Larry C. Johnson
Laut Gil Doctorow – den ich als Freund betrachte – sind Moskaus Eliten sehr unzufrieden mit Wladimir Putin, weil er nicht entschlossener gehandelt habe, um den Krieg in der Ukraine rasch zu beenden. Falls Putin von diesen Leuten tatsächlich unter Druck steht, so vermittelte er diesen Eindruck jedenfalls nicht während seiner Plenarrede und der anschließenden Fragerunde bei der 22. Sitzung des Waldai International Discussion Club in Sotschi am heutigen 2. Oktober 2025. Ich habe besonders aufmerksam darauf geachtet, was Präsident Putin über Donald Trump und dessen jüngste kriegerische Äußerungen zu sagen hatte.
Präsident Putin machte mehrere Bemerkungen zu US-Präsident Donald Trump, reflektierte über dessen Politik, Rhetorik und möglichen Einfluss auf die US-russischen Beziehungen und globale Konflikte. Diese Bemerkungen waren in breitere Diskussionen über Multipolarität, den Ukraine-Konflikt und westliche Führungsansprüche eingebettet. Hier eine detaillierte Zusammenfassung von Putins Aussagen über Trump, basierend auf der vollständigen Rede und Q&A-Berichterstattung aus Quellen wie TASS, RT und den Kreml-Transkripten:
Unterstützung für Trumps Nahost-Initiativen
Putin äußerte Zustimmung zu Trumps Bemühungen, den Israel-Hamas-Konflikt in Gaza anzugehen, und bezog sich dabei ausdrücklich auf den am 29. September 2025 angekündigten „Comprehensive Plan to End the Gaza Conflict“. Er sagte: „Wir unterstützen die Initiativen von Präsident Trump im Nahen Osten, insbesondere seine Bemühungen, Frieden in die Region zu bringen.“ Er bezeichnete den Gaza-Krieg als Tragödie und stellte Trumps Plan als konstruktiven Schritt zur Deeskalation dar, im Einklang mit Russlands breiterem Aufruf zu ausgewogenen internationalen Lösungen. Er hätte Trumps Plan als zynische Farce abtun können, doch – ganz Putins Stil – wählte er den diplomatischen Weg.
Ukraine-Konflikt und Trumps mögliche Rolle
Im Kontext des Ukraine-Krieges machte Putin eine weitere diplomatische Geste in Richtung Trump, als er sagte, dass der Konflikt hätte vermieden werden können, wäre Trump früher an der Macht gewesen: „Wenn Donald Trump Präsident gewesen wäre, oder wenn die NATO nicht bis an die Grenzen Russlands gedrängt hätte, hätte diese Tragödie verhindert werden können.“ Er deutete an, dass Trumps außenpolitischer Ansatz, der als weniger interventionistisch gilt, die Spannungen mit Russland hätte entschärfen können im Vergleich zu früheren US-Regierungen.
Während der Fragerunde wurde Putin zu Trumps jüngsten Aussagen befragt, in denen er die NATO als „Papiertiger“ bezeichnet und deren Stärke infrage gestellt hatte. Putin reagierte humorvoll: „Wenn Trump die NATO einen Papiertiger nennt und Russland auch einer ist – wer ist dann der größere Tiger? Spielen wir diese Spiele nicht.“ Damit wischte er westliche Narrative von russischer Aggression gegen die NATO als Unsinn vom Tisch, während er indirekt Trumps Skepsis an der Wirksamkeit der NATO aufgriff.
US-russische Beziehungen unter Trump
Putin erklärte seine Offenheit, die bilateralen Beziehungen zu den USA unter Trumps Führung vollständig wiederherzustellen, betonte jedoch, dass jegliche Zusammenarbeit durch Russlands nationale Interessen geleitet sein müsse. Er sagte: „Wir sind bereit, mit den Vereinigten Staaten, mit Präsident Trump, zu arbeiten, aber es muss auf gleicher Augenhöhe geschehen, unter Achtung unserer Souveränität und Interessen.“ Dies spiegelt seine generelle Haltung wider, dass die Verschlechterung der US-russischen Beziehungen auf westliche Politiken zurückgehe, nicht auf russische Aktionen.
Er verwies auf frühere Fehlschläge in der US-russischen Zusammenarbeit, darunter Russlands zurückgewiesene Versuche, der NATO beizutreten, vermied jedoch direkte Kritik an Trump für aktuelle US-Politiken und stellte ihn stattdessen als möglichen Partner für pragmatischen Dialog dar.
Charlie Kirks Ermordung und innere US-Spaltungen
In einer Beileidsäußerung erwähnte Putin kurz die Ermordung von Charlie Kirk: „Wir sprechen unser Beileid zum Mord an Ihrer öffentlichen Persönlichkeit Charlie Kirk aus. Solche Taten spiegeln tiefe Spaltungen in der amerikanischen Gesellschaft wider, die hoffentlich überwunden werden können.“ Obwohl er Trump nicht direkt ansprach, wurde dies als Hinweis auf die innenpolitischen Herausforderungen unter Trumps Präsidentschaft gedeutet – möglicherweise mit der impliziten Botschaft eines gemeinsamen Interesses an der Stabilisierung innerer Unruhen.
Anstatt Trump für jüngste Presseberichte zu attackieren, wonach die USA der Ukraine Geheimdienstinformationen für Langstreckenraketenangriffe tief ins russische Territorium liefern würden, konzentrierte sich Putin auf das Positive. Während Putin dazu keinen Kommentar abgab, äußerte sich der pensionierte russische Oberst Viktor Litowkin mit seiner Analyse, was Russland tun könnte. Litowkin sagte:
- „Wie einst Starlink für das Schlachtfeld und die Frontlinien, reicht dies nun tiefer ins russische Territorium hinein.“ Die Koordinaten beziehen sich auf die Lage bestimmter Objekte innerhalb Russlands und deren Entfernung.
- Dies sei nicht das erste Mal, dass die USA Russland mit Tiefenschlägen bedrohten: Im November 2024 habe der damalige Präsident Joe Biden der Ukraine grünes Licht gegeben, mit von den USA gelieferten Langstreckenraketen tief in Russland anzugreifen. Russland habe alle notwendigen Mittel, um solche Angriffe abzufangen und zu kontern.
- Russland könne „die Systeme zerstören, die zum Angriff auf sein Territorium vorgesehen sind – Flugzeuge auf Flugplätzen, Eisenbahnlinien und Umladestationen, an denen Waggons von europäischer auf russische/sowjetische Spurweite umgestellt werden, und so weiter.“
- Es könne auch „die ukrainischen Kommandozentralen zerstören, einschließlich der in Kiew: Regierungsgebäude, Verteidigungsministerium, Hauptnachrichtendienst, Hauptsicherheitsdirektion usw.“
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