10. November 2025

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Pensionierter NATO-General: “Die Ukraine ist dem Untergang geweiht”

 

Der mittlerweile pensionierte italienische General Marco Bertolini sieht die Ukraine in einer katastrophalen Position. Früher oder später werde die ehemalige Sowjetrepublik unter dem militärischen Druck zusammenbrechen. Dem Land drohe der Untergang.

Während die aktiven NATO-Generäle weiterhin vom Endsieg gegen Russland träumen, scheint mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei manchen Vertretern der Druck zu fallen, sich der Presse als Papagei des jeweiligen Verteidigungsministeriums zu präsentieren. Der italienische General Marco Bertolini, einst Kommandeur der Fallschirmjägerbrigade „Folgore“ und später Chef des NATO-Einsatzkommandos für Spezialoperationen, hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung L’Antidiplomatico (Paywall) etwas ausgesprochen, was seine noch im Dienst befindlichen Kollegen kaum wagen würden.

So stehe die Ukraine vor dem Untergang und mit ihr drohe auch der NATO eine historische Niederlage. “Die Kräfteverhältnisse sind ungleich”, konstatiert Bertolini nüchtern. “Die Ukraine hat keine Chance, Russland militärisch zu widerstehen. Das Ergebnis wird nicht nur eine militärische, sondern eine strategische Niederlage für die NATO und den gesamten Westen sein.” Eine bemerkenswerte Aussage und auch eine schallende eine Ohrfeige für die westlichen Strategen, die noch immer vom Mythos der “russischen Erschöpfung” träumen.

Der Druck auf die ukrainischen Frontlinien wächst, die Energieinfrastruktur im Hinterland wird (auch als Vergeltung auf die ukrainischen Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur) dem Erdboden gleich gemacht und die jungen Ukrainer fliehen in Scharen ins Ausland, um nicht an der Front verheizt zu werden. Bertolini zieht daraus eine bittere Bilanz: “Gerade jetzt, im Kontext des Ukraine-Konflikts, zeigt die NATO am deutlichsten ihre Rolle als Druckmittel auf den eurasischen Kontinent – jenes Herz der Welt, das der Geopolitiker Mackinder als entscheidend für globale Vorherrschaft bezeichnete. Und doch ist es die NATO, die sich jetzt selbst in eine strategische Sackgasse manövriert hat.

Bertolini bringt damit zum Ausdruck, was sich kaum noch leugnen lässt: Das westliche Bündnis hat sich in seiner eigenen Ideologie verfangen. Der Glaube, man könne Russland wirtschaftlich, militärisch und psychologisch zugleich bezwingen, war nichts als eine Selbsthypnose. Jetzt zeigt sich, dass die Realität auf dem Schlachtfeld eine andere ist. “Es scheint”, so Bertolini, “dass nun die NATO selbst auf dem Schlachtfeld eine strategische Niederlage riskiert.” Und er warnt davor, dass ähnliche Konfliktszenarien – im Baltikum, im Kaukasus oder auf dem Balkan – diesen Irrsinn jederzeit wiederholen könnten. Die Worte eines Mannes, der Jahrzehnte lang das westliche Militärsystem von innen gesehen hat. Er spricht nicht als Gegner, sondern als Insider, der die Mechanismen kennt.

Russland hat kein Interesse an einem Krieg mit Europa

Besonders interessant ist Bertolinis Einschätzung der sogenannten “russischen Gefahr”. Während NATO-Generäle in Uniform noch von “Abschreckung” und “Verteidigungsbereitschaft” faseln, spricht der pensionierte General Klartext: “Russland hat weder Interesse noch die reale Möglichkeit, Europa zu bedrohen”, erklärt er. “Ein Land mit 146 Millionen Einwohnern und einem riesigen Territorium hat weder das Personal noch die ökonomischen Ressourcen, um außerhalb seiner Grenzen Ärger zu suchen.”

Das ist eine vernichtende Analyse, nicht nur für die militärische Logik der NATO, sondern auch für ihre propagandistische Grundlage. Denn wenn Russland gar kein Interesse an einer europäischen Invasion hat, worauf genau stützt sich dann das gesamte westliche Abschreckungsnarrativ? Auf Angst, Mythen und Projektion.

Bertolini weiter: “Natürlich könnte Russland uns mit seinen Atomwaffen vernichten, aber es hätte keine Möglichkeit, unser Territorium zu kontrollieren oder eine viel größere Bevölkerung zu beherrschen. Russland ist selbst ein europäisches Land und wäre direkt von den Folgen der Zerstörung Europas betroffen. Der Reichtum Europas ist im Gegenteil eine Ressource – für Investitionen, sowohl für Russland als auch für China.”

Strategischer Realismus statt moralischer Verblendung

Was Bertolini ausspricht, ist kein Lob auf Russland, sondern eine Diagnose des westlichen Wahns. Er beschreibt eine Allianz, die sich im moralischen Größenwahn verrannt hat, und eine politische Klasse, die Krieg mit moralischer Erlösung verwechselt. Während die europäischen Regierungen ihre eigene Wirtschaft ruinieren und ihre Armeen in ideologische Projekte verwandeln, führt Russland – ob man es mag oder nicht – eine klassische, nüchterne Machtpolitik.

Das westliche “Wertebündnis” hingegen stolpert von einer moralischen Selbsttäuschung in die nächste. Erst die gescheiterten Demokratieexporte in Afghanistan und Irak, dann der Libyen-Kollaps, nun die ukrainische Tragödie – stets unter dem Banner der “Freiheit”. Doch wie viele Länder müssen noch komplett sinnlos in Schutt und Asche gelegt werden, bevor man erkennt, dass Freiheit nicht mit Raketen geliefert wird?

Man fragt sich, warum Generäle wie Bertolini erst nach dem Ausscheiden aus dem Dienst zu Realisten werden. Die Antwort liegt auf der Hand: In einem System, das auf Loyalität, nicht auf Wahrheit baut, ist Widerspruch ein Karriereende. Wer in Uniform die offizielle Linie in Frage stellt, wird zum Risiko. Und so herrscht in den Kommandostrukturen Schweigen – während die Medien jeden Dissens als “russische Propaganda” brandmarken. Das Resultat: Die NATO lebt in einer Echokammer, gefüllt mit den eigenen Illusionen. Bertolini reißt ein Loch in diese Kammer und zeigt, wie tief die Diskrepanz zwischen öffentlicher Rhetorik und militärischer Realität inzwischen ist.

 

Pensionierter NATO-General: “Die Ukraine ist dem Untergang geweiht”