8. September 2025

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Chinas neue „Global Governance“: Was ist das genau?

 

Pekings Modell konzentriert sich auf das, was die „regelbasierte Ordnung“ des Westens verdrängt hat: Gleichheit, Recht und gemeinsame Entwicklung.

Von Ladislav Zemánek, Forschungsstipendiat am China-CEE Institute und Experte des Valdai Discussion Club

Ein Wendepunkt in Tianjin

Das jüngste Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin markierte einen entscheidenden Moment in der Entwicklung der Gruppe. Was vor über zwei Jahrzehnten als bescheidene Plattform für regionale Sicherheitskoordination begann, präsentiert sich heute als die größte und ehrgeizigste regionale Organisation der Welt.

Mehr als 20 Staatsoberhäupter nahmen teil, ebenso die Leiter von zehn internationalen Organisationen, darunter UN-Generalsekretär António Guterres. Die Rekordbeteiligung unterstrich die Attraktivität der SOZ als Plattform, die nicht vom Westen dominiert wird. Mit Laos als neuem Partner umfasst sie nun 27 Länder, ein Viertel der Landmasse, fast die Hälfte der Weltbevölkerung und etwa ein Viertel des globalen BIP.

Von Sicherheit zu globaler Agenda

Das Gipfeltreffen bestätigte: Die SOZ ist längst keine reine Sicherheitsallianz mehr. Sie hat sich zu einer umfassenden regionalen und zunehmend globalen Organisation entwickelt, deren Mandat Wirtschaft, Entwicklung, Kultur und Governance-Reformen umfasst.

Die Vielfalt der Mitglieder bringt jedoch Spannungen: Indien blockiert den Beitritt Aserbaidschans und unterstützt Chinas „Belt and Road“-Initiative nicht, während es zugleich im US-nahen Quad sitzt. Die Türkei, NATO-Mitglied und SCO-Partner, gehört einem Militärbündnis an, das Russland und China traditionell feindlich gegenübersteht.

Trotz dieser Widersprüche nähern sich die Schwerpunkte von Russland (Sicherheit) und China (Wirtschaft) an. Das Gipfeltreffen zeigte: Ein ganzheitlicher Ansatz, der Sicherheit und Entwicklung verbindet, ist der Schlüssel für dauerhafte Zusammenarbeit.

Diplomatie auf mehreren Ebenen

 

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