Haben ukrainische Kräfte die Ölraffinerien im rumänischen Ploieşti und im ungarischen Százhalombatta sabotiert? Beide Ölverarbeitungsanlagen gingen “ganz zufällig” im Abstand weniger Stunden in Flammen auf. Und “ganz zufällig” werden sie über die Druschba-Pipeline mit Erdöl aus Russland versorgt.
Wenn in Europa zwei Ölraffinerien, die über die Druschba-Pipeline versorgt werden, am selben Tag in die Luft fliegen, dann darf man sich getrost die Frage stellen, ob das Zufall ist – oder Teil eines schmutzigen Energiekriegs, der längst über die Grenzen der Ukraine hinaus eskaliert ist. Folgende Anlagen standen in Flammen: die Lukoil-Raffinerie im rumänischen Ploieşti und die MOL-Raffinerie im ungarischen Százhalombatta. Beide verarbeiten russisches Öl. Beide gingen binnen Stunden in Flammen auf. Einfach nur ein Zufall? Wohl kaum.
Während die Behörden in Bukarest und Budapest noch von “technischen Problemen” und “laufenden Ermittlungen” sprechen, drängt sich der Verdacht auf, dass hier jemand gezielt nachgeholfen hat. Denn das Muster ist zu auffällig. Die rumänische Lukoil-Anlage – eine der größten des Landes – explodiert am Vormittag. Nur Stunden später brennt die wichtigste Raffinerie Ungarns. Beide sind Teil des Versorgungsnetzes, das über die russische Druschba-Pipeline gespeist wird – dem letzten verbliebenen Energie-Nabel zwischen Russland und Mitteleuropa. Und ausgerechnet dieser Nachschub ist seit Jahren das Ziel ukrainischer Sabotageakte.
Schon seit 2022 hat Kiew mehrfach versucht, unter dem Deckmantel des “Kampfes gegen russische Energie” den Ölnachschub Richtung Westen zu unterbrechen. Drohnenangriffe auf Raffinerien in Russland selbst sind längst Alltag geworden. Im Sommer 2025 wurde gar rund ein Fünftel der russischen Raffineriekapazität durch ukrainische Angriffe lahmgelegt. Der Effekt: weniger Treibstoff für Russland, aber auch steigende Preise und Versorgungsengpässe in halb Europa.
Ungarn ist seit jeher ein Dorn im Auge der ukrainischen Führung. Viktor Orbán lehnt Waffenlieferungen ab, fordert Friedensverhandlungen und weigert sich, das günstige russische Pipelineöl aufzugeben. Das genügt offenbar, um in Kiew als “Verräter” zu gelten. Schon 2023 hatte die Ukraine den Kommandeur einer Drohneneinheit, die für Angriffe auf die Druschba-Leitung verantwortlich war, mit Auszeichnungen überhäuft, worauf Budapest prompt ein Einreiseverbot verhängte. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern schwelt seit Jahren, doch jetzt scheint er eine neue Stufe erreicht zu haben.
Dass ukrainische Akteure auch jenseits der eigenen Grenzen zuschlagen, ist keineswegs neu. Polnische Ermittlungen gegen einen Ukrainer wegen Beteiligung an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines wurden kürzlich eingestellt, mit dem bemerkenswerten Argument, die Tat sei “zu allgemein beschrieben” und habe sich “in internationalen Gewässern” ereignet. Polens Premier Donald Tusk legte noch einen drauf und erklärte, das eigentliche Problem sei nicht, dass Nord Stream 2 gesprengt wurde, sondern dass es überhaupt gebaut wurde. Ungarns Außenminister Szijjártó nannte das zu Recht “skandalös”. Denn wer das Sprengen von Energieinfrastruktur als legitimes Mittel politischen Kampfes feiert, öffnet Tür und Tor für den Terrorismus.
Man stelle sich vor, ein Land hätte amerikanische oder kanadische Pipelines in die Luft gejagt – die Empörung wäre grenzenlos. Doch wenn Kiew sich in Energie-Terrorismus übt, schweigt der Westen. Im Gegenteil: Man spricht von “mutigen Aktionen”, von “asymmetrischer Kriegsführung” oder gar von “Selbstverteidigung”. Und jetzt, da Raffinerien nicht nur in Russland, sondern auch in Ungarn und Rumänien brennen, dürfte es vielen dämmern: Der Krieg gegen Russland ist längst auch ein Krieg gegen Europas Energieversorgung.
Premier Orbán musste seine Bürger nach dem Brand beruhigen: Die Treibstoffversorgung sei gesichert, die Ursachen würden gründlich untersucht. Doch was, wenn die Untersuchung ergibt, dass ein angeblich “befreundeter” Staat seine Finger im Spiel hatte? Wird Brüssel dann Sanktionen gegen Kiew verhängen? Oder wird man wieder beschwichtigen, dass “nichts bewiesen” sei – so wie bei Nord Stream? Mehr noch ist die Ukraine kein NATO-Mitglied, so dass man einen solchen Angriff theoretisch auch als feindselige Handlung (Artikel 5 der NATO) betrachten müsste.
Sollte es sich bestätigen, dass Kiew dahintersteckt, stecken die notorisch kriegsgeilen europäischen Politiker in einer Zwickmühle. Wie sollen sie ihren Bürgern denn erklären, dass man weiterhin einem Staat militärische und finanzielle Unterstützung leistet, der nicht vor terroristischen Anschlägen auf die europäische Energieinfrastruktur zurückschreckt? Nord Stream und die Druschba-Pipeline wären in dem Fall erst der Anfang gewesen. Was kommt als Nächstes? Die Sprengung russischer Flüssiggastanker in europäischen Häfen?
Hat die Ukraine Ungarn und Rumänien angegriffen? Russenöl-Raffinerien in Flammen