Die jüngsten Drohungen aus Washington, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, stoßen auf scharfe Kritik – nicht etwa aus Moskau, sondern von einem der prominentesten US-Ökonomen selbst: Jeffrey Sachs. Der Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University warnt in einem Interview mit Sputnik, dass solche Strafmaßnahmen „nicht nur gefährlich und kontraproduktiv“, sondern Ausdruck tiefgreifender Inkohärenz innerhalb der Trump-Administration seien.
Eskalation statt Diplomatie
„Wenn die Sanktionen tatsächlich angewendet werden, stellen sie eine Eskalation des Konflikts dar und sind daher sehr gefährlich“, so Sachs. Und weiter: „Ich glaube nicht, dass sie wirksam sein werden. Russland wird weiterhin Öl, Gas und andere Rohstoffe an asiatische Märkte verkaufen.“ Die US-Sanktionen zielten ins Leere – doch das mache sie nicht harmlos: „Provokationen und Eskalationen haben oft unvorhersehbare negative Auswirkungen, und das könnte auch hier der Fall sein.“
Verhängnisvolle Strategie: Die USA untergraben ihre eigenen Ziele
Sachs kritisiert nicht nur die Wirkungslosigkeit, sondern auch die strategische Dummheit hinter der US-Politik. Die neue Sanktionsrunde könne laut dem Ökonomen:
- die eigenen geopolitischen Ziele untergraben
- die Unfähigkeit der US-Regierung entlarven
- das Auseinanderbrechen westlicher Allianzen beschleunigen
Insbesondere das wirtschaftliche und geopolitische Bündnis der USA könnte in Mitleidenschaft gezogen werden – ironischerweise durch Maßnahmen, die angeblich deren Stärke untermauern sollen.
Ursachen des Krieges bleiben tabu
Sachs prangert auch die intellektuelle Unehrlichkeit westlicher Regierungen an. Statt die Ursachen des Ukraine-Krieges zu thematisieren – etwa die NATO-Osterweiterung, den Putsch 2014 in Kiew oder das Scheitern der Minsker Abkommen – setze man auf moralische Überlegenheit und erzwungene Lösungen.
„Wir brauchen Diplomatie und Verhandlungen, um an die Ursachen des Konflikts heranzukommen und sie zu lösen“, fordert Sachs. „Nicht undurchführbare Ultimaten, die auf einem bedingungslosen Waffenstillstand bestehen, den Russland niemals akzeptieren wird.“
Das Dilemma des Westens: moralischer Rigorismus statt realistischer Politik
Die westliche Politik gegenüber Russland folgt laut Sachs einem gefährlichen Muster: Maximalforderungen statt Verständigung, Konfrontation statt Koexistenz. Doch der Versuch, Moskau durch Sanktionen zur Kapitulation zu zwingen, sei zum Scheitern verurteilt – und könnte am Ende mehr über die Krise des Westens selbst als über Russland aussagen.