Säuglingsratten, die „sicheren“ Handy-Strahlungswerten ausgesetzt waren, erlitten eine beeinträchtigte neuronale Entwicklung und eine gestörte Gehirnchemie, während parallele In-vitro-Tests DNA-Schäden in neuronalen Stammzellen zeigten.
von Nicolas Hulscher, MPH
Eine neue, in Neurotoxicology veröffentlichte peer-reviewte Studie hat herausgefunden, dass alltägliche Handy-Strahlung – 20-mal unterhalb des gesetzlichen Sicherheitslimits in den USA – die Gehirnentwicklung bei Säuglingsratten störte und DNA-Schäden in neuronalen Stammzellen verursachte.
Forscher setzten trächtige Ratten und deren Nachwuchs einer 900-MHz-Hochfrequenzstrahlung aus – ein Standard-Handyband – bei dem öffentlichen Ganzkörper-Sicherheitslimit von 0,08 W/kg, der Schwelle, die von internationalen Regulierungsbehörden (ICNIRP) empfohlen wird.
Zum Vergleich: US-Regulierer (FCC) erlauben es Handys, bis zu 1,6 W/kg als lokalisierte Dosis in Kopfnähe abzugeben – zwanzigmal höher als das in dieser Studie verwendete Niveau.
Selbst bei diesem winzigen Bruchteil des gesetzlichen Maximums zeigten die jungen Ratten deutliche Anzeichen von Hirnverletzungen und zellulärem Stress – darunter weniger proliferierende Gehirnzellen, reduzierte Synapsenbildung und eine gestörte Gehirnchemie:
Weniger Gehirnzellen und Synapsen
Rattenwelpen, die vor und nach der Geburt exponiert wurden, hatten weniger proliferierende Gehirnzellen im Hippocampus und Kortex, zusammen mit reduzierter Synapsenbildung und verändertem exzitatorisch/inhibitorischem Gleichgewicht während wichtiger Entwicklungsphasen.
Gestörte Gehirnchemie
Die Spiegel von BDNF – einem Protein, das für Lernen und Gedächtnis entscheidend ist – sanken bei exponierten Tieren. Die Verschiebung des Synapsengleichgewichts in Richtung Inhibition entspricht Mustern, die mit kognitiven Beeinträchtigungen und neuroentwicklungsbedingten Störungen verbunden sind.
Veränderter Zellschicksalsweg im Gehirn
Stammzellen in der Kultur bildeten mit geringerer Wahrscheinlichkeit Neuronen und mit höherer Wahrscheinlichkeit Gliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten-Vorläufer), was auf eine langanhaltende Verschiebung in der Gehirnzellentwicklung hinweist.
DNA-Schäden und Zelltod
Neuronale Stammzellen, die bei dem „öffentlichen Sicherheitslimit“ von 0,08 W/kg exponiert wurden, entwickelten DNA-Doppelstrangbrüche, erhöhte Apoptose (Zelltod) und stressbedingte Überproliferation.
Oxidativer Stress nicht Hauptfaktor
Die Studie maß Marker für oxidativen Stress in Rattengehirnen, fand jedoch keine signifikanten Veränderungen. Dies deutet darauf hin, dass die Hauptschadenswege die DNA-Integrität und die veränderte Zelldifferenzierung betrafen, nicht jedoch primär oxidativen Stress.
All diese Effekte wurden bei 0,08 W/kg beobachtet – der ICNIRP-„öffentlichen Sicherheits“-Schwelle für Ganzkörperexposition. Zum Vergleich: US-Handys dürfen bis zu 1,6 W/kg am Kopf abgeben (lokalisierte Exposition) – ein Niveau, das 20-mal höher ist als das, was in dieser Studie Schäden verursachte.
Diese experimentellen Daten helfen zu erklären, warum Setia et al. herausfanden, dass eine hohe Belastung durch drahtlose EMF das Risiko von Entwicklungsverzögerungen bei Säuglingen mehr als verdreifacht.
Eine klare Sache: EMFs sind nicht harmlos. Dass sie für das Auge unsichtbar sind, bedeutet nicht, dass sie ohne Wirkung sind. Belege deuten darauf hin, dass besonders sich entwickelnde Säuglinge anfällig sind und die meisten negativen Folgen durch EMF-Exposition erleiden. Wann immer möglich, sollte die tägliche Exposition minimiert werden.