2. September 2025

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BRIAR: Das neue Auge des Überwachungsstaates – Gesicht, Körper, Gang – der ganze Mensch wird zur biometrischen Signatur

 

Ein unscheinbarer Name, eine gewaltige Tragweite: BRIARBiometric Recognition and Identification at Altitude and Range – ist das jüngste Überwachungsprogramm der US-Geheimdienste. Offiziell gestartet 2021, verspricht es nichts weniger, als Menschen auf Hunderte von Metern Entfernung oder von Drohnen aus präzise zu identifizieren – anhand von Gesicht, Körperform oder sogar Gangart.

Das Programm läuft über 48 Monate, getragen von der US-Forschungsbehörde IARPA. Ziel ist es, Software zu entwickeln, die biometrische Merkmale auch unter schwierigen Bedingungen wie Luftturbulenzen oder erhöhten Blickwinkeln erfassen kann. Mit anderen Worten: Kein Fluchtpunkt mehr, keine Masse, die Anonymität bietet.

Stos Papadakis, Programmleiter von BRIAR, erklärt die Stoßrichtung offen: Grenzsicherung, Terrorismusbekämpfung, Schutz kritischer Infrastrukturen. Doch wer genau hinhört, erkennt: Dieses System soll überall anschließen – „an bestehende und künftige Kamerasysteme“ – von Flughäfen bis zu städtischen Sicherheitsnetzen. Damit wird BRIAR zu einem universell einsetzbaren Werkzeug der totalen biometrischen Kontrolle.

Besonders brisant ist der Anspruch, Menschen „besser als trainierte Experten“ auf Distanz zu erkennen. Mit Hilfe von Machine Learning sollen Gesicht, Körper und Gang automatisch abgeglichen und ohne menschliche Prüfung in einer kombinierten Analyse verarbeitet werden. Die Software wählt eigenständig die beste Identifikationsmethode und gibt ein Ergebnis aus. Das klingt effizient – ist aber zugleich ein Schritt hin zu vollautomatisierter Verdachtsproduktion.

Kritisch ist auch der Kontext: In Zeiten wachsender Spannungen setzt die US-Regierung mit BRIAR auf die nahtlose Verschmelzung von ziviler Infrastruktur mit militärisch-geheimdienstlichen Anwendungen. Ausgerechnet unter dem Schlagwort „Schutz“ wird hier eine Technologie etabliert, die Bewegungen, Verhaltensweisen und Körperdaten ganzer Bevölkerungen erfassen kann.

Datenschützer warnen: Was heute mit Terrorbekämpfung gerechtfertigt wird, kann morgen zur Unterdrückung politischer Opposition, zur Migrationskontrolle oder zur sozialen Überwachung eingesetzt werden. Denn BRIAR zielt nicht nur auf „die Bösen“ – es zielt auf alle, die im Sichtfeld der Kameras auftauchen.

Die entscheidende Frage lautet: Wollen wir in einer Welt leben, in der schon der Gang über die Straße oder die Körperhaltung ausreichen, um staatliche Algorithmen unsere Identität ermitteln zu lassen? BRIAR zeigt: Technisch ist diese Zukunft nicht mehr fern – sie wird gerade programmiert

 

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