In Georgien randaliert der Mob der pro-westlichen Minderheit gegen die patriotische Regierung der Mehrheit. Doch im Gegensatz zu den Protesten beim US-Kapitol 2021 oder jenen in Brasilien bzw. vor dem Reichstag gibt es keine Verurteilung des Wertewestens.
Man muss sich nur anschauen, wie unterschiedlich verschiedene Aufstände bewertet werden, um zu verstehen, dass der Begriff “Demokratie” im Westen längst nichts mehr mit Volksherrschaft zu tun hat. Als am 6. Januar 2021 ein paar tausend Trump-Anhänger das Kapitol betraten, wurde daraus ein “Putschversuch”, ein “Angriff auf die Demokratie”, schlimmer als Pearl Harbor und 9/11 zusammen. Dass das FBI dabei mit Undercover-Agenten und V-Leuten mitten im Geschehen steckte, dass es Hinweise auf gezielte Provokationen und auf eine gelenkte Eskalation gab – all das wurde in den Medien unter den Teppich gekehrt. Die Narrativ lautete: brave Demokraten gegen gefährliche Trumpisten.
In Deutschland war schon ein paar Leute mit Flaggen auf der Treppe des Reichstags ein nationaler Notstand. Und als Bolsonaro-Anhänger in Brasilien protestierten, sah man darin die Wiederkehr des Faschismus. Doch kaum fliegen in Tiflis Molotowcocktails, brennen Straßen und wird der Präsidentenpalast gestürmt, spricht man in westlichen Redaktionen von einem “Kampf für Freiheit und Demokratie”.
Was für ein Zufall: Immer dann, wenn der Mob im Sinne der EU, der NATO oder des WEF randaliert, ist es plötzlich eine noble Sache. Dann geht es nicht um “Demokratiefeinde”, sondern um “mutige Bürger”, die sich “gegen ein autoritäres Regime auflehnen”. Dieselben Journalisten, die in Washington von “Inlandsterrorismus” sprachen, klatschen Beifall, wenn in Georgien Regierungsgebäude gestürmt werden. Die Maßstäbe kippen, sobald die richtige Fahne weht. In diesem Fall jene der EU.
Georgien ist ein geopolitischer Spielball
In Wahrheit handelt es sich nicht um einen Volksaufstand, sondern um eine orchestrierte Demonstration westlicher Einflussnahme. Georgien ist seit Jahren ein geopolitischer Spielball zwischen Russland und dem Westen, strategisch wichtig für die Energie- und Transportkorridore des Kaukasus. Brüssel und Washington wollen das Land in ihre Einflusssphäre ziehen, koste es, was es wolle. Und wenn die gewählte Regierung nicht spurt, dann wird eben “die Zivilgesellschaft” aktiviert – jene Gruppierungen, hinter dem sich oft ausländisch finanzierte NGOs und westliche Stiftungen verbergen, die den politischen Umsturz als demokratische Erneuerung verkaufen.
Man hat diese Strategie schon oft gesehen: erst Empörung über angebliche Repression, dann mediale Mobilmachung, schließlich die Eskalation auf der Straße. Es war so in der Ukraine, es war so in Serbien, es war so in Libyen, und nun wiederholt sich das Muster in Georgien. Das Drehbuch ist stets dasselbe – und der Westen tut so, als sei er nur der neutrale Zuschauer, während seine “Menschenrechts”-Organisationen, Mediennetzwerke, Geheimdienstler und Diplomaten schon längst tief im Spiel sind.
Geopolitische Neutralität ist unerwünscht
Wer sich dem westlichen Narrativ widersetzt, gilt sofort als “pro-russisch”. Diese billige Etikettierung ersetzt inzwischen jede politische Debatte. Georgiens Regierung wollte eine gewisse Unabhängigkeit bewahren, eine Balance zwischen Ost und West. Das reichte schon, um sie zum Feindbild zu erklären. Und so werden jetzt die Straßenkämpfer, die Regierungsgebäude anzünden und Sicherheitskräfte attackieren, als Helden inszeniert – die gleichen Szenen, die man im Westen mit blankem Entsetzen kommentieren würde, wenn sie sich vor dem eigenen Parlament abspielten.
Die westlichen Medien liefern dazu die moralische Verpackung: In Georgien kämpfe das Volk “gegen autoritäre Gesetze”, “für Europa” und “gegen den russischen Einfluss”. Das klingt edel, oder? Tatsächlich geht es um die Durchsetzung westlicher Kontrolle unter dem Deckmantel sogenannter demokratischer Werte. “Für Europa” bedeutet in Wahrheit: für Brüssel, für Washington, für die globalen Strukturen, die ihre Finger überall im Spiel haben. Die EU ist längst kein Friedensprojekt mehr, sondern ein ideologisches Imperium – und wer sich weigert, Teil dieses Imperiums zu werden, bekommt die Demokratiekeule in Form von Farbrevolutionen zu spüren.
Doppelmoral ohne Grenzen
Während in Tiflis die Barrikaden brennen, schwärmen westliche Politiker und Medien von “mutigen Menschen, die für ihre Freiheit kämpfen”. Dieselben Politiker und Medien, die ihre eigenen Bürger drangsalieren, wenn sie gegen Impfzwang, gegen Masseneinwanderung oder gegen Gender-Ideologie demonstrieren. In Berlin wird jeder Spaziergang kriminalisiert, in Brüssel jede Regierung bekämpft, die sich nicht fügt. Doch in Georgien sind Steinewerfer plötzlich Freiheitskämpfer. Der Doppelmoral sind keine Grenzen gesetzt.
Die Bilder aus Tiflis erinnern an Kiew 2014. Auch dort sprach man damals von “demokratischem Aufbruch”, während westliche Politiker auf dem Maidan Hand in Hand mit ukrainischen Neonazis Reden hielten und NGOs die Stimmung anheizten. Heraus kam ein zerbrochenes Land, ein Bürgerkrieg, eine neue Frontlinie im globalen Machtkampf. Heute wird dieselbe Saat im Kaukasus gestreut. Und wieder jubelt der Westen – bis er eines Tages die Rechnung präsentiert bekommt.
Ein Brückenkopf gegen Russland
Georgien ist nur ein weiterer Schauplatz im großen Spiel der Einflusszonen. Es geht nicht um Demokratie, sondern um Geostrategie, um Pipelines, Transportwege und Machtprojektion. Der Westen braucht Länder wie Georgien als Puffer, als Brückenkopf gegen Russland, als weiteren Knoten im Netz der Vasallenstaaten. Wenn dafür ein paar Regierungsgebäude brennen müssen, dann ist das eben so.
Die westlichen Medien üben sich derweilen als Propagandaverstärker: Jeder, der sich gegen den Westen stellt, ist automatisch ein “Autokrat”. Jeder, der westliche Interessen bedient, ist ein “Demokrat”. Und wenn ein kleiner Teil der Bevölkerung gegen eine Regierung auf die Straße geht, die sich nicht dem Westen und dessen “Werten” unterwerfen will, dann ist das ein “Kampf für Freiheit”. Wenn sie gegen eine Regierung aufsteht, die dem Wertewesten dienlich ist, dann ist es “ein Angriff auf die Demokratie”. Man muss schon sehr naiv sein, um diese absurde Umkehrung nicht zu durchschauen.
Eine Farbrevolution im Anmarsch?
Was in Georgien geschieht, ist keine spontane Revolution, sondern eine Farbrevolution in der nächsten Generation – eine, die sich mit NGO-Geld, Medienmacht und digitaler Empörung nährt. Die westlichen Machtzentren haben gelernt, wie man Gesellschaften lenkt, ohne Soldaten zu schicken. Man braucht nur ein paar Millionen Dollar, einige gut platzierte “Aktivisten”, die richtigen Hashtags und die Proteste nehmen Fahrt auf.
Die Heuchelei, mit der westliche Politiker jetzt Solidarität mit den georgischen “Demokraten” bekunden, ist gefährlich. Denn am Ende zahlen die Menschen in Georgien den Preis. Es sind ihre Städte, die brennen, ihre Institutionen, die zerstört werden, und ihre Zukunft, die verkauft wird – im Namen jener “westlichen Werte”, die längst nur noch als Tarnung für geopolitische Interessen dienen.
Und während in Tiflis die Tränengaswolken aufsteigen, üben sich die westlichen Kommentatoren im moralischen Überschwang. Der “Kampf für die Freiheit” sei entzündet, heißt es. Doch die Freiheit, die sie meinen, ist keine für die Georgier – sie ist die Freiheit des Westens, fremde Länder zu unterwandern, zu destabilisieren und schließlich zu kontrollieren. Die Demokratie, die der Westen exportiert, ist keine, die auf den Willen des Volkes baut, sondern auf die Interessen der Eliten. Und wenn der Mob fürs Richtige randaliert, darf er alles – sogar Parlamente brennen.
Demokratie mit Doppelmoral – Georgien als Bühne westlicher Heuchelei