Solarmodule made in India statt in China sollten die Welt erobern, doch nun warnt das Energieministerium vor Überkapazitäten und einem drohenden Platzen der Solarblase. Denn auch die Inlandsnachfrage stockt, weil das veraltete Stromnetz den Flatterstrom nicht verarbeiten kann.
Jahrelang hat auch die indische Regierung den Ausbau von Solarkraftwerken subventioniert und unterstützt, um so einerseits den stark wachsenden Stromhunger des Landes zu decken, andererseits aber auch, um die Importabhängigkeit von Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle zu reduzieren. Doch das veraltete, marode Stromnetz kann den Flatterstrom nicht verarbeiten und für umfangreiche Investitionen haben die verschuldeten indischen Energiekonzerne kein Geld. Also zog die Regierung die Reißleine und stampfte mehrere Projekte ein.
Doch das Problem reicht tiefer. Immer mehr Solarmodul-Fabriken wurden in den letzten Jahren aus dem Boden gestampft, weil man China aus den globalen Lieferketten verdrängen wollte. Doch auch die Inder sind auf Materialien und Komponenten aus dem Reich der Mitte angewiesen und infolge der von Präsident Trump erhöhten US-Einfuhrzölle fällt auch der US-Markt weg. Dennoch gibt es weitere Bauprojekte für solche Modul-Fabriken, so dass der indische Output in den kommenden Jahren auf 200 Gigawatt pro Jahr steigen könnte. Doch die Inlandsnachfrage dafür reicht bei weitem nicht aus.
Wenn man bedenkt, dass selbst die chinesische Solarbranche mit Massenentlassungen und einem massiven Preisverfall konfrontiert ist, sind die Warnungen des indischen Energieministeriums nachvollziehbar. In Neu-Delhi fürchtet man den Solar-Crash, weil dieser nicht nur die betroffenen Unternehmen in den Abgrund reißt, sondern die ganzen Finanzierungsstrukturen dahinter ebenso. Von den Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte ganz zu schweigen.
Das Beispiel Indiens verdeutlicht auch, warum eine Industriepolitik, die sich nur auf die Produktion bestimmter Güter konzentriert, jedoch kein umfassendes Gesamtkonzept inkludiert, scheitern muss. Man kann nicht Unmengen an Solarpanelen produzieren, ohne gesicherte Absatzmärkte zu haben. Und ohne einen massiven und sündhaft teuren Netzausbau samt Speicherkapazitäten (an dem selbst Industriestaaten wie Deutschland oder die USA scheitern), ist die Versorgung einer Volkswirtschaft mit Flatterstrom geradezu ökonomisch suizidal. Die grünideologische Planwirtschaft scheitert nicht umsonst weltweit an den Realitäten.
