6. Juni 2025

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Pulkautal: Toscana des Weinviertels in Gefahr durch Windräder

 

Genau dort, wo der Kaiseradler brütet, sollen fünf Windenergiemaschinen errichtet werden: Am Buchberg im Pulkautal, in einer der schönsten Landschaften des Weinviertels mit sanften Hügeln, herrlicher Flora und Fauna und malerischen Kellergassen. Und damit wird wieder einmal durch die Politik eine einzigartige Kulturlandschaft zerstört und zur Fratze gemacht. Bürger machen dagegen mobil, auch mit rechtlichen Schritten. Wie schwierig es ist, sich gegen die desaströse Windkraftpolitik von Pernkopf und Co. zu wehren, ist eine lange Geschichte und man fragt sich: Was soll NÖ mit 200 weiteren Windrädern, wenn der Strombedarf schon 140 Prozent gedeckt ist?

Gastkommentar von Angelika Starkl

Ein Kaiseradlerweibchen brütet derzeit in einem Horst am idyllischen Buchberg. Aber nicht nur die Kaiseradler sind akut durch den Bau der Windräder bedroht, sondern auch die Seeadler, die Schwarz- und Rotmilane und weitere seltene Vogelarten wie die Rohrweihe. Im Lebensraum des Buchbergs gibt es über 18 Fledermausarten, die geschützt werden müssen, die ganze Region ist ein Ort einzigartiger biologischer Vielfalt. Genau dorthin sollen Großindustrieanlagen errichtet werden. 5 Windmaschinen mit 245 Metern Höhe. Gutachter vom Land NÖ bestellt, behaupten Ungeheuerliches: Es heißt da etwa: „Durch das Einbringen von fünf zusätzlichen, hohen Windkraftanlagen in vormals unbelastete Sichträume kommt es zu einer technogenen Überprägung der Landschaft. Der Landschaftscharakter bzw. das Erscheinungsbild des Landschaftsteilraumes werden jedoch nicht wesentlich verändert…‘‘

So steht das wörtlich in dem vom Land NÖ in Auftrag gegebenen Teilgutachten „Raumordnung, Landschaft und Ortsbild“ von Thomas Knoll. Dass das Erscheinungsbild einer Landschaft durch Windräder nicht wesentlich verändert wird, liest sich wie ein schlechter Witz. Aber es geht noch weiter: „Die Kellergassen werden aufgrund ihrer lokalen Bedeutung mit mäßig sensibel eingestuft“, heißt es bei Gutachter Knoll. Eine wunderschöne Region, die vom Wein, den Heurigen und vom Tourismus lebt, findet vor den Übergriffen der Windrad-wütigen Politik keine Gnade.

Tourismus-Professor Peter Zellmann weist in seinem Gutachten zur Umweltverträglichkeitsprüfung zum Windpark Wullersdorf darauf hin, dass es im Umweltbericht zum NÖ Raumordnungsprogramm dezidiert heißt, „besonders bedeutende, das Landschaftsbild prägende Weinbaukomplex-Landschaften sollen weiterhin von Windkraftanlagen freigehalten werden.“ Zellmann: „Es steht außer Zweifel, dass es sich bei den Weinbaufluren südlich und nördlich des Buchbergs um genau solche Fluren handelt.“

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Auch die Tschechen wehren sich gegen das Projekt

Bei einer Bürgerversammlung zu Beginn des Jahres 2025 in Untermarkersdorf war der Vizebürgermeister von Znaim als Redner zu Besuch und er berichtete von 20 Bürgermeistern in Tschechien, die gegen das Windkraftprojekt Wullersdorf auftreten. Von der Burg Znaim aus, überblickt man die ganze Region um Pulkau. Es wurde sogar von tschechischer Seite eine Petition an Pernkopf geschickt, leider ohne jeden Erfolg. Bemühung der Bürger stößt auf taube Ohren in der Landesregierung! Für die fünf geplanten Windräder auf der Südseite des Buchbergs läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung. Im Endausbau könnten es 17 Windräder werden.

Die Keiler sind schon fleißig unterwegs: Vertreter von mindestens fünf Windparkbetreibern (EVN, Im Wind, Bruck, WEB, Bloch3) streifen durch das Pulkautal und bieten Grundbesitzern und Gemeinden Verträge und Geld für die künftige Grundnutzung für die Errichtung von Windparks an. Aktuell planen die Windkraftbetreiber von Haugsdorf bis Seefeld-Kadolz auf dem nördlichen Höhenzug des Pulkautals entlang der tschechischen Grenze mindestens 40 Windkraftwerke der neuesten Generation mit 245 Meter Höhe. Die zuständigen Bürgermeister der Gemeinden sind ihrer Informationspflicht gegenüber den Bürgern kaum nachgekommen. Für sie winkt scheinbar nur das große Geld.

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Besondere Funde und Archäologie-Weg werden nicht berücksichtigt

Die Errichtung eines Windparks auf der markanten Höhenlinie des Buchberges stellt eine beispiellose Degradierung des kulturhistorisch bedeutsamen Ensembles aus Landschaft und deren archäologischen Stätten dar. Nur 1900 Meter entfernt von einem historischen Ausgrabungsort soll ein Windrad gebaut werden – (Aurignacien, Periode um 20. 000 v. Chr.) und direkt am Weinviertel Wanderweg liegen. Schöne Aussicht! Das bedeutet, dass der hässliche Windpark auf dem dem Buchberg-Rücken den Archäologie-Weg so brutal niederschlägt, dass sich das Vergnügen eines Spaziergangs im kulturhistorischen Gebiet von selbst erledigt. Damit wird dem schönen Pulkautal nicht nur das Gesicht zerstört, sondern auch sein Herzstück vergewaltigt.

Ein weiteres Kulturgut, die in Europa einzigartigen Kellergassen, sind bedroht. Wer will schon im Pulkautal Wein trinken, die Schmankerl genießen und dabei Windräder vor der Nase haben? Da vergeht schnell der Gusto. Auch die Ästhetik verabschiedet sich im Nu. Die Zerstörungen, die ein Windpark in dieser Lage und mit diesen Höhen-Ausmaßen für diese Region mit sich bringen würde, ist immens.

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Der Kampf gegen die Windmühlen ist mühsam und langwierig

Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Pulkautal und Wullersdorfer Land“ kämpft schon seit seit 18 Jahren für den Erhalt dieser einzigartigen Landschaft und deren Artenschutz. Um den Bau der Windkraftanlagen zu stoppen, ist sie auf finanzielle Hilfe angewiesen. Die Kosten für Anwälte und Gutachten, um vor dem Verwaltungsgerichtshof gegen die Genehmigung (ein positiver UVP-Bescheid ging im Februar 2025 ein) des ersten Windparks am Buchberg vorzugehen, können sie schwer allein stemmen. Eine Spende hilft: Bürgerinitiative Zukunft Pulkautal www.zukunft-pulkautal.at

 

Pulkautal: Toscana des Weinviertels in Gefahr durch Windräder