Mikroplastik ist mittlerweile überall. Selbst in Insekten, die wiederum als Teil der Nahrungskette diese Kunststoffpartikel an Fressfeinde weitergeben. Untersuchungen in Großbritannien zeigen, wie groß das Problem mittlerweile ist. Denn am Ende trifft es auch uns Menschen.
Eine neue Studie aus Großbritannien schlägt Alarm: Mikroplastik hat sich in die gesamte Nahrungskette eingeschlichen, von Insekten bis zu Vögeln und Säugetieren. Forscher der Universitäten Sussex und Exeter haben nachgewiesen, dass Käfer, Schnecken und Regenwürmer in erschreckendem Maße Kunststoffpartikel in ihren Mägen tragen. Was als Umweltproblem begann, bedroht nun die Grundlagen unserer Ernährung und zeigt, wie leichtfertig die Politik mit der Natur umgeht.
Die Wissenschaftler untersuchten demnach über 580 Proben von 51 Standorten in Sussex und fanden in knapp 12 Prozent der Insekten und Wirbellosen Mikroplastik. Regenwürmer sind mit 30 Prozent am stärksten betroffen, gefolgt von Schnecken mit 24 Prozent. Besonders perfide: Der Großteil des Plastiks besteht aus Polyester, vermutlich aus Kleidung, die über Waschmaschinen in die Umwelt gelangt. Ein Gartenkäfer trug sogar ein 4,5 Millimeter langes Nylonstück in sich – ein Viertel seiner Körperlänge!
Eine Quelle des Ganzen? Getrockneter Klärschlamm, der als Dünger in der Landwirtschaft verwendet wird. Dieser enthält Fasern aus Haushalten und Industrie, die über die Kanalisation in die Kläranlagen und von da aus dann in die Böden gelangen.
Die Nahrungskette in Gefahr
Das Mikroplastik in Insekten ist nicht nur ein Problem für die Tiere selbst – es wandert weiter. Vögel, Igel und andere Arten, die sich von diesen Insekten ernähren, nehmen die schädlichen Chemikalien auf, die im Plastik lauern. Eine Studie aus dem Jahr 2020 im Journal Global Change Biology zeigte, dass Wasseramseln täglich rund 200 Plastikpartikel über ihre Beute aufnehmen. Diese Partikel, oft kleiner als 0,5 Millimeter, reichern sich im Körper an und schädigen die Gesundheit der Tiere.
Die Folgen sind dramatisch: Mikroplastik kann nämlich zu Wachstumsstörungen, Unfruchtbarkeit und Schäden an Leber, Nieren und Magen führen. Auch das Schlaganfallrisiko steigt. Selbst räuberische Insekten wie Marienkäfer sind betroffen, was zeigt, wie tief das Problem in die Ökosysteme eingedrungen ist. Wenn die Grundlage der Nahrungskette verseucht ist, bleibt die Frage: Wie lange, bis der Mensch die Konsequenzen spürt?
Nicht nur Plastikmüll dafür verantwortlich
Die Quellen des Mikroplastiks sind vielfältig – von Kleidung über Farben und Gummiabriebe von Fahrzeugen, bis hin zu landwirtschaftlichen Praktiken. Die Forscher fordern dringend mehr Untersuchungen, um die langfristigen Schäden für die Biodiversität zu verstehen. Denn diese kleinen Kunststoffpartikel lagern sich auch im menschlichen Gehirn ab.
Die Reduktion von Plastikmüll alleine wird allerdings nicht ausreichen, um diesem Problem zu begegnen. Unsere komplette moderne Wirtschaftsstruktur sorgt dafür, dass immer mehr dieser Partikel die Umwelt belasten. Und das für sehr lange Zeit. Denn zur völligen Zersetzung dieser winzigen Kunststoffteilchen braucht es Tausende von Jahren.