Abgeordnete fordern Ausweisnachweis, bevor man mit KI spricht
Ein Plan, um Kinder von KI-Chatbots fernzuhalten, könnte still und leise das Ende der Anonymität im Internet einläuten.
Das GUARD-Gesetz: „Guidelines for User Age-verification and Responsible Dialogue Act of 2025“
Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand im US-Kongress entschied, dass das Heilmittel für die Probleme des Internets darin besteht, dass jeder seine „Papiere zeigen“ muss.
Das GUARD-Gesetz („Guidelines for User Age-verification and Responsible Dialogue Act of 2025“) soll genau das bewirken.
Wir haben eine Kopie des Gesetzentwurfs für Sie vorliegen.
Eingebracht wurde das Gesetz von den Senatoren Josh Hawley und Richard Blumenthal. Es verspricht, „Kinder zu schützen“ – vor KI-Chatbots, die angeblich schlechte Ideen in junge Ohren flüstern.
Die Idee: Jeder Entwickler von Chatbots im Land soll verpflichtet werden, das Alter der Nutzer mit verifizierter Identifikation zu prüfen.
Die Senatoren nennen das „angemessene Altersverifikation“.
Das bedeutet: Führerschein oder Reisepass scannen, bevor man mit einem digitalen Assistenten sprechen darf.
Da KI mittlerweile nahezu überall integriert wird, könnten die Auswirkungen dieses Gesetzes weitreichend sein.
Mehr als Kinderschutz: Eine digitale Identitätspflicht?
Senator Josh Hawley erklärte: „KI-Chatbots stellen eine ernsthafte Bedrohung für unsere Kinder dar“, während Blumenthal betonte, dass man sich nicht darauf verlassen könne, dass Technologiekonzerne sich selbst regulieren.
Für Gesetzgeber, die das letzte Jahrzehnt damit verbracht haben, vor übermäßiger Datensammlung zu warnen, ist der Plan, ein universelles Identitäts-Gateway für Online-Kommunikation zu schaffen, eine erstaunliche Kehrtwende.
Das GUARD-Gesetz führt ein neues Regime der ständigen Verifizierung für Chatbot-Anbieter ein.
Unternehmen müssten bestehende Konten sperren, bis Nutzer einen Altersnachweis eingereicht haben. Sie dürften die Prüfung zwar an Drittanbieter auslagern, blieben jedoch haftbar.
Die Einhaltung würde vom US-Justizminister überwacht – durch Vorladungen, Bußgelder und Zivilklagen.
Für ein Gesetz, das angeblich minimale Datensammlung anstrebt, schafft es bemerkenswert viele neue Datensammelstellen.
Bürgerrechtler warnen: „Ein massives Identitätsnetzwerk“
Bürgerrechts- und Technologieorganisationen sehen im Gesetzestext etwas völlig anderes: eine riesige Infrastruktur, die reale Identitäten mit Online-Kommunikation verknüpft.
NetChoice bezeichnete den Vorschlag als „übergriffig“ und verwies auf jüngste Datenlecks als Beweis, dass solche Systeme dort versagen, wo es am wichtigsten ist – beim Schutz persönlicher Daten.
K.J. Bagchi von der Chamber of Progress ergänzte:
„Wir alle wollen Kinder schützen, aber die Antwort liegt im Gleichgewicht, nicht in Verboten.“
Dieses „Gleichgewicht“ könnte jedoch schwer zu finden sein, sobald Anonymität zum Luxus wird.
Ein Ende der digitalen Anonymität?
Unter dem GUARD-Gesetz gelten selbst eingetragene Geburtsdaten nicht mehr. Wird es breit umgesetzt, könnte es einen Präzedenzfall schaffen:
Jedes „interaktive KI-System“ müsste Identitäten über staatlich genehmigte Dokumente verifizieren.
Das würde vieles abdecken: KI-Chatbots, soziale Medien, automatisierte Kundendienste, virtuelle Nachhilfeplattformen – kurz: fast alles, was online mit Nutzern interagiert.
Für normale Internetnutzer würde das eine Welt bedeuten, in der jede Online-Interaktion einen verifizierten Fingerabdruck hinterlässt.
Sobald IDs mit Sprache verknüpft sind, wird Privatsphäre theoretisch.
Jede Suche, jeder Kommentar, jede Nachricht könnte mit einem Namen verbunden werden – und damit ein Archiv persönlicher Äußerungen entstehen, indiziert in staatlich anerkannten Datenbanken.

