13. Oktober 2025

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Schluss mit Anonymität: EU will digitalen Ausweis zur Eintrittskarte fürs Internet

 

EU startet neuen Vorstoß für Alterskontrollen per Digitaler ID und Untersuchung von Tech-Giganten im Rahmen des Digital Services Act

Verpflichtende Alterschecks markieren einen leisen, aber seismischen Schritt in Richtung einer digitalen Identität als Preis für den Zutritt zum Internet.

Die Europäische Kommission weitet ihre Bemühungen aus, um Online-Altersüberprüfungen durchzusetzen und den Zugang zu bestimmten digitalen Inhalten im Rahmen des Digital Services Act (DSA) einzuschränken.

Diese jüngste Phase zielt sowohl auf die größten Tech-Konzerne als auch auf eine breite Palette kleinerer Plattformen in der gesamten EU ab.

Snap, Google, Apple und YouTube haben formelle Anfragen der Kommission erhalten, die Einzelheiten dazu verlangt, wie diese Plattformen Minderjährige davon abhalten, auf Inhalte zuzugreifen, die sie als schädlich oder illegal einstuft. Dazu gehören Inhalte zu E-Zigaretten, Drogen und Essstörungen. Snapchat wurde aufgefordert zu erklären, wie es Nutzer unter 13 Jahren von der Plattform fernhält.

Der App Store von Apple und Google Play werden zu ihren Alterseinstufungssystemen und den Sicherheitsvorkehrungen beim Herunterladen von Apps befragt.

YouTube muss seine Nutzung von Altersnachweis-Tools und den Umgang seiner Empfehlungsalgorithmen mit Inhalten für junge Zuschauer erläutern.

Die Kommissarin für digitale Wirtschaft, Henna Virkkunen, sagte bei einem Treffen der digitalen Minister in Dänemark, wo der Online-Schutz von Kindern diskutiert wurde: „Wenn Minderjährige Online-Dienste nutzen, muss ein sehr hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz gewährleistet sein.“

Parallel zu diesen Anfragen hat die Kommission eine zweite Version ihres EU-weiten Rahmens für die Altersüberprüfung veröffentlicht.

Das System führt eine App ein, die Nutzer auf ihren Geräten installieren müssen. Über diese App vollziehen die Nutzer eine einmalige Identitätsprüfung mit offiziellen Dokumenten. Nach der Verifizierung erhalten sie einen sogenannten anonymen Altersnachweis, der dann Online-Plattformen vorgelegt werden kann, um auf eingeschränkte Dienste zuzugreifen.

Obwohl der Altersnachweis so gestaltet ist, dass keine wiederholte Vorlage des Ausweises nötig ist, erfordert der Prozess dennoch eine initiale Identitätsprüfung mit einem Personaldokument. Dies bindet den Zugang zu altersbeschränkten Inhalten effektiv an eine digitale ID.

Pilottests laufen bereits mit Beteiligung ausgewählter EU-Mitgliedstaaten, Plattformen und Nutzer. Die Kommission erwartet, dass die ersten Anwendungen, die dieses Modell nutzen, Anfang 2026 verfügbar sein werden.

Zusätzlich zur Überwachung großer Tech-Firmen verschärft die Kommission die Durchsetzung gegenüber kleineren Diensten.

Eine Arbeitsgruppe des Europäischen Boards für digitale Dienste arbeitet mit nationalen Behörden zusammen, um zu identifizieren, welche Plattformen Kinder einem größeren Risiko aussetzen könnten. Die Gruppe bereitet auch gemeinsame Tools vor, um die Durchsetzung in allen EU-Ländern zu unterstützen.

Auf politischer Ebene bildet die Kommission ein neues Beratergremium, das sich darauf konzentrieren soll, das Online-Erlebnis für Minderjährige, insbesondere in sozialen Netzwerken, zu verbessern.

Während diese Maßnahmen als Schutzmaßnahmen dargestellt werden, deuten sie auf einen breiteren Schritt in Richtung einer verpflichtenden Identitätsüberprüfung als Zugangsvoraussetzung für Online-Dienste hin.

Die Bewegung schürt anhaltende Befürchtungen hinsichtlich Privatsphäre, Datensicherheit und den langfristigen Auswirkungen der Normalisierung eines ausweisbasierten Internetzugangs.

 

Schluss mit Anonymität: EU will digitalen Ausweis zur Eintrittskarte fürs Internet