Drei Jahre nach dem Sabotageanschlag auf die Nord-Stream-Pipelines sitzt nun ein ukrainischer Mann in Italien in Haft – präsentiert als Drehbuchautor des Tiefsee-Märchens. Angeblich orchestrierte er die Sprengung aus dem Bauch einer Rostocker Segelyacht – Taucher-Equipment und Baumarkt-Sprengstoff inklusive. Wie glaubwürdig ist die Story?
Ein Kommentar von Heinz Steiner
Der Ukrainer Serhii K. wird nun von Staatsanwaltschaft und Mainstream als zentraler Koordinator dargestellt – dabei reicht ein Blick in die Tauchertechnik und Sprengmechanik, um das alles als Ablenkungsmanöver zu entlarven. Die Explosionsorte der Pipelines lagen bei rund 70–90 Metern Tiefe – jenseits der Grenze für Freizeittaucher, jenseits auch dessen, was eine einfache Jacht logistisch ermöglicht.
Technisches Tauchen beginnt spätestens dort, erfordert Mischgase (Trimix, Heliox), redundante Flaschen, Dekompressionsstopps – und üblicherweise auch eine Dekompressionskammer auf einem Begleitschiff. Rechnet man 20 Minuten Bottom Time bei 80 Metern Tiefe (also nur die Arbeit am Rohr), sind drei Stunden Tauchzeit nötig – inklusive Dekompression.
Ein ernsthaft geplanter Einsatz bei diesen Tiefen würde Stunden dauern, erfordert genaue Gas-Profile, Tauchcomputer, Backup-Systeme – keine Spaßexpedition mit einer Charterjacht. Die Sprengkraft wird gemeinhin kalkuliert auf mehrere hundert Kilogramm TNT-Äquivalent: Dänisch-schwedische Quellen sprechen von mindestens 100–320 kg, andere Schätzungen nennen deutlich höhere Werte je Detonation, manche Untersuchungen nähern sich gar 750 kg pro Sprengladung an. Das braucht ordentlich Wumms – aber wohl kaum irgendwelche lächerlichen 300 kg Baumarktsprengstoff für drei Explosionen.
Die Explosionen hoben etwa 250.000 Tonnen Sediment vom Meeresgrund und kontaminierten einen Bereich von 11 Kubikkilometern Wasser, darunter chemische Kampfstoffe und giftiges TBT. Der Schaden – ökologisch, wirtschaftlich und politisch – war gigantisch. Und das alles durchgeführt von Freizeitskippern mit selbstgebastelten Plastiksprengsätzen? Selbst wenn man technisch stärkere Sprengstoffe (z. B. HMX) zugrunde legt, wären immer noch große Mengen nötig – mehr, als eine einfache Jacht transportieren könnte.
Präsentiert man den Menschen mit Serhii K. einfach ein Bauernopfer? Jemanden, den man – sobald die Wogen wieder geglättet sind und sich niemand mehr dafür interessiert – dann mit einer ordentlichen Abfindung und einer neuen Identität ins Exil schicken kann? Im Stil von ausgeklügelten Geheimdienstoperationen wäre so etwas auf jeden Fall.
Sabotage-Märchen Nord Stream: Wie man uns Segeljachten als Terrorwaffe verkaufen will