1. Juni 2025

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Amazons neue Hightech-Roboter könnten Tausende Lagerarbeiter ersetzen

Kommentar: Patrick Wood, Herausgeber

Amazon nennt es einen „fundamentalen Sprung“ in der Robotertechnologie: Der neue Lagerroboter Vulcan verfügt über einen menschenähnlichen Tastsinn. Damit schließt er sich einem Heer von bereits 750.000 Robotern an, die Amazons Fulfillment-Zentren weltweit bevölkern – und könnte künftig noch mehr menschliche Mitarbeiter verdrängen. Patrick Wood.

Der Online-Gigant setzt seit Jahren auf Automatisierung. Doch mit Vulcan wird eine neue Stufe erreicht: Dank fortschrittlicher Sensorik kann der Roboter selbst feinste Greifbewegungen ausführen, die bisher Menschen vorbehalten waren. Damit dringt er in Arbeitsbereiche vor, die bislang als unersetzbar galten.

Amazon beschäftigt allein im Vereinigten Königreich rund 75.000 Mitarbeiter, weltweit etwa 1,5 Millionen. Die meisten arbeiten in Lagerhäusern – doch genau dort könnte Vulcan langfristig tausende Stellen bedrohen. Der Konzern betont zwar, dass Roboter den Menschen „unterstützen“ sollen, doch Gewerkschaften wie die GMB sehen das anders:

 

„Amazon betrachtet Arbeiter als entbehrliche Gemeinkosten“, sagt Andy Prendergast, GMB-Landessekretär. „Statt Milliarden in Maschinen zu stecken, die nicht widersprechen oder streiken, sollte man in die Menschen investieren, die Jeff Bezos reich gemacht haben.“

Der durchschnittliche Amazon-Mitarbeiter in der EU ist 35 Jahre alt, viele sind befristet angestellt – genau diese Gruppen wären laut Gewerkschaften am stärksten betroffen.

Roboter mit Feingefühl

Aaron Parness, Amazons Direktor für Robotik-KI, erklärte stolz:

Vulcan sieht die Welt nicht nur, er fühlt sie. Damit kann er Aufgaben erfüllen, die bisher für Roboter unmöglich waren.“

Anders als herkömmliche Industrieroboter, die bei Hindernissen entweder abrupt stoppen oder sogar Schaden anrichten, kann Vulcan mit Sensordaten und visueller Erkennung die genaue Kraft dosieren, um Gegenstände vorsichtig zu bewegen. Amazon sagt, der Roboter sei in der Lage, rund drei Viertel der Millionen Produkte im Sortiment zu handhaben – mit Geschwindigkeiten, die mit denen menschlicher Mitarbeiter vergleichbar seien.

Sicherheit oder Rationalisierung?

Amazon argumentiert, dass die neuen Maschinen vor allem helfen sollen, Verletzungen am Arbeitsplatz zu vermeiden. Doch Kritiker wie die GMB sehen darin ein stillschweigendes Eingeständnis, dass die Arbeit in Amazon-Lagern überhaupt erst gesundheitsgefährdend ist.

In Coventry scheiterte 2024 ein Versuch der GMB, ein Amazon-Lager zu unionisieren, nur knapp. Der Konzern wurde beschuldigt, Arbeitsrecht gebrochen zu haben, um den Versuch zu sabotieren.

Drohnen, Verpackungsroboter und mehr

Vulcan ist nur Teil einer größeren Welle der Automatisierung. Amazon plant noch in diesem Jahr den breiten Einsatz von Lieferdrohnen – eine Bedrohung für viele Kurierfahrer.

Zudem investiert der Konzern rund 700 Millionen Pfund in sogenannte „Lieferstationen“ in Europa, inklusive automatischer Verpackungsmaschinen. Diese Systeme messen mittels Sensoren die Größe eines Artikels und fertigen eine exakt passende Verpackung samt Etikett in Echtzeit an. Ziel ist weniger Verpackungsmüll – und weniger menschliche Arbeitsschritte.

Amazon zählt derzeit 175 Fulfillment-Zentren weltweit. Laut Parness sei die Vision, die neue Robotertechnologie in allen Lagern einzusetzen, um „Effizienz und Sicherheit zu steigern“. Doch für viele bleibt die Frage: Wie lange noch werden Menschen in Amazons Lagern gebraucht?

Fazit: Amazon baut die Infrastruktur einer vollautomatisierten Lieferwelt auf. Während das Unternehmen von Effizienz spricht, sehen Kritiker eine Gesellschaft, in der Menschen zunehmend durch Maschinen ersetzt werden. Die Lagerhallen der Zukunft könnten bald menschenleer sein.

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Amazons neue Hightech-Roboter könnten Tausende Lagerarbeiter ersetzen