Die EU will wieder den Autofahrern ans Portemonnaie: Neue Testpflichten für ältere Diesel und Benziner bei der Abgasuntersuchung sowie die jährliche TÜV-Überprüfung für ältere Fahrzeuge stehen zur Debatte. Millionen Autofahrer wären betroffen, nicht nur von höheren Kosten – sie müssten auch befürchten, dass ihr Fahrzeug keine Plakette mehr erhält.
Dass die Politik die Verbrenner von der Straße holen will und am liebsten den motorisierten Individualverkehr ganz abschaffen würde, ist bekannt. Da ist es nicht verwunderlich, dass in Brüssel an neuen Prüfpflichten gearbeitet wird. Wieder einmal geht es um Abzocke und Gängelei der Autofahrer.
Seit Mitte 2023 gilt für Diesel-Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 6/VI ein neues Prüfverfahren – die sogenannte Partikelmessung (PN-Messung) – im Rahmen der Hauptuntersuchung. Die Prüforganisationen zeigen sich zufrieden. „Die Partikelmessung ist ein großer Erfolg. Wir können jetzt feststellen, was wirklich aus dem Auspuff herauskommt“, sagt Axel Sprenger, stellvertretender technischer Leiter der GTÜ. Eine gemeinsame Auswertung aller deutschen Prüfstellen zeigt: Etwa drei Prozent der Euro-6-Diesel fallen bei der AU durch – bei älteren Fahrzeugen liegt die Quote sogar bei sechs Prozent.
Auch die Hersteller spüren die Folgen: Ford etwa musste Ende 2024 rund 164.000 Fahrzeuge in Deutschland wegen Problemen mit dem Dieselpartikelfilter zurückrufen.
Laut „Automobilwoche“ plant die EU-Kommission, das Messverfahren künftig auch auf Diesel der Abgasnorm Euro 5b und auf moderne Benziner auszudehnen. Prüforganisationen begrüßen das. „Die PN-Messung trägt zur Verbesserung der Luftqualität bei und leistet damit einen wichtigen Beitrag für Gesundheit, Umwelt und Klima“, behauptet der TÜV-Verband. Das sind “Argumente”, bei denen der Bürger inzwischen aus guten Gründen misstrauisch wird.
Warnung: Alte Technik kann Erfüllung neuer Anforderungen gar nicht leisten
Tatsächlich teilen nicht alle diesen Optimismus. Die GTÜ hält eine Ausweitung auf ältere Diesel für überzogen. „Es ist widersinnig, mit neuer Messtechnik alte Fahrzeuge zu prüfen und neue Anforderungen an alte Technik anzulegen“, kritisiert Axel Sprenger, stellvertretender technischer Leiter der GTÜ. Die alte Technik der Euro-5-Fahrzeuge könne gar nicht das leisten, was moderne Fahrzeuge können.
Bei einer Ausweitung könne es passieren, dass Fahrzeughalter in ihre Autos Partikelfilter einbauen müssten, die moderner sind als diejenigen, die serienmäßig verbaut wurden. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt entsprechende Partikelfilter, die für die alten Fahrzeuge infrage kommen, so Sprenger weiter.
In einem Punkt sind sich TÜV und GTÜ allerdings einig: Die Partikelmessung sollte auch bei modernen Benzinern kommen – Ottomotoren können ebenso fehlerhaft arbeiten wie Dieselmotoren. „Es gibt keinen Grund, bei Dieseln den Partikelausstoß zu überwachen und bei Benzinern nicht“, erklärt Sprenger.
Da selbst das Kraftfahrt-Bundesamt Abgas-Tricksereien nur mit erheblichem Aufwand rechtssicher nachweisen kann, wirkt die Aussage des TÜV wenig überzeugend. Eine solche Vorgehensweise würde den Umfang jeder Hauptuntersuchung deutlich vergrößern und damit auch die Kosten in die Höhe treiben. Gerade um diesen Aufwand zu vermeiden, führt das Kraftfahrt-Bundesamt stichprobenartige Überprüfungen durch, die immer wieder zu Abgasrückrufen bestimmter Fahrzeugmodelle führen. Dass die dabei aus dem Verkehr gezogenen Fahrzeuge eine Größenordnung erreichen, die tatsächlich einen messbaren Einfluss auf die Luftqualität in Städten hätte, kann der TÜV bislang nicht belegen.
Abgesehen von der Abgasmessung fordert der TÜV eine jährliche Hauptuntersuchung (HU) für Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind – angeblich aus Sicherheitsgründen (Report24 berichtete).
Die geplanten Verschärfungen, die bei den Prüforganisationen natürlich die Kassen klingeln lassen würden, sind für die Autofahrer eine weitere Belastung. Jede neue Prüfpflicht bedeutet zusätzliche Kosten, mehr Bürokratie und den möglichen Zwang zu teuren Reparaturen oder Nachrüstungen. Zudem besteht das Risiko, dass die Fahrzeuge keine Plakette mehr erhalten und nicht mehr gefahren werden dürfen.
Ob die Ausweitung der Partikelmessung am Ende tatsächlich messbare Verbesserungen der “Lustqualität” bringt oder vor allem den Betrieb eines Autos weiter verteuert, kann der Leser sich denken. Es wächst der Eindruck, dass Autofahrer unter dem Deckmantel Gesundheits- und Klimaschutz immer stärker zur Kasse gebeten und mit übertriebener Regulierung gegängelt werden.
EU will Verbrennern weiter an den Kragen: Wieder neue Prüfpflichten angepeilt