Michael Snyder
Der US-Dollar wird immer schwächer – und das ist ein ernstes Problem. Denn unser heutiger Lebensstandard hängt in hohem Maß von einem starken Dollar ab. Wenn der Dollar gegenüber anderen Währungen stark ist, reicht unser Gehalt weiter und wir können mehr kaufen. Umgekehrt bedeutet ein schwacher Dollar, dass wir weniger für unser Geld bekommen – unser Lebensstandard sinkt. Deshalb sollte es uns alle beunruhigen, dass der Dollar den schlechtesten Jahresauftakt seit 1973 erlebt.
Der US-Dollar – einst ein Eckpfeiler amerikanischer Wirtschaftsmacht – verzeichnet den schwächsten Start ins Jahr seit über 50 Jahren.
Die erratische Handels- und Wirtschaftspolitik von Präsident Trump hat Investoren veranlasst, selbst die dominierende Weltwährung abzustoßen.
Im bisherigen Verlauf des Jahres 2025 ist der Dollar-Index – der den Dollar gegenüber Währungen wie dem Euro und dem Pfund misst – um über 10 % gefallen. Das ist der stärkste Rückgang in einem ersten Halbjahr seit dem Zusammenbruch des goldgedeckten Bretton-Woods-Systems in den 1970er Jahren, das den Dollar damals um 15 % einbrechen ließ.
Wer 1973 erlebt hat, erinnert sich: Der Vietnamkrieg wütete, die Steuern waren extrem hoch, die Kriminalitätsrate stieg, die Wirtschaft war angeschlagen – und die arabischen Staaten verhängten ein lähmendes Ölembargo.
Heute stehen wir vor einem ganz ähnlichen Szenario: Die USA sind in Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine verstrickt, die Staatsschulden explodieren, die Steuerlast bleibt hoch, es kam zu Unruhen in Städten wie Los Angeles, die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich – und ein globaler Handelskrieg ist im Gange.
Die Folge: Das Vertrauen der Welt in den Dollar schwindet – und der Index fiel auch am Montag erneut:
Der Dollar-Index sank um 0,15 % auf 97,05 – der sechste Monatsverlust in Folge. Das dürfte das schlechteste erste Halbjahr seit den 1970er Jahren werden.
Sechs aufeinanderfolgende Monate mit Verlusten beim Dollar-Index – das ist de facto eine nationale Krise. Und doch redet kaum jemand darüber.
Zwar könnte ein schwächerer Dollar amerikanische Exporte wettbewerbsfähiger machen – doch stattdessen hat sich das Handelsbilanzdefizit im ersten Quartal 2025 auf ein Rekordhoch ausgeweitet:
Laut dem Bureau of Economic Analysis stieg das Defizit um 138,2 Milliarden USD bzw. 44,3 % auf 450,2 Milliarden – ein Allzeithoch. Die revidierten Zahlen für das vierte Quartal zeigen nun 312,0 Milliarden statt zuvor 303,9 Milliarden USD.
Gleichzeitig ist die gesamte Wirtschaft geschrumpft – im ersten Quartal um 0,5 % (annualisiert), was auf einen schwachen Konsum und die Auswirkungen von Trumps aggressiver Zollpolitik zurückgeführt wird:
Das Bruttoinlandsprodukt fiel laut dritter BEA-Schätzung im Jahresvergleich um 0,5 %. Ursprünglich war nur ein Rückgang von 0,2 % gemeldet worden.
Ein Hauptgrund für diese schwache Wirtschaftsleistung ist der massive Einbruch am US-Immobilienmarkt:
Analystin Meredith Whitney erwartet das „schlechteste Jahr seit Jahrzehnten“. Etwa vier Millionen Verkäufe bestehender Häuser werden erwartet – vielleicht deutlich weniger. Das habe ernste Folgen für die Gesamtwirtschaft.
Trotz dieser düsteren Lage weigert sich die Federal Reserve bisher, die Zinsen zu senken. Fed-Chef Jerome Powell scheint zu glauben, dass alles in Ordnung sei – was erklärt, warum Präsident Trump zunehmend frustriert ist.
Ein weiteres Problem: Nach dem Ende der 43-monatigen Aussetzung von Studentenkreditrückzahlungen ist die Ausfallrate explodiert:
23,7 % aller Kreditnehmer waren im ersten Quartal 2025 im Rückstand. Über 2,2 Millionen Menschen haben dadurch mehr als 100 Punkte bei ihrer Kreditwürdigkeit eingebüßt – über eine Million sogar mehr als 150 Punkte.
Damit verlieren viele Menschen den Zugang zu Hypotheken, Autokrediten oder Kreditkarten – darunter 2,4 Millionen mit ehemals „guter“ Bonität (über 620). Das ist eine soziale und wirtschaftliche Zeitbombe.
Zusammengenommen ergibt sich ein Bild des totalen wirtschaftlichen Schlamassels. Niemand kann das ernsthaft bestreiten.
Und die Aussichten für die zweite Jahreshälfte 2025? Noch düsterer.
CNN etwa veröffentlichte kürzlich einen Artikel mit dem Titel: „Die wirtschaftliche Hölle kommt diesen Sommer“. Einer der Gründe: Am 9. Juli endet die 90-tägige Zollpause der Trump-Regierung gegenüber vielen Handelspartnern.
Sollte bis dahin kein Abkommen erzielt werden, drohen massive neue Zölle auf Tausende von Importprodukten – mit gravierenden Folgen für Konsumenten und Unternehmen.
Und als wäre das nicht genug, könnte der Krieg zwischen Israel und dem Iran jederzeit erneut eskalieren. Falls Teheran als Reaktion die Straße von Hormuz blockiert, hätte das verheerende globale Auswirkungen – und würde das Ölembargo von 1973 wie ein Kindergeburtstag wirken lassen.
Die erste Hälfte des Jahres 2025 war bereits extrem – aber die zweite Hälfte macht mir noch größere Sorgen.
Ich glaube, sie wird voller schmerzhafter Überraschungen sein. Und das wird für niemanden gut ausgehen.