6. November 2025

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Online-Games mit Iris-Scan: Die erste große Spielefirma macht jetzt ernst

 

Augen-Scan fürs Gaming: Erste bekannte Spielefirma macht Ernst – wie freiwillig ist „freiwillig“ wirklich?

Die Spielefirma Mythical Games (u. a. bekannt durch Titel wie „NFL Rivals“, „FIFA Rivals“, „Pudgy Party“) ist eine der ersten größeren Akteure, die eine biometrische Identifikation via Tools for Humanitys „World ID“ (Iris-Scan) in ihr Ökosystem integriert. (CoinDesk)

Was genau passiert?

  • Mythical Games kooperiert mit dem Projekt World (früher „Worldcoin“) von Sam Altman, das Online-Spieler mittels Iris-Scan identifizieren und verifizieren will. (ForkLog)
  • Zielsetzung: Bots ausschließen, Manipulationen in der Spiel- und Asset-Ökonomie verringern, fairere Wettbewerbsbedingungen schaffen.
  • Mythical sagt, Millionen von Spielern sollen Zugang zum World-Ökosystem erhalten, und bestimmte Teile ihres Spiels-/Marktplatzes könnten verifizierten „echten Menschen“ vorbehalten sein.

Warum das kritisch ist

  • Zwar wird gesagt, die Verifikation sei „freiwillig“. Doch sobald bestimmte Spiel­features oder Ökonomien nur noch für Verifizierte offen sind, entsteht ein indirekter Zwang: Wer mitmachen will, muss verifizieren.
  • Biometrische Daten (wie Iris-Codes) sind besonders sensibel. Wer sie einmal hergibt, kann sie kaum zurücknehmen. Bei Missbrauch drohen Schwerwiegenderes als bei einer einfachen E-Mail-Verifikation.
  • Gaming – gerade online und mobil – richtet sich oft an junge Nutzer:innen. Die Kombination mit biometrischer Erfassung wirft Fragen auf: Werden Minderjährige ausreichend geschützt? Welche Aufklärung erfolgt?
  • Wenn eine größere Firma diesen Schritt macht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Wettbewerber nachziehen – und „freiwillig“ wird schnell Standard-Voraussetzung.

Der größere Trend

Diese Entwicklung passt genau in ein Muster, das wir bereits aus anderen Bereichen kennen:

  1. Phase: Ankündigung eines Systems als freiwillige Option („Möchtest du verifiziert werden?“)
  2. Phase: Vorteile nur für Verifizierte („Verifizierte Spieler haben Zulassung zu Turnieren/Märkten“)
  3. Phase: Verifikation wird faktisch Voraussetzung für relevante Features oder Teilnahme
  4. Phase: Der Standard breitet sich aus – andere Firmen springen auf den Zug auf

Mit Mythical Games ist nun eine der ersten größeren Firmen im Gaming-Bereich aktiv geworden. Wenn das Modell erfolgreich ist – aus Sicht der Anbieter –, dann ist es wahrscheinlich, dass andere Studios und Plattformen folgen werden. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann.

Was bedeutet das für die Spieler:innen?

  • Wer gerne einfach nur spielt und keine Assets handelt oder an Wettbewerben teilnimmt, kann (zumindest aktuell) vermutlich ohne Verifikation auskommen.
  • Wer aber auf Gewinnspiele, Marktplätze, Asset-Handel oder exklusive Turniere schaut, könnte früher oder später vor die Wahl gestellt werden: Verifiziere oder verzichte.
  • Datenschutz, Überwachung und Verwendung der biometrischen Daten sind wichtige Themen:
    • Wer speichert die Iris-Scans?
    • Wie sicher sind sie abgelegt?
    • Können sie an Dritte weitergegeben werden?
    • Gibt es Löschmechanismen?
  • Für Eltern, Jugendliche oder Wen-Aufs-Ganze-Gehen-Spieler: Genau hinschauen, was verlangt wird, bevor man zustimmt.

Fazit

Die Einführung der Iris-Verifikation durch Mythical Games ist ein früher und deutlicher Schritt hin zu einem Umfeld, in dem Online-Gaming nicht mehr nur Spiel, sondern zunehmend „teilweise digitale Identitäts- und Asset-Ökonomie“ ist. Dass die Verifikation zunächst „freiwillig“ sein soll, ändert wenig an der Richtung: Sobald der Zugang zu relevanten Features davon abhängt, entsteht ein starker Druck zur Teilnahme.

Spieler:innen und Beobachter:innen sollten wachsam sein:

  • Welche Funktionen werden an Verifikation gekoppelt?
  • Wie transparent sind Anbieter in Bezug auf Datenverwendung?
  • Wie reagieren Regulatoren und Datenschutz-Instanzen?
  • Wann ziehen konkurrierende Spielefirmen nach?

Die zentrale Frage lautet letztlich: Wie lange bleibt „freiwillig“, bevor „es geht nicht mehr ohne“ wird?

 

 

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