Zinssätze an.
Doch die japanische Zentralbank sitzt in einer Zwickmühle. Weitermachen heißt: noch mehr Yen drucken, noch schwächere Währung, höhere Preise für Importe und politischer Schaden. Aufhören heißt: die Renditen laufen lassen, die Zinslast der Staatsverschuldung (immerhin stolze 250 Prozent der Wirtschaftsleistung) sichtbar erhöhen und den Mythos der ewig tragfähigen Schuldenfinanzierung zerbrechen. Beides untergräbt Vertrauen und sorgt für Kollateralschäden.
Das ist keine Finanzbombe die bald hochgeht, aber ein weiterer Stresstest für ein globales Finanzsystem, das von der Verschuldung von Staaten profitiert. Es ist eine schleichende Korrektur von Finanzströmen, die jedoch neue Verwerfungen verursachen kann. Für die neue japanische Regierung selbst heißt dies aber auch, dass sie entweder auf eine Schuldenkrise oder eine Währungskrise zusteuert, sollte sie nicht in der Lage sein, eine gewisse Balance zu finden. Beides wäre für die ohnehin angespannte weltwirtschaftliche Lage angesichts der weiterhin wichtigen Rolle Japans nicht ideal.
Für den US-Dollar könnte der Abzug des japanischen Kapitals jedoch eine schlechte Nachricht sein und diesen unter Druck setzen. Denn andere kapitalkräftige Käufer für US-Staatsanleihen werden ebenfalls weniger. Russland hat sich schon entdollarisiert und China legt ebenfalls Zurückhaltung an den Tag. Und je intensiver Washington den Dollar “bewaffnet”, desto weniger andere Länder wollen sich zu sehr an die US-Währung binden und nach Alternativen suchen.
