Von Rebeka Kis
Wer hätte das gedacht? Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert offenbar den Bau einer acht Meilen langen Schnellstraße mitten durch den Amazonas, damit Umweltdelegierte schneller zwischen Konferenzzentrum und Luxusunterkünften pendeln können.
In Vorbereitung auf die COP30 – die 30. UN-Klimakonferenz, die im November in Belém (Brasilien) stattfinden soll – wurden Schätzungen zufolge über 100.000 ausgewachsene Regenwaldbäume gefällt. Die neue vierspurige „Avenida Liberdade“ soll die Anreise für Staatschefs, Wissenschaftler, NGOs und Vertreter der „Zivilgesellschaft“ beschleunigen.
Die Konferenz findet vom 10. bis 21. November 2025 statt und soll laut offiziellen Angaben über die „zukünftigen globalen Klimaprioritäten“ beraten.
Ironie des grünen Fortschritts
Die Vorstellung, dass Delegierte durch frisch gerodete Amazonasflächen fahren, um an einer Konferenz zum Schutz des Klimas teilzunehmen, bleibt nicht unbemerkt. Umweltgruppen warnen vor weiterer Entwaldung und der Zerstörung des Lebensraums lokaler Tierarten, während die brasilianische Regierung von „notwendiger Infrastruktur“ spricht.
Forscher weisen zudem darauf hin, dass die Realität komplexer ist, als es die Klimarhetorik vermuten lässt:
Eine in Nature Plants veröffentlichte Studie zeigt, dass steigende CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre das Wachstum des verbliebenen Regenwaldes sogar gefördert haben. Alte Bäume wachsen rund 6 % schneller pro Jahrzehnt, und weltweit hat die Vegetation in den letzten 40 Jahren um etwa 15 % zugenommen – mit positiven Effekten auf Ernteerträge und sogar einer teilweisen Rückbildung von Wüstenzonen.
Klimapolitik und Doppelmoral
Die Ereignisse erinnern an die COP29 im vergangenen Jahr in Baku (Aserbaidschan), die von Kritikern als „Klimaschwindel“ bezeichnet wurde. Dort drängte die Europäische Union auf einen weltweiten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – und verlangte, dass die entwickelten Länder noch größere finanzielle Lasten übernehmen sollten, während China und andere große Industriestaaten nur „freiwillig“ beitragen müssten.
Nun scheint sich die Ironie fortzusetzen: Für den Klimaschutz fällt der Amazonas – ausgerechnet im Namen der Klimagerechtigkeit.
Brasilien: 100.000 Amazonas-Bäume gefällt – für den Klimagipfel COP30