Die Staatsschulden großer Industrienationen haben längst die Marke von 100 % ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) überschritten – mit explosiver Wirkung auf Zinsbelastung, Währungssysteme und Investorenvertrauen. Was droht, ist nicht bloß eine Schuldenkrise – sondern die „Mutter aller Krisen“, die alles in den Abgrund reißen kann, was Ihnen lieb und teuer ist!
Von Guido Grandt
Sieben führende Industrienationen – Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien und die USA – tragen bereits Staatsschulden, die über 100 % ihres jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen. Also dem Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Landes in einem bestimmten Zeitraum (meist ein Jahr) produziert werden. Italien beispielsweise mit über 130 %, Japan mit über 230 %.
In Anlehnung an informelle Bezeichnungen spricht man von der Gruppe „D-7“ (für „Debt-7“). Diese Hochverschuldung in Kombination mit steigenden Zinssätzen erzeugt laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein ungewöhnliches und gefährliches Zusammenspiel.
Ein wahrer Teufelskreis
In früheren Krisen waren Zinsen niedrig, selbst bei hohen Schulden. Etwa nach der Finanzkrise 2008 oder nach der Corona-Pandemie. Heute müssen Staaten mit immer teureren Refinanzierungskosten kämpfen.
Noch niemals zuvor ging ein derart hoher Staatsschuldenstand mit so hohen Zinsen einher. Jeder Anstieg der Zinsen schlägt direkt auf die Haushalte.
Die Folge: Eine massive Belastung der Staatskassen, ein höheres Defizit, erhöhte Kreditaufnahme – und ein Teufelskreis, der kaum noch zu unterbrechen ist.
„Notfallventil“ Währungsabwertung
Ein schon häufig angewandtes Mittel zur Schuldenentlastung ist die Währungsabwertung. Wenn eine Regierung ihre Währung gezielt abwertet, kann sie ihre Schuldenlast absenken.
Doch dieser Schritt ist hochriskant: Er treibt Inflation an, schwächt das Vertrauen der Investoren und kann eine panikartige Kapitalflucht auslösen. Der Verdacht allein, ein Land plane eine Abwertung, reicht häufig bereits dazu, dass Anleger ihr Geld unmittelbar abziehen. Und das völlig zu Recht.
Historische Präzedenzfälle wie die Asienkrise 1997 oder der russische Finanzkollaps 1998 zeigen, wie schnell eine Währungskrise ganze Volkswirtschaften ins Wanken bringen kann.
Gefährliche „Spillover-Effekte“
Heute sind die betroffenen Länder größer, stärker vernetzt und damit anfälliger – auch für sogenannte Spillover-Effekte in andere Staaten.
Gemeint damit sind „Überschwappeffekte“, also Neben- oder Folgewirkungen, die ein Ereignis in einem Land, einer Branche oder einem Sektor auf andere Länder oder Bereiche hat. Etwa wenn eine Finanzkrise in einem Land auf andere Volkswirtschaften „überspringt“ oder wenn politische Entscheidungen unerwartete Auswirkungen auf angrenzende Märkte entfalten.
Beispiel: Die Finanzkrise 2008 begann mit dem US-Hypothekenmarkt, breitete sich aber durch Spillover-Effekte weltweit auf Banken, Unternehmen und Arbeitsmärkte aus.
Gefährliche Konstellation in der Eurozone
Die Eurozone steht vor besonderen Herausforderungen: Einzelne Länder – etwa Italien, Frankreich oder Spanien – leiden unter hoher Staatsverschuldung, während andere wie Deutschland stärker dastehen.
Doch sie teilen eine gemeinsame Währung, deren Abwertung für einzelne Staaten politisch kaum umzusetzen ist. Ein Instrument wie die Abwertung auf nationaler Ebene kann nicht selektiv eingesetzt werden, und das birgt Konfliktpotenzial à la Eurokrise von 2010 – wenn Staaten in finanzielle Not geraten.
Währungsschwäche eines Mitglieds wirkt sich nicht nur lokal aus, sondern gefährdet die gesamte Währungsunion, weil finanzielle Risiken sich über Banken und Kapitalmärkte breitflächig übertragen können.
Investoren ziehen sich zurück – Renditen steigen
Ein weiteres besorgniserregendes Signal: Investoren verlassen zunehmend Staatsanleihen. Besonders mit langen Laufzeiten steigen die Renditen weltweit – ein Zeichen kräftigen Misstrauens.
Gleichzeitig fließt Kapital in vermeintlich sichere Alternativen: Gold stieg seit 2022 um rund 70 %. Kryptowährungen und der Schweizer Franken gelten wieder vermehrt als „Hafenwährungen“.
Das vorprogrammierte „Staats-Wanken“
Die Vorboten für die „Mutter aller Krisen“ sind bereits im Anmarsch, das Vertrauen in die Stabilität ganzer Wirtschaftsräume ist gefährdet.
Wenn große Währungsabwertungen oder Zahlungsausfälle kommen, könnten ganze Staaten und Finanzsysteme ins Wanken geraten.
Die Warnzeichen sind unübersehbar
Die Weltwirtschaft steht auf einem gefährlichen Grat: Staatsverschuldung vieler „Global Player“ über 100 % vom BIP, steigende Zinsen und wachsendes Kapitalmisstrauen – jene perfekte Mischung, die jederzeit in eine ausgewachsene Schuldenkrise umschlagen kann.
Besonders gefährlich und gefährdet sind dabei die Schwellen- und Industrienationen mit hohen Schulden und niedriger Widerstandskraft.
Die Eurozone steht mit ihrer gemeinsamen Währung in einem besonderen Dilemma: Einzelstaatliche Lösungen sind kaum möglich, und der Druck auf die Union steigt.
Ohne entschlossenes Handeln – etwa durch Strukturreformen, Haushaltsdisziplin und klare Stabilitätsmechanismen – könnten die D-7 zum Ausgangspunkt einer globalen Schuldenkrise werden. Die Warnzeichen sind unübersehbar – handeln wir, bevor der Dominoeffekt über uns hereinbricht. Bringen Sie Ihr Geld in Sicherheit.
Quellen:
- https://foreignpolicy.com/2025/08/06/dollar-euro-currency-crisis-japan/
- https://www.imf.org/en/Publications/WEO/weo-database/2025/april/weo-report?c=156,132,136,158,184,112,111,&s=GGXWDG_NGDP,&sy=2025&ey=2025&ssm=0&scsm=1&scc=0&ssd=1&ssc=0&sic=0&sort=country&ds=.&br=1
- https://transition-news.org/kommt-die-mutter-aller-krisen-warum-die-schulden-grosser-volkswirtschaften-ein
- https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/Ausgabe/2025/02/Inhalte/Kapitel-6-Statistiken/6-1-s18-internationaler-vergleich-schuldenquoten.html
- https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/716487/europas-bankenwaechter-warnt-die-naechste-krise-kommt-schneller-als-uns-lieb-ist?utm_content=link_2&utm_medium=email_retention_T%2B21_DWN&utm_campaign=aq&utm_source=retention_T%2B21_DWN&f_tid=QJzFEuBolZr_jMm0YBGgag
Die Krisen aller Krisen: Das globale Risiko der Schulden großer Volkswirtschaften