Die Show in Quantico war weit mehr als ein Motivationsvortrag für gelangweilte Generäle. Trump und Hegseth inszenierten nichts Geringeres als die Wiedergeburt eines Kriegsministeriums, das nicht mehr für “Demokratieexport” oder Genderseminare stehen soll, sondern für blanke Schlagkraft. Vor den Augen von fast 800 Admirälen und Generälen machten sie klar: Die Ära der woke-bunten Militärverwaltung ist vorbei, ab jetzt zählen Disziplin, Fitness und Kampfgeist. Amerikas Armee soll wieder Krieg führen – und zwar um zu siegen.
Man stelle sich das Bild vor: eine Parade von fast 800 Generälen, eingeflogen aus allen Ecken des Globus, zusammengedrängt in einer Halle. Und wofür? Für eine Lektion im “Kriegerethos” von einem Minister, dessen Ressort Trump kurzerhand von “Department of Defense” in “Department of War” umbenannt hat. Statt nüchterner Vorträge über Verwaltungsroutinen gab es den politischen Holzhammer. Es ging nicht um Bartvorschriften oder neue Fitnesspläne, sondern um die symbolische Generalabrechnung mit den Leitlinien der Biden-Ära. Dass die Medien dieses Schauspiel als Personal-Motivationsseminar verkauften, sagt mehr über ihre Funktion als Propagandaverstärker aus als über den Inhalt der Rede.
Die US-Mainstreammedien versuchten im Vorfeld, das Ganze als harmlosen Motivationsvortrag zu verkaufen. Aber wer lädt hunderte Generäle aus Kriegsgebieten und Stützpunkten weltweit ein, nur um ihnen zu sagen, dass sie sich bitte rasieren und in Form bringen sollen und dass die Klimahysterie ab sofort nicht mehr als Dienstvorschrift gilt? Das Ganze war ein politisches Schauspiel, und die Bühne war das US-Militär. Dass die Mainstreammedien brav die offizielle Lesart nachbeteten, sagt mehr über die Rolle der Presselandschaft aus als über den Inhalt der Veranstaltung.
Hegseth sparte nicht mit Parolen: Schluss mit Diversity, Schluss mit Transgender-Offizieren, Schluss mit Klimawahn. Stattdessen männliche Tugenden, Disziplin, Härte – wer nicht ins Schema passt, fliegt raus. Mit ein paar Sätzen erklärte er die woke Bürokratie der Biden-Ära für erledigt. Trump selbst setzte noch einen drauf, als er die Generäle wie kleine Jungs in der Turnhalle musterte und polterte: “Zu fett.” Damit wurde auch die Ankündigung eines neuen alle zwei Jahre durchzuführenden Fitness-Tests für die oberste Riege verbunden. Die Botschaft: Wer führen will, muss Vorbild sein – auch körperlich.
Doch Trump beließ es nicht bei Spott und Standards. Er schlug vor, die verwahrlosten Großstädte der USA als “Trainingsgelände” für Armee und Nationalgarde zu nutzen. Baltimore, Chicago, Detroit – Städte, in denen Gangs ganze Stadtteile dominieren, in denen die Mordraten explodieren und der Staat längst kein Machtmonopol mehr besitzt. Der Vorschlag war ein politisches Signal: Die Armee soll nicht nur Kriege im Ausland gewinnen, sondern auch die innere Zerrüttung bekämpfen. Ein Land, das seine eigenen Städte verliert, so Trumps Botschaft, kann auf der Weltbühne keine Supermacht mehr sein.
Während Hegseth erklärte, man werde künftig nicht mehr “für Demokratie” kämpfen, sondern “um zu siegen”, entlarvt ein Blick nach außen die Widersprüchlichkeit dieser Doktrin. In der Ukraine wird seit Jahren Nation-Building betrieben – ein künstlich stabil gehaltener Staat, der ohne westliche Hilfe längst zerfallen wäre. Die Rhetorik vom reinen Kriegerethos beißt sich mit der Realität amerikanischer Außenpolitik, die immer wieder auch politische Konstruktionen am Leben erhält, die alleine nicht lebensfähig wären. Doch Hegseth hielt an seiner Linie fest: Die einzige Mission des Kriegsministeriums sei, Kriege zu führen und Siege einzufahren. Nicht, weil man den Krieg liebe, sondern weil man den Frieden bewahren wolle – eine Formel, die schon römische Feldherren im Munde führten.
Ironisch wirkt diese Rhetorik, wenn man bedenkt, dass die USA seit ihrer Gründung fast permanent im Krieg standen und mehr Stützpunkte rund um den Globus betreiben als jedes andere Land. Und während die politische Führung in Washington den militärischen Siegeswillen beschwört, zerfällt die Wehrtüchtigkeit im Inneren. Amerikas Jugend ist übergewichtig, unfit und zunehmend unwillig, überhaupt eine Uniform anzuziehen. Selbst Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. mit seinem Slogan “Make America Healthy Again” wirkt in diesem Kontext fast wie ein Zuarbeiter der Generäle: eine fittere Jugend wäre zugleich eine kriegstauglichere Jugend. Die Parallelen sind schwer zu übersehen.
Am Ende steht weniger eine Debatte über Rasurpflichten und Laufbänder, als vielmehr ein Bekenntnis zur geopolitischen Eskalation. Trump und Hegseth haben gezeigt, dass ein neuer Wind weht. Doch wenn Trump zugleich den Einsatz von Tomahawk-Raketen gegen Ziele tief in Russland ins Spiel bringt, stellt sich die Frage, wie viel “Sieg” im atomaren Inferno übrig bliebe. Der große Aufmarsch in Quantico war ein Signal nach innen und außen: Amerika will nicht verwalten, sondern dominieren. Doch wer Frieden mit der Sprache des Krieges begründet, darf sich nicht wundern, wenn am Ende nur noch das Donnern der Raketen übrig bleibt.
Quantico-Spektakel: Wie Trump und Hegseth das Militär auf Kriegskurs trimmen