Während die WHO in Genf über den Pathogen Access and Benefit-Sharing Annex (PABS) verhandelt, zeigt sich, dass Gesundheit nur der Vorwand ist. Ein unbedachter Satz während der Sitzung offenbart, dass es in Wahrheit um Macht, Kontrolle und Profit geht.
Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf die dritte Verhandlungsrunde über den sogenannten Pathogen Access and Benefit-Sharing System Annex (PABS) abhält, wächst der Unmut über den wahren Charakter des geplanten Pandemieabkommens. Offiziell soll es die Welt besser auf Gesundheitskrisen vorbereiten, doch Kritiker wie der US-amerikanische Aktivist James Roguski sprechen offen von einem „Pandemic Agreement Bull Shit“ – einem Vertrag, der weniger der globalen Gesundheit dient als wirtschaftlichen Interessen. Hinter dem Ideal internationaler Solidarität verbirgt sich ein Machtprojekt, bei dem Kontrolle, Daten und Gewinne im Mittelpunkt stehen – nicht das Wohl der Menschen.
Ein Abkommen mit Hintergedanken
Vom 3. bis 7. November 2025 verhandeln Vertreterinnen und Vertreter der WHO-Mitgliedsstaaten über die Modalitäten eines neuen internationalen Systems zum Austausch von Krankheitserregern und zur gerechten Verteilung der daraus entstehenden Vorteile. Offiziell soll das PABS-System die Lehren aus der COVID-19-Pandemie umsetzen – konkret: den Zugang zu genetischen Sequenzen von Erregern sowie zu Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika gerechter gestalten.
Doch viele Delegationen sehen diese Gerechtigkeit gefährdet. Mehrere afrikanische Länder warnten in der aktuellen Verhandlungsrunde vor einem „neuen medizinischen Kolonialismus“.
Afrikanische Stimmen gegen ein „unausgewogenes“ System
Namibia betonte, dass das Land nach Kolonialismus und Apartheid keine neue Form der Abhängigkeit akzeptieren werde – diesmal unter dem Deckmantel globaler Gesundheitspolitik. Die Delegation forderte „verbindliche und durchsetzbare Verpflichtungen zur gerechten Nutzenverteilung – bei jedem Zugriff, jedes Mal“.
Tansania kritisierte die aktuelle Entwurfsfassung als „unausgewogen“: Sie enthalte strenge Regeln für den Zugang zu genetischen Ressourcen, aber nur schwache, optionale Formulierungen zur Nutzenverteilung. Damit werde der Grundsatz der Gleichberechtigung ausgehöhlt.
Auch die Zentralafrikanische Republik verlangte verbindliche Zusagen, dass Länder im globalen Süden im Pandemiefall tatsächlich Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten erhalten – nicht nur zu den Pflichten ihrer Bereitstellung von genetischem Material.
Südafrika wiederum zeigte sich enttäuscht darüber, dass die jüngste Fassung des Vertragsentwurfs kaum auf die detaillierten Vorschläge der Mitgliedsstaaten eingehe. Das Dokument, so die Kritik, sei lediglich eine „Kopie“ früherer Passagen – statt eine konkrete Grundlage für ein faires System zu schaffen.
Digitale Datensysteme und die Macht der Algorithmen
Besonders alarmierend finden Beobachter einen Vorschlag der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI). Diese internationale Stiftung, mitfinanziert von Regierungen und großen Pharmakonzernen, forderte den Ausbau einer WHO-Datenbank für genetische Sequenzen, um „AI-powered federated learning“ – also KI-gestützte Impfstoffforschung – zu ermöglichen.
CEPI entwickelt derzeit ein „Pandemic Preparedness Engine“, ein KI-System, das mithilfe global gesammelter genetischer Daten in Echtzeit Impfstoffdesigns generieren soll. Kritiker wie Roguski warnen vor der Gefahr, dass solche Systeme von privaten Geldgebern kontrolliert werden – mit potenziell massiven Folgen für Datenschutz, Transparenz und nationale Souveränität.
Wessen Nutzen, wessen Verantwortung?
Während die WHO betont, dass PABS Fairness und Solidarität fördern soll, sehen viele Beobachter die Gefahr eines technokratischen Systems, das Entwicklungsländer zur Datenlieferung verpflichtet, ohne ihnen im Gegenzug gleichwertige Rechte einzuräumen.
Ein Vertreter des Third World Network brachte diese Spannung unfreiwillig auf den Punkt: Beim Versuch, über „Benefit-Sharing“ zu sprechen, rutschte ihm das Wort „profits“ heraus – ein Versprecher, der symptomatisch für die ganze Debatte scheint.
Fazit
Die PABS-Verhandlungen der WHO zeigen exemplarisch, wie stark globale Gesundheitsabkommen zwischen Idealismus und Interessenspolitik schwanken. Was als Versuch begann, Pandemien gerechter zu bekämpfen, droht, zu einem System zu werden, das Kontrolle, Daten und Gewinne neu verteilt – jedoch nicht zwingend zugunsten derer, die am meisten Schutz benötigen.
Zwischenstaatliche Arbeitsgruppe (IGWG) zum Pandemieabkommen der WHO | 3. November
