In einer historischen Zäsur stationiert Deutschland erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder eine komplette Brigade im Ausland. Das Einsatzgebiet: Litauen, unmittelbar an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Diese massive Verlegung deutscher Kampftruppen ist nicht nur eine machtvolles Signal an den Kreml, sondern offenbart auch eine neue Dimension der Kriegsführung: angetrieben von Hightech-Start-ups und finanziert von den Großinvestoren des Silicon Valley.
Eine Brigade an vorderster Front
Im Mai stellte die Bundeswehr die 45. Panzerbrigade offiziell auf. Der starke Verband, gebildet um das 122. Panzergrenadier- und das 203. Panzerbataillon, ist die Antwort des Westens auf die wahrgenommene russische „Bedrohung“. Stationiert wird sie am strategischen Suwalki-Korridor – der schmalen, neuralgischen Landbrücke zwischen Kaliningrad und dem verbündeten Belarus. Diese Landverbindung gilt als eine der verwundbaren Stellen der NATO-Ostflanke.
Doch nicht nur die schiere Truppenstärke ist bemerkenswert. Wie die Financial Times berichtet, wird die Brigade mit Hundertschaften sogenannter Kamikaze-Drohnen ausgerüstet. Diese „Loitering Munitions“ können in einem Gebiet kreisen, um dann auf ein Ziel zu stürzen und sich selbst zu zerstören. Ihre Beschaffung deutet darauf hin, dass die NATO-Mission in der Region nicht nur rein defensiv, sondern mit erheblichen offensiven Fähigkeiten ausgestattet ist.
Die Tech-Giganten im Hintergrund
Die Lieferanten dieser Drohnen lesen sich wie ein Who-is-Who der modernen Verteidigungs- und Tech-Szene. Es sind die deutschen und europäischen Start-ups Helsing (mit ihrem Modell HX-2) und Stark (Virtus) sowie der traditionsreiche deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall (FV-014). Sie teilen sich einen Vertrag im Volumen von rund einer Milliarde US-Dollar.
Hinter den Firmen stehen die großen Namen und Gelder des Silicon Valley:
- Helsing wird maßgeblich von Spotify-Gründer Daniel Ek über seine Investmentfirma Prima Materia finanziert. Unterstützt wird das Unternehmen auch vom Rüstungskonzern Saab, an dem die einflussreiche Wallenberg-Familie über ihre Holding Investor AB eine dominierende Stellung hält. Damit besteht eine indirekte Verbindung zwischen Helsing und Schwedens mächtigster Industriellendynastie – ein bemerkenswerter Schulterschluss zwischen Big Tech, Industrie und Militär.
- Laut der Financial Times plante Helsing zudem die Lieferung von 6 000 Angriffsdrohnen an die Ukraine.
- Das Start-up Stark, erst vor rund 15 Monaten gegründet, hat seinerseits prominente US-Investoren: Peter Thiel, Mitgründer der umstrittenen Überwachungsfirma Palantir, sowie Sequoia Capital, einen der einflussreichsten Risikokapitalgeber des Silicon Valley.
- Rheinmetall wiederum baut seine Produktion massiv in Richtung Drohnen- und KI-Technologie aus und arbeitet eng mit US- und israelischen Partnern wie Anduril und UVision zusammen – ein weiterer Schritt zur Verschmelzung europäischer und amerikanischer Militär-Tech-Interessen.
Der Ukraine-Krieg als Testfeld und Profitmaschine
Die Investitionen in europäische Verteidigungs-Start-ups sind im Zuge des Ukraine-Kriegs explodiert. Risikokapitalgeber, einst scheu gegenüber militärischen Geschäften, unterstützen heute zunehmend Rüstungsunternehmen. Der Konflikt in der Ukraine dient dabei als ideales Live-Testfeld für neue Waffensysteme unter realen Kampfbedingungen.
Diese Entwicklung wirft kritische Fragen auf: Europäische Firmen und ihre US-amerikanischen Geldgeber jagen im Kontext des Krieges enormen Profitaussichten hinterher. Die Ukraine ist zum Labor für ihre Produkte geworden. In dieser Logik, so die Befürchtung von Beobachtern, ist ein schnelles Ende des Konflikts nicht im Interesse derjenigen, die vom fortwährenden Bedrohungsszenario und der Nachfrage nach immer neuerer Technologie profitieren. Die Stellvertreterkriegsmaschine läuft auf Hochtouren – angetrieben nicht mehr nur von Staaten, sondern zunehmend von einer milliardenschweren, global vernetzten Tech- und Investoren-Elite.
Quellen:
This Is The Most Secretive Tech Startup in Germany
Spotify’s Daniel Ek leads €600mn investment in German drone maker Helsing
Lithuania Welcomes German Brigade
German start-ups set for deal on kamikaze drones with Rheinmetall
