Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat ein Ermittlungsverfahren gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs in Seekirchen (Salzburg) eingeleitet: Der Verdächtige soll um das Jahr 2020 zwei Mädchen sexuell missbraucht haben. Der Mann ist kein Unbekannter; er wurde bereits 2021 am Salzburger Landesgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen rechtskräftig verurteilt.
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Österreich wird von einem weiteren Skandal im Umfeld des SOS-Kinderdorfs erschüttert. Diesmal steht die Einrichtung in Seekirchen im Salzburger Flachgau im Zentrum schwerwiegender Anschuldigungen. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll zwei ihm anvertraute Mädchen sexuell missbraucht haben. Der Fall wiegt besonders schwer, da der Mann bereits einschlägig vorbestraft ist.
Ermittlungen gegen vorbestraften Ex-Mitarbeiter
Wie die „Salzburger Nachrichten“ und „Die Presse“ berichten, hat die Staatsanwaltschaft Salzburg ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Verdacht: sexueller Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ricarda Eder, bestätigte gegenüber der „Krone“, dass die Ermittlungen noch ganz am Anfang stehen. Aus diesem Grund und weil der Fall als „sehr heikel“ eingestuft wird, können noch keine konkreten Details genannt werden. Zahlreiche Einvernahmen seien noch ausständig.
Die schrecklichen Taten sollen sich um das Jahr 2020 ereignet haben. Der Beschuldigte soll an den damals unter 14-jährigen Mädchen wiederholt geschlechtliche Handlungen vorgenommen und sie unsittlich im Intimbereich berührt haben. Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung.
Kein unbeschriebenes Blatt
Besonders brisant: Der beschuldigte Ex-Mitarbeiter ist kein Unbekannter für die Justiz. Bereits im Oktober 2021 wurde er am Landesgericht Salzburg wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen rechtskräftig verurteilt, wie die „Krone“ meldet. Damals erhielt er acht Monate bedingte Haft und eine Geldstrafe, weil er sich zwischen 2011 und 2013 an einem Mädchen vergriffen hatte. Nach dieser Verurteilung wurde das Arbeitsverhältnis mit dem Mann sofort beendet. Die neuen, jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe waren zum Zeitpunkt des damaligen Prozesses noch nicht auf dem Tisch.
SOS-Kinderdorf verweist auf Opferschutz
Vom SOS-Kinderdorf selbst gibt es zu dem laufenden Verfahren kaum Informationen. In einer Stellungnahme wird um Verständnis gebeten, dass man „aus Opferschutzgründen keine Informationen erteilen“ könne. Man appelliert an einen sensiblen Umgang in der Berichterstattung, um die Opfer nicht weiter zu belasten.
Die neuen Anschuldigungen aus Seekirchen reihen sich in eine Serie von Skandalen ein, die das SOS-Kinderdorf in den letzten Wochen erschüttern. Berichte über jahrelange Misshandlungen, Freiheitsentzug und Demütigungen in Einrichtungen in Kärnten und Tirol kamen ans Licht, nachdem der „Falter“ aus einer internen, bisher unter Verschluss gehaltenen Studie zitierte. Als Reaktion wurde eine unabhängige Untersuchungskommission unter der Leitung der ehemaligen Höchstrichterin Irmgard Griss eingesetzt, die die Strukturen der Organisation genauestens durchleuchten und für eine lückenlose Aufklärung sorgen soll.
Salzburg: Ermittlungen wegen sexuellem Missbrauch in SOS-Kinderdorf