Während in Sachen Frieden in der Ukraine keinerlei Fortschritte zu erkennen sind und die “Koalition der Willigen” immer aggressiver auf einen Krieg mit Russland drängt, droht der Kreml immer öfter mit seinem nuklearen Arsenal. Nach dem Test der “Burewestnik”-Rakete folgt nun der “Poseidon”-Tsunami-Torpedo.
Seit vielen Jahren ist bekannt, dass Russland an neuen “Superwaffen” arbeitet. Ob nun in Sachen Luftraumverteidigung (z. B. S-500 und S-600), Hyperschallraketen (z. B. Oreschnik und Kinschal) oder auch nuklear betriebenen, lenkbaren Langstreckenraketen (Burewestnik), die angeblich wochenlang unterwegs sein können, bevor sie auf Befehl zuschlagen. Doch schon vor Jahren präsentierte Präsident Putin einen nuklearen “Tsunami-Torpedo”, der angeblich in der Lage sein soll, verheerende Verwüstungen beispielsweise an der US-Ostküste zu verursachen.
Nur Tage nach seiner Burewestnik-Warnung folgte eine Meldung über den laut russischen Militärs erfolgreichen Test der nuklearen Unterwasserdrohne “Poseidon”. Putin erklärte, Russland habe nun “ein unbemanntes Fahrzeug, das in Geschwindigkeit und Tiefe weltweit seinesgleichen” suche. Was auf den ersten Blick nach propagandistischer Übertreibung klingt, wird von westlichen Analysten erstaunlicherweise weitgehend bestätigt. Die Poseidon-Drohne, auch als Status-6 Oceanic Multipurpose System bekannt, gilt als eines der ambitioniertesten Rüstungsprojekte seit dem Kalten Krieg. Putin erklärte nach dem Test: “Zum ersten Mal ist es gelungen, das Fahrzeug nicht nur von einem U-Boot aus zu starten, sondern auch sein nukleares Antriebssystem erfolgreich in Betrieb zu nehmen.” Das sei, so der russische Präsident, ein “enormer technologischer Erfolg”.
Die Poseidon ist nicht einfach ein Torpedo – sie ist eine autonome, nuklearbetriebene Waffe mit strategischer Reichweite. Mit einer Länge von rund 20 Metern, einem Gewicht von 100 Tonnen und einer möglichen Geschwindigkeit von über 200 Kilometern pro Stunde ist sie in keiner Weise mit konventionellen Systemen vergleichbar. Sie kann laut russischen Angaben auch extrem langsam und leise manövrieren, um westliche Sonarsysteme zu umgehen. Putin betonte, dass es keine Abwehrmöglichkeit gegen diese Waffe gebe. Der Poseidon könne sich tausende Kilometer unbemerkt fortbewegen, um dann mit einem Sprengkopf von angeblich bis zu 100 Megatonnen zuzuschlagen – das Zehnfache der größten bisher gezündeten Bombe der Menschheitsgeschichte.
Während westliche Medien sofort das Schlagwort vom „radioaktiven Tsunami“ aufgriffen, ist das eigentliche Prinzip nüchterner, aber nicht minder beängstigend: Der Poseidon ist als strategischer Vergeltungsschlag konzipiert. Seine Aufgabe wäre es, im Falle eines US-Angriffs die gesamte Ostküste oder weite Teile Westeuropas durch eine kontaminierte Flutwelle unbewohnbar zu machen.
Selbst westliche Verteidigungsanalysten bestätigen, dass Russlands Angaben nicht aus der Luft gegriffen sind. Der nationale Sicherheitsanalyst Steve Balestrieri schreibt im National Security Journal, der Poseidon-Torpedo sei eine “nuklearbetriebene, autonome Unterwasserdrohne, die zur Umgehung amerikanischer Raketenabwehrsysteme entwickelt wurde”. Das Projekt sei eine direkte Reaktion auf den Ausstieg der USA aus dem ABM-Vertrag von 1972 – also auf Washingtons Entscheidung, sich nicht länger an gegenseitige Beschränkungen strategischer Abwehrsysteme zu halten. Der Poseidon-Torpedo ist der sichtbarste Ausdruck dieser neuen Logik: Wenn die USA jede Abschreckung durch defensive Systeme unterlaufen wollen, baut Russland Waffen, die das Konzept der Verteidigung selbst ad absurdum führen.
Nach den vorliegenden Informationen könnte der Poseidon in seiner extremen Variante sogar als sogenannte Kobalt-Bombe konstruiert sein – eine Waffe, deren Fallout so langlebig und intensiv wäre, dass Küstenregionen über Jahrzehnte hinweg unbewohnbar blieben. Laut Modellen auf Basis der Plattform NukeMap würde eine Detonation eine Zone von bis zu 1.700 mal 300 Kilometern radioaktiv verseuchen. Das klingt apokalyptisch – und genau das soll es auch. Die Kombination aus den Worten “nuklear” und “Tsunami” ist ganz bewusst gewählt. Sie zielt auf die tiefsten Ängste der westlichen Öffentlichkeit. Und sie funktioniert. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass westliche Medien die russischen “Drohungen” dramatisch ausmalen.
Doch vielmehr sind diese “Drohungen” in Wirklichkeit mehr als “Warnungen” zu verstehen. Für Moskau ist der Konflikt mit Kiew eine bilaterale Angelegenheit, während der kollektive Wertewesten ihn als Stellvertreterkrieg missbraucht – und sogar aktiv dabei hilft, Ziele in Russland selbst anzugreifen. Bildhaft gesprochen: Kiew hält das Gewehr und hat den Finger am Abzug, doch Washington, London, Berlin & Co. richten die Zielerfassung ein, ohne die ansonsten einfach blind drauflos geschossen würde. Es werden immer wieder Rote Linien überschritten und so weiter verschoben.
Es ist nicht so, dass Moskau diese Waffen tatsächlich gegen den Westen einsetzen möchte – doch wenn der russische Bär in die Ecke gedrängt wird, kann er irgendwann nicht mehr anders reagieren. Das ist keine “Kreml-Propaganda” sondern eine nüchterne Feststellung. Denn jeder andere Staat mit ähnlich zerstörerischen Fähigkeiten würde ähnlich reagieren. Die Logik dahinter lautet: Wenn ihr uns vernichtet, vernichten wir euch auch. Es geht hierbei rein um die “Abschreckung”, nicht um den Willen einen Erstschlag durchzuführen.
