28. Oktober 2025

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Steuererklärung wie in Schweden Diese Erleichterung plant Deutschland jetzt

 

In Schweden dauert die Steuererklärung oft nur eine Minute. Denn das Finanzamt verschickt sie schon fertig ausgefüllt. Deutschland plant jetzt ein ähnliches System.

Kaum jemand erledigt sie gern, viele schieben sie monatelang vor sich her: die Steuererklärung. Doch damit könnte bald Schluss sein. Die Finanzämter in Deutschland sollen künftig selbst Entwürfe für Einkommensteuererklärungen erstellen und digital an die Bürger schicken. Diese müssen die Erklärung dann nur noch per App bestätigen oder ergänzen.

Dieser Idee aus Bayern haben sich nach Informationen von t-online inzwischen auch alle anderen Bundesländer angeschlossen. Im Bund-Länder-Vorhaben „Konsens“, das für „Koordinierte neue Softwareentwicklung der Steuerverwaltung“ steht, soll nun ein bundesweit einheitliches Softwareprodukt entwickelt werden, das voraussichtlich schon im Laufe des Jahres 2026 an den Start gehen kann.

Ziel ist es, die Steuererklärung ähnlich einfach zu machen, wie es beispielsweise in Schweden schon seit Langem der Fall ist. Allerdings zeigt ein Blick in den Norden auch: Wer seine Bürger von Steuererklärungspflichten entlasten will, muss gleichzeitig das System vereinfachen. t-online zeigt, wie anders die Schweden mit Steuern umgehen und an welchen Änderungen Bund und Länder in Deutschland arbeiten.

Finanzamt macht es den Schweden leicht

In Schweden ist das Finanzamt, das Skatteverket, weit mehr als nur eine Behörde, die Geld einzieht. Es verschickt jedes Jahr im Frühjahr – meist im März oder April – eine vorausgefüllte Steuererklärung an alle Steuerpflichtigen. Darin sind bereits die wesentlichen Daten enthalten: Löhne, Kapitalerträge, Versicherungsbeiträge, ja sogar abzugsfähige Handwerkerleistungen.

Wer einverstanden ist, bestätigt einfach – online, per App oder telefonisch. Änderungen, zum Beispiel durch zusätzliche Einkünfte, können elektronisch ergänzt werden. Damit ist die Steuererklärung oft nach wenigen Minuten erledigt. Das spart sowohl den Bürgern als auch den Behörden Zeit und Nerven und führt zu hoher Akzeptanz. Steuerberater sind für Normalverdiener meist überflüssig, Ausnahmen und komplizierte Abzugsmöglichkeiten gibt es kaum.

Das ist in Deutschland anders. Zwar wird auch hierzulande mit Pauschalen gearbeitet, allerdings in deutlich geringerem Umfang. „Viele steuerlich relevante Informationen – etwa zu Werbungskosten, außergewöhnlichen Belastungen oder besonderen Freibeträgen – liegen dem Finanzamt elektronisch nicht vor“, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums Niedersachsen t-online. „Um hier tragfähige Lösungen zu entwickeln, müssen auch Fragen der Typisierung und Pauschalierung geklärt werden.“

Gemeint ist beispielsweise eine Arbeitstagepauschale, in der man Werbungskosten für Arbeitnehmer stärker als bisher zusammenfassen könnte. Laut dem Bundesfinanzministerium wird diese derzeit noch geprüft.

Wie viel Steuer die Schweden zahlen

Das schwedische Steuersystem unterscheidet sich aber noch in weiteren Punkten vom deutschen. So umfasst die Einkommensteuer sowohl kommunale als auch staatliche Anteile. Der kommunale Steuersatz, den Gemeinden und Regionen erheben, beträgt 2025 im Schnitt 32,41 Prozent. Er kann je nach Wohnort unterschiedlich hoch ausfallen.

Erst ab einem steuerpflichtigen Einkommen von 625.800 schwedischen Kronen (rund 57.300 Euro) wird zusätzlich eine staatliche Steuer fällig: Auf den übersteigenden Betrag kommen dann 20 Prozent hinzu.

Das steuerpflichtige Einkommen ergibt sich ähnlich wie in Deutschland aus dem Einkommen abzüglich des allgemeinen Steuerfreibetrags („grundavdrag“). Der schwedische Grundfreibetrag ist jedoch nach Einkommen und Alter gestaffelt. Senioren ab 66 Jahren steht ein höherer Freibetrag zu. Auch das deutsche Steuersystem kennt einen Altersentlastungsbetrag, allerdings nur für Einkünfte neben einer Rente. Und der Grundfreibetrag ist für alle gleich hoch.

In Schweden steigt der Grundfreibetrag hingegen mit wachsendem Einkommen bis zu einem mittleren Niveau und fällt dann wieder, wenn das Einkommen weiter zunimmt. Dadurch wird der progressive Effekt in der Steuerlast implizit abgebildet, ohne dass es viele Steuersätze gibt.

2025 liegt der höchstmögliche Grundfreibetrag bei rund 45.300 schwedischen Kronen (etwa 4.150 Euro) ab einem Einkommen von 183.000 Kronen bis 186.000 Kronen (etwa 16.768 bis 17.040 Euro). Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Grundfreibetrag für alle bei 12.084 Euro. Die Steuerpflicht greift hierzulande also deutlich später.

Wer Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Wertpapiergeschäften hat, zahlt Kapitalertragsteuern von 30 Prozent. Das gilt grundsätzlich auch für den Verkauf von Immobilien, allerdings bleibt dabei ein Teil des Gewinns steuerfrei. Wie hoch die Kapitalertragsteuer in Deutschland ausfällt, lesen Sie hier.

Gut zu wissen

Verschiedene Steuerklassen gibt es in Schweden nicht. Auch wurde das Ehegattensplitting bereits vor mehr als 40 Jahren abgeschafft. In Deutschland bringt das Ehegattensplitting hingegen weiter jenen Verheirateten Vorteile, deren Einkommenshöhen stark auseinanderklaffen.

Warum viele Schweden gern Steuern zahlen

Was in Deutschland wohl undenkbar wäre, ist in Schweden Normalität: Viele zahlen ihre Steuern gern. Und das hat Gründe. Zum einen fließt der Großteil der Einnahmen direkt an die Kommunen, die damit Schulen, Pflegeheime oder Krankenhäuser finanzieren. Bürger können also mitbestimmen, wofür ihr Geld vor Ort verwendet wird. Zum anderen funktioniert das System so reibungslos, dass es kaum Anlass für Ärger gibt.

Sollte Deutschland das System der automatischen Steuererklärung übernehmen, wäre das ein Paradigmenwechsel: weg von der Bringschuld des Bürgers, hin zu einer Dienstleistung des Staates. Je verlässlicher und einfacher das klappt, desto eher dürfte auch die Bereitschaft steigen, Steuern zu zahlen.

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https://www.t-online.de/finanzen/ratgeber/steuern-recht/steuererklaerung/id_100973964/steuererklaerung-in-schweden-vorbild-fuer-deutschland-.html

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