8. Oktober 2025

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“Industrieller Selbstmord”: Britischer Chemiekonzern schließt zwei Werke in Deutschland

 

Donnerschlag in der Industrie: Der britische Chemiekonzern Ineos schließt zwei seiner Werke im nordrhein-westfälischen Rheinberg. Erdrückende Energie- und CO₂-Kosten haben den Standort unhaltbar gemacht. In einem Statement zur Schließung wird der „industrielle Selbstmord Europas“ angeprangert.

175 Stellen seien von der geplanten Schließung betroffen, teilte das Unternehmen mit. Der genaue Zeitpunkt steht bislang nicht fest. Der Grund ist ebenso eindeutig wie alarmierend: Die Energie- und CO2-Kosten seien erdrückend hoch und es fehle ein Zollschutz gegen „die Flut billiger Chemikalien aus Asien“. Das Unternehmen konzentriere sich nun darauf, die verbliebenen Betriebe in Rheinberg zu erhalten und die dortigen 300 Arbeitsplätze zu sichern.

Stephen Dossett, Chef der Ineos-Tochter Inovyn, sprach in einer Stellungnahme von einem „industriellen Selbstmord Europas“. „Während die Konkurrenz in den USA und China von billiger Energie profitiert, werden die europäischen Hersteller durch unsere eigene Politik und das Fehlen eines Zollschutzes vom Markt verdrängt.“

Nicht einmal dem CO₂-Narrativ ist gedient: Gleichzeitig werde nämlich der Markt von emissionsreichen Importen überschwemmt. „Das ist völlig untragbar und wird zu weiteren Schließungen, Arbeitsplatzverlusten und einer höheren Abhängigkeit von anderen Regionen bei wichtigen Rohstoffen führen, wenn nicht sofort Abhilfe geschaffen wird“, so Dossett. Während effiziente europäische Werke schließen müssten, würden die globalen Emissionen steigen. „Dies ist nicht nur wirtschaftlicher Irrsinn. Das ist ökologische Heuchelei.“ Europas Wettbewerbsfähigkeit würde schwinden, prangerte der Manager an. Und wozu?

Seine Worte treffen den Kern eines Problems, das längst nicht mehr nur die Chemiebranche betrifft. Die Energiepreise in Deutschland zählen zu den höchsten der Welt. Während Produzenten in den USA oder China von günstigen Tarifen profitieren, kämpfen deutsche Betriebe mit Abgaben, Umlagen und CO₂-Bepreisungen, die jede Kalkulation zur Farce machen.

Seit Jahren warnt die Industrie vor den Folgen der Energiewende, wie sie von der Bundesregierung im grünen Wahn forciert wird. Wind- und Solarenergie sind wetterabhängig, Speicher fehlen, der Strompreis schwankt – die Belastungen steigen. Unternehmen zahlen nicht nur für den Strom selbst, sondern auch für CO₂-Zertifikate, Netzentgelte, EEG-Umlagen und zahlreiche Sonderabgaben. In der Summe ergibt das einen Preis, der im internationalen Vergleich schlicht ruinös ist. Und auch wenn Deutschland als Vorreiter auftritt: Dank des “Green Deal” ist davon letztlich die ganze EU betroffen.

Die Werke in Rheinberg sind nicht die einzigen, die geschlossen werden. Ineos hat bereits Werke in Grangemouth (Großbritannien) und Geel (Belgien) geschlossen. Gladbeck (Deutschland) – betroffen sind 279 Arbeitsplätze – wird geschlossen, und Anlagen in Tavaux (Frankreich) und Martorell (Spanien) wurden stillgelegt.

Und Ineos ist kein Einzelfall. Immer mehr Unternehmen verlagern Produktionsteile ins Ausland oder drosseln ihre Kapazitäten. Was früher das Rückgrat deutscher Wertschöpfung war – die energieintensive Industrie – steht nun auf der Kippe. Die Deindustrialisierung, ein Begriff, der vor wenigen Jahren noch als Schreckgespenst abgetan wurde, wird längst zur Realität.

Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) schlägt Alarm. Dessen Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup spricht von einer Industrienation, die „heftig Schlagseite“ hat. Auch er sieht den Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Große Entrup fordert von der Politik eine deutliche Reduktion von Stromkosten, Monsterbürokratie und irrer Regulation aus Brüssel. „Wenn die Politik jetzt nicht handelt, verlieren wir nicht nur Anlagen und Arbeitsplätze. Die industrielle Zukunft steht auf dem Spiel“, warnt er.

Die deutsche Energie- und Klimapolitik will mit moralischem Eifer das Weltklima retten – doch sie gefährdet lediglich die Basis des eigenen Landes. Die Entscheidung von Ineos ist ein Warnsignal und zugleich ein Prüfstein für die Politik. Wenn Deutschland weiterhin Wohlstand, Arbeitsplätze und industrielle Souveränität behalten will, braucht es keine weiteren CO₂-Abgaben, sondern verlässliche Energiepreise, technologieoffene Lösungen und einen klaren industriepolitischen Kurswechsel. Ein solcher zeichnet sich unter der aktuellen Bundesregierung aber nicht ab. Und auch in der EU wird der grüne Wahnsinn weiter vorangetrieben.

 

“Industrieller Selbstmord”: Britischer Chemiekonzern schließt zwei Werke in Deutschland