Die firmeneigenen Studien zur “Unbedenklichkeit” von Laborlachs reichten der US-amerikanischen FDA aus, eine Vertriebsgenehmigung auszustellen. Dies sorgt für Empörung. Sind Unternehmensinteressen wichtiger als die öffentliche Gesundheit?
Das San Franciscoer Startup Wildtype Foods hat einen im Labor gezüchteten Lachs entwickelt und bei der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA zur Verkaufsgenehmigung eingereicht. Das Ergebnis? Ganz ohne unabhängige Tests oder öffentliche Konsultationen und rein auf Basis der Sicherheitsbehauptungen des Herstellers wurde dieser Laborlachs zugelassen.
Das Unternehmen, welches private Investoren wie Bezos Expeditions, Leonardo DiCaprio und Cargill hat, darf sein im Labor gezüchtetes Lachsfleisch deshalb nun ohne Einschränkungen in den Vereinigten Staaten verkaufen. Das Produkt wird bereits im gehobenen Restaurant Kann in Portland serviert, und in den nächsten Monaten soll es in weiteren Restaurants und im Lebensmittelhandel erhältlich sein.
Die FDA erklärte in ihrem Genehmigungsschreiben, dass sie Wildtypes eigene Tests akzeptiert habe, wonach der Lachs “genauso sicher” sei wie konventionell produzierte Lebensmittel. Unabhängige Prüfungen? Fehlanzeige. Alle Sicherheitstests wurden vom Unternehmen selbst durchgeführt. Dabei wurden Überprüfungsmethoden angewandt, die man bei herkömmlichen Nahrungsmitteln benutzt. Es ist der “Generally Recognized as Safe” (GRAS)-Prozess – also “generell als sicher anerkannt”.
Wildtype verwendet Techniken aus der Pharmaindustrie, um Zellen eines Keta-Lachses in Stahlbehältern zu kultivieren. Diese Zellen werden mit einer „proprietären Nährstoffmischung“ gefüttert, deren Inhaltsstoffe nicht offengelegt werden. Ebenso bleibt unklar, wie der Lachs seine rosa Farbe erhält – in der Natur durch eine krustaceanreiche Ernährung, im Labor vermutlich durch synthetische Zusätze. Noch besorgniserregender ist der Einsatz von Fibroblasten-Wachstumsfaktor-2 (FGF2), einem Stoff, der Zellen schnell wachsen lässt. Wildtype behauptet, FGF2 vor dem Verkauf abzuwaschen – doch wird dieses Mittel tatsächlich restlos entfernt?
Weitere Bedenken betreffen mögliche antibakterielle Substanzen, die verwendet werden, um die Zellkulturen vor Verunreinigungen zu schützen. Was genau diese Stoffe sind und wie sie getestet wurden, bleibt im Dunkeln. Bleiben diese in der Laborfleischmasse erhalten – und wenn ja, haben diese gesundheitliche Nebenwirkungen? Das erfährt die Öffentlichkeit nicht.