Deutschland diskutiert wieder über Geld – diesmal über das Geld, das alte Menschen kosten. Nach Ansicht des Pflegeheimleiters Joachim Knollmann sind Einzelzimmer in Pflegeheimen nicht mehr finanzierbar. Doch was als nüchterne Analyse daherkommt, ist ein gefährlicher Vorschlag: Alte Menschen sollen sich ihre letzten Lebensjahre wieder teilen – im Mehrbettzimmer, aus Kostengründen.
Ein Kommentar von Andrea Waldner
Joachim Knollmann (64) ist Leiter des Seniorenzentrums Bethel in Bad Oeynhausen, CDU-Kommunalpolitiker und auf TikTok als „Pflegeflüsterer“ unterwegs.
Wer alt, krank oder pflegebedürftig wird, verliert ohnehin schon vieles: Kraft, Selbstständigkeit, oft das eigene Zuhause. Was bleibt, ist ein kleiner Raum, ein Stück Privatsphäre – das letzte bisschen Kontrolle über das eigene Leben. Doch auch das soll den alten Menschen nicht mehr vergönnt sein, wenn es nach Knollmann geht. Im Gespräch mit der WELT fordert er Reformen und erklärt: „Das System mit dieser Einzelzimmerquote können wir uns nicht mehr leisten.“
Der Heimleiter warnt vor einem Kollaps des Systems aufgrund von Personalmangel, zu viel Bürokratie und zu hohen Kosten – dazu kommt die steigende Zahl der Pflegebedürftigen. Schon jetzt läge der durchschnittliche monatliche Eigenanteil für einen Pflegeheimplatz in NRW bei über 3400 Euro für das erste Aufenthaltsjahr – Tendenz weiter steigend.
Knollmann gibt an, dass 80 Prozent der Kosten Personalkosten seien – eine Pflegefachkraft in Vollzeit würde inzwischen nach dem Tarif der Diakonie mit Zulagen zwischen 4500 und 5000 brutto im Monat verdienen und bei Pflegekräften von Zeitarbeitsfirmen lägen die Kosten noch höher. Bezahlen müssten das letztlich die Pflegeheimbewohner, bei jedem Dritten würde bereits das Sozialamt einspringen müssen. (Dass Leitungen in diesem Bereich sich so gern über fehlendes Personal beklagen, obwohl doch so “viel” bezahlt werden würde, darf allerdings allgemein hinterfragt werden. Bei den üblichen niedrigen Pflegeschlüsseln werden einzelne Mitarbeiter regelrecht verheizt und kassieren durch ständiges Einspringen zwar Zulagen, brennen aber dennoch früher oder später aus und kündigen.)
Viel Lob hat Knollmann für Pflegekräfte aus dem Ausland übrig, viele würden angeblich mit „exzellenten Sprachkenntnissen“ kommen. (Er spricht sich auch dafür aus, den Familiennachzug zu erleichtern.) Wer im deutschen Gesundheitssystem arbeitet, erlebt leider oft das exakte Gegenteil. Dafür kosten viele migrantische Arbeitskräfte Einrichtungen und Kliniken aber weniger: Die zähe Anerkennung der Qualifikation, die ohnehin oftmals niedriger als bei deutschen Fachkräften ausfällt, ermöglicht niedrigere tarifliche Einstufungen. Ranklotzen müssen die Betroffenen trotzdem. Menschen, die aus ihrer Heimat viel niedrigere Löhne gewöhnt sind, gelten für deutsche Arbeitgeber oft als angenehm anspruchslos und stehen daher durchaus hoch im Kurs.
Besonders scharf kritisiert der „Pflegeflüsterer“ dagegen das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG), das in NRW 2008 in Kraft trat und neue Standards setzte – zum Schutz der Privatsphäre und zur Förderung der Selbstbestimmung. Die Bewohner sollen nicht nur versorgt werden, sie sollen sich auch zu Hause fühlen. Dazu gehört auch eine Einzelzimmerquote für Pflegeheime – für Bestandsbauten von 80 Prozent und 100 Prozent für Neubauten. Laut Knollmann stieg dadurch der Investitionskostentagessatz, oft als „Miete“ bezeichnet, für alle Bewohner von 14 auf 31 Euro pro Tag. Nicht allen Heimbetreibern gelang es, die neuen Bestimmungen zu erfüllen. Sie mussten schließen.
Knollmanns eigene Einrichtung macht keinen Profit
Knollmanns Einrichtung schreibt Verluste. Für ihn war es ein Fehler, „aus funktionalen Pflegeheimen First-Class-Hotels machen zu wollen“. Seine Forderung: „Wir müssen abspecken.“
Knollmann hat insofern recht: Das System ist krank. Doch das Problem liegt nicht darin, dass die Ansprüche zu hoch sind, sondern in der Politik, die nichts für die eigenen Leute tun will. Deutschland alimentiert Millionen von Migranten, die nie auch nur einen Cent in die Sozialsysteme eingezahlt haben (die aber trotzdem bis ins hohe Alter vollversorgt und gepflegt werden wollen) und verteilt Milliarden in der Welt für Entwicklungshilfe, Migrationsfonds, EU-Programme, Klimafinanzierungen – alles mit dem Anspruch moralischer Größe.
Sie haben jahrzehntelang gearbeitet, eingezahlt, verzichtet: Die Generation, die dieses Land nach dem Krieg aufgebaut hat, wird zur Belastung für einen überforderten und überbordenden Sozialstaat degradiert. Heute, da sie Hilfe braucht, spricht man von „Unbezahlbarkeit“ und von “First-Class-Hotels”. Ob die Leiter solcher Heime wohl selbst in den ach so tollen und luxuriösen Zimmern leben wollen würden? Genügen ihnen vielleicht weniger komfortable Massenunterbringungshallen im Jugendherbergen-Stil? Knollmann selbst möchte im Krankenhaus jedenfalls ein Einzelzimmer und zahlt dafür drauf.
Pflegeheime sind keine Schlafsäle, in denen man Senioren in Etagenbetten stapeln kann. Sie sind Orte, an denen Menschen ihre letzten Jahre verbringen. Ein Einzelzimmer ist kein Luxusgut, sondern Ausdruck von Respekt: vor Intimsphäre, Autonomie und persönlicher Geschichte. Der gemeine Deutsche hat dafür jahrelang eingezahlt.
Massenhaltung für die Alten? CDUler kritisiert Pflegeheime als zu teure “First-Class-Hotels”