17. Mai 2025

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Der tiefe Fall des Klaus Schwab – Wie der „König von Davos“ über seine eigene Macht stolperte

 

Wall Street Journal enthüllt interne Machtkämpfe, Vorwürfe und Rücktritt des WEF-Gründers

Klaus Schwab, Gründer und langjähriger Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), ist in einem dramatischen Machtkampf gestürzt. Wie das Wall Street Journal (WSJ) auf Basis interner Unterlagen, Memos, E-Mails und Interviews berichtet, war es nicht ein langsamer Rückzug, sondern ein abruptes Ende – ausgelöst durch Drohungen, familiäre Verstrickungen und massive interne Kritik.

Der 87-Jährige, der das WEF seit über fünf Jahrzehnten wie ein Monarch führte, trat im April 2025 unter Druck zurück – inmitten neuer Enthüllungen über Machtmissbrauch, finanzielle Unregelmäßigkeiten und systemisches Fehlverhalten innerhalb des Forums.

Ein Rücktritt mit Ansage – und Eskalation

Laut WSJ war ursprünglich geplant, Schwab würde sich schrittweise aus der aktiven Leitung des Forums zurückziehen. Doch Mitte April leitete das Board des WEF – auf Anraten des Prüfungsausschusses – eine neue unabhängige Untersuchung ein, nachdem ein anonymer Whistleblower-Brief mit schweren Vorwürfen einging.

In der Reaktion darauf schickte Schwab eine Drohmail an den Vorstand: Innerhalb von 24 Stunden solle das Gremium seinen Prüfauftrag zurückziehen – andernfalls werde er strafrechtlich gegen die Mitglieder vorgehen. Die E-Mail enthielt unverhohlene Drohungen und wurde intern als Erpressungsversuch gewertet.

Die Folge: Statt Rückzug und Ruhe folgte eine Eskalation, die zur sofortigen Entmachtung Schwabs führte.

Die Whistleblower-Bombe

Der interne Brief, unterzeichnet „im Namen aktueller und ehemaliger Mitarbeitender“, enthielt elf konkrete Vorwürfe:

  • Finanzielle Vermischung von privaten Ausgaben mit WEF-Konten
  • Machtmissbrauch und „unangemessene Kommentare“ gegenüber weiblichen Mitarbeitern
  • Sexualisierte Vorfälle in der Personalführung unter Duldung von Schwabs Sohn Olivier
  • Die mutmaßliche zweckentfremdete Nutzung von Ressourcen, u.a. zur Unterstützung einer geheimen PR-Kampagne, mit dem Ziel, Klaus Schwab für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen
  • Luxusprojekte wie die „Villa Mundi“ am Genfersee, deren Nutzung ausschließlich der Familie Schwab vorbehalten gewesen sein soll – bei über 50 Millionen Dollar Kosten

Die interne Empörung war so groß, dass das Board – angeführt von AXA-CEO Thomas Buberl – die sofortige Einleitung einer unabhängigen Untersuchung beschloss, unterstützt von der Schweizer Aufsichtsbehörde.

Familiäre Loyalitäten vor Integrität?

Besonders brisant: Die Rolle von Schwabs Sohn Olivier. Eric Holder, Ex-US-Justizminister und Leiter der ersten internen Untersuchung, sprach sich in einer Vorstandssitzung im März 2025 entschieden für dessen Entlassung aus – da er sexuelle Übergriffe eines direkten Untergebenen nicht nur ignoriert, sondern interne Ermittlungen behindert habe.

Schwab verteidigte seinen Sohn vehement – und drohte mit Rücktritt, sollte Olivier im Bericht namentlich genannt werden. Man einigte sich auf einen „freiwilligen Rückzug“ Oliviers. Tochter Nicole war da bereits im Dezember 2024 aus dem WEF ausgeschieden.

Kontrollverlust und Isolation

In einem internen Memo hatte Schwab zuvor noch versucht, den Übergang zu kontrollieren: Er wolle sich zum nicht-exekutiven Vorsitzenden zurückziehen, hieß es. Doch Brende, der norwegische WEF-Präsident, strukturierte das Forum ohne Schwabs Zustimmung radikal um. Zwei seiner engsten Vertrauten – Saadia Zahidi und Jeremy Jurgens – verloren Kompetenzen.

Als Schwab von den Entscheidungen erfuhr, reagierte er wütend und beschwerte sich bei seinem langjährigen Weggefährten Peter Brabeck-Letmathe (Nestlé). Dieser empfahl ihm offen, zurückzutreten. Am 2. April verkündete Schwab seinen Rückzug – allerdings mit Ziel einer Nachfolgeregelung bis 2027.

Doch der Whistleblower-Brief zerstörte diese Übergangspläne.

Rücktritt und Strafanzeige

Am Osterwochenende trat Schwab endgültig zurück – nachdem klar wurde, dass das Board trotz seiner Drohungen geschlossen hinter der neuen Untersuchung stand. In seiner Rücktrittsmail rühmte Schwab seine Verdienste, seine 20 Ehrendoktorwürden und „Verdienste um Frieden und Entwicklung“.

Gleichzeitig leitete Schwab laut seinem Sprecher in der Schweiz eine Strafanzeige gegen den anonymen Whistleblower ein. Öffentliche Reue? Fehlanzeige.

Implosion des WEF-Mythos?

Die Enthüllungen und der erzwungene Rücktritt werfen ein grelles Licht auf das Innenleben einer Organisation, die jahrzehntelang als Inbegriff globaler Elitevernetzung galt. Die Treffen in Davos, der exklusive Zugang über farbkodierte Badges, private Suiten für die „Deals unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ – all das steht nun unter Beobachtung.

Einige der größten Partner – darunter Pfizer, Mastercard und andere Konzerngiganten – hatten laut WSJ bereits 2024 kritische Nachfragen an das Forum gestellt.

Fazit

Der Fall Schwab zeigt, wie eng Macht, Eitelkeit und Intransparenz bei globalen Institutionen verwoben sein können. Das Weltwirtschaftsforum steht jetzt vor der Herausforderung, seine Glaubwürdigkeit neu zu begründen – ohne seinen Gründer, aber unter dem wachsamen Blick einer kritischen Öffentlichkeit.

Quelle:
Wall Street Journal, „The Unraveling of the King of Davos“, Mai 2025

 

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