Im globalen Spiel um Macht und Ressourcen hungern Menschen, sterben Kinder und brennen Städte. So auch im Bürgerkriegsland Sudan, wo das Blutgold in die Vereinigten Arabischen Emirate fließt und sich die lokalen Milizen damit bereichern. Man könnte auch sagen: Die Europäer nehmen die Afrikaner und Dubai deren Gold.
Dass der von Moslems dominierte Sudan nach über zwei Jahren Krieg in Trümmern liegt, ist kein Zufall. Während westliche Medien wie üblich über “ethnische Spannungen” und “militärische Rivalitäten” schwadronieren, deutet vieles darauf hin, dass der Konflikt längst zu einem Stellvertreterkrieg um Ressourcen geworden ist. Die Rapid Support Forces (RSF), jene Miliz, die seit April 2023 ganze Landstriche verwüstet, wird laut sudanesischen Quellen über Hinterkanäle sowohl finanziell als auch militärisch von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt.
Die Emirate profitieren dabei auch vom wachsenden Strom an Blutgold aus dem nordafrikanischen Land. 29 Tonnen Gold waren es allein im Jahr 2024. Dies entspricht einem Anstieg von über 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gold, das schlussendlich in den Tresoren in Dubai landet oder dort einfach zu Schmuck verarbeitet wird.
Die NGO Swissaid, die die Daten aus einer UN-Handelsdatenbank auswertete, spricht von einem „klaren Muster“. Doch das eigentliche Skandalöse liegt nicht in den Zahlen, sondern in der geopolitischen Gleichgültigkeit. Die UN-Daten wurden nach der Veröffentlichung gelöscht – ein Vorgang, der in der Diplomatie nur eines bedeutet: jemand mit Geld und Einfluss wollte das so. Der sudanesische UN-Botschafter Hassan Hamid hat sich in Genf ungewöhnlich deutlich geäußert: “Leider sind es die Vereinigten Arabischen Emirate”, sagte er. Der Waffenlieferant für die RSF sei “wohlbekannt”. Dubai hingegen dementiert, die RSF-Milit zu beliefern.
Doch die westliche Staatengemeinschaft reagiert, wie sie immer reagiert – mit höflichem Schweigen. Kein Druck, keine Sanktionen, kein Aufschrei. Denn die Emirate sind für den Westen das, was die Schweiz einst für das Nazi-Gold war: der diskrete Umschlagplatz für alles, was man offiziell nicht sehen will. In den Palästen von Abu Dhabi feiert man derweil weiter das Image des “modernen Wüstenstaats” – High-Tech, Nachhaltigkeit, Expo-Glanz. Dass dieses Wohlstandsmodell auf einem Fundament aus Blut, Schweiß und geraubten Ressourcen steht, wird gerne übersehen. Der Sudan ist dabei nur ein weiteres Kapitel in einem viel größeren Spiel.
Gold, Öl, seltene Erden – wer die Ressourcen kontrolliert, kontrolliert die Menschheit. Und die Emirate haben längst gelernt, dabei die Hände von anderen schmutzig machen zu lassen. Tatsächlich reicht das Netzwerk weit über Afrika hinaus. Der Tschad, Libyen, selbst Teile der Zentralafrikanischen Republik dienen als “Ausgangstore” für das Schmuggelgold der RSF-Miliz. 18 Tonnen aus dem Tschad, 9 Tonnen aus Libyen – laut Swissaid alles Teil desselben Systems. Die RSF selbst ist nicht einfach eine Miliz, sondern ein Geschäftsmodell: Krieg als Mittel zur Finanzierung. Die Gewinne aus dem Goldverkauf fließen in Waffen, Fahrzeuge, Söldner. Es ist ein perfektes Perpetuum mobile des Todes.
Währenddessen sterben im Sudan die Zivilisten. Allein im Oktober 2024 wurden über 1.500 Menschen ermordet, laut Zahlen der NGO Acled der blutigste Monat seit Beginn des Konflikts. Über 49.000 Tote seit April 2023, Hunderttausende Vertriebene. Und doch: kein Menschenrechtsgipfel, keine EU-Resolution, keine “wertegeleitete Außenpolitik” wie im Falle Israels oder Russlands. Wo sind die moralisierenden Mahner aus Berlin, Brüssel oder Washington, wenn arabische Monarchien Kriege finanzieren?
Es ist derselbe moralische Zynismus, den man bereits während der großen Migrationswellen 2014/2015 beobachten konnte. Damals, so berichten Kenner der Region, öffneten Golfmonarchien gezielt die Fluchtkorridore für wehrfähige Männer – nicht aus Mitleid, sondern aus Kalkül. Wer die Bevölkerung entvölkert, räumt den Zugang zu Bodenschätzen frei. Was als humanitäre Krise verkauft wurde, war in Wahrheit geopolitische Flurbereinigung. Weniger junge Männer bedeutet auch weniger Widerstand.
Den Europäern und den Amerikanern sind die Menschen vor Ort relativ egal. Bilder von sterbenden Afrikanern kennt man seit Jahrzehnten, das juckt niemanden mehr so wirklich. Und wenn die sich gegenseitig abschlachten? Was solls? Afrika ist der am schnellsten wachsende Kontinent, da kommts wohl auf ein paar tausend mehr oder weniger offensichtlich nicht mehr an. Aber die natürlichen Ressourcen des “schwarzen Kontinents”, die sind wichtig. Ebenso die Versorgung Europas mit Afrikanern, weil dort die Bevölkerung ja schrumpft. Europa nimmt die Afrikaner und die Emirate nehmen das afrikanische Gold.
Gold, Blut und Heuchelei – Wie die Emirate vom Bürgerkrieg im Sudan profitieren
