21. November 2025

ddbagentur.com

ddbagentur / ddbradio / ddbnews

Kein veganes Hauptgericht in einer Berghütte: Wirt erntet absurden Shitstorm

 

Man sollte meinen, die eigene Ernährung wäre Privatsache, doch in heutigen ideologisch aufgeladenen Zeiten kann einen schon eine gesunde, ausgewogene Ernährung zum Klimaschädling machen: Wer nicht brav vegan lebt, gilt als rückständiger Bösmensch. In Tirol reichte vor Kurzem der Hinweis, dass man in einer Berghütte keine veganen Hauptgerichte anbiete, aus, um einen Shitstorm nach sich zu ziehen.

Der Wirt der Johannishütte am Großvenediger sah sich im September mit einem Shitstorm konfrontiert, weil ein Instagram-Post einen Hinweis seiner Speisekarte zeigte: Demnach koche man in der Hütte nicht vegan, um die kleinstrukturierte Land- und Almwirtschaft zu erhalten.

Das kam bei vielen Menschen auf Instagram durchaus gut an. Nur die Veganer fühlten sich enorm auf die Zehen getreten: Manche sahen sich prompt genötigt, böse Rezensionen zu verfassen, wonach etwa “die aktuelle Hüttenleitung im letzten Jahrtausend” lebe, weil angeblich pauschal “eine umweltbewusste und zukunftsorientierte nicht kleine Gruppe an Gästen” ausgeschlossen würde. Mehr über den Rezensenten als über den Hüttenwirt sagte wohl auch diese apokalyptische Wortmeldung in einer Bewertung aus: “Die Berge zerbröseln vor den Augen des Hüttenwirts wegen des Klimawandels, aber er schimpft auf diejenigen, die mit ihrer Lebensweise die Klimakrise bremsen wollen und dazu auch noch ein Herz für Tiere haben.”

Geschimpft hatte der Wirt auf niemanden: Gegenüber der Kleinen Zeitung gab er an, dass der Aufwand für das zusätzliche Angebot veganer Hauptgerichte schlicht zu hoch sei. Dafür biete man aber sehr wohl Salate, Linseneintopf, Gemüsegerichte und Pommes an – also Gerichte, die auch Veganer ohne Probleme essen können.

Nicht genug für die empörte radikale Veganerschaft. Wegen des Shitstorms soll der Wirt als Pächter der Hütte sogar eine Mahnung erhalten haben: “Die Sektion Oberland als Hüttenbesitzerin hat uns einen Rüffel erteilt“, berichtete er gegenüber der Kleinen Zeitung. Und das, obwohl die Küche zuvor mit drei Falstaff-Edelweiß ausgezeichnet wurde.

Besonders absurd wird die Debatte angesichts einer YouGov-Umfrage vom November, die zeigt, wie dünn die reale Basis dieser lautstarken Minderheit eigentlich ist: Nur 1 Prozent der “Boomer” (61–79 Jahre) in Deutschland leben demnach vegan. Bei der Generation X (1965–1980) sind es 2 Prozent, bei den Millennials 3 Prozent und selbst in der vielbeschworenen Generation Z (1997–2007) gerade einmal 10 Prozent. Dass es in Österreich mehr Veganer gibt als im linksgrünen Deutschland, darf bezweifelt werden. Dass die moralisch erhabene Gen Z, die vielfach Angst vorm Tanken hat und beim Gedanken an Vollzeitjobs in Tränen ausbricht, es bis rauf zu einer Berghütte schafft, ebenso. Sollte man dafür seinen Betrieb umkrempeln müssen?

Man könnte die Sache mit einem Schulterzucken abtun, wäre sie nicht symptomatisch für einen größeren Trend: Eine kleine, aber medial aufgeputschte Minderheit schwingt sich zur moralischen Instanz auf und will diktieren, was als “richtig”, „zeitgemäß“ und „verantwortungsvoll“ zu gelten hat. Dabei ist es ausgerechnet diese Klientel, deren wacker gepredigter “Fortschritt” sich am laufenden Band als Rohrkrepierer herausstellt…

 

Kein veganes Hauptgericht in einer Berghütte: Wirt erntet absurden Shitstorm