Unser kürzlich erschienene Artikel mit dem Titel „Zensur statt Schutz: VPNs blockieren uncutnews.ch und andere Israel-kritische Inhalte und Webseiten“ warnt davor, dass manche beliebte VPN-Anbieter (ExpressVPN, CyberGhost, PIA etc.) Inhalte zensieren, statt sie zu schützen.
Laut Berichten können Nutzer mit aktiviertem VPN keine Israel-kritischen Inhalte mehr aufrufen – während dieselben Seiten ohne VPN normal erreichbar sind. Der Artikel wirft auch Verbindungen zwischen den VPN-Betreibern und israelischen Geheimdiensten auf.
Das ist ein Weckruf: Wer schon ein VPN nutzt oder überlegt, sich eins zuzulegen (z. B. weil Proton Mail Server nach Deutschland verlagert werden soll), muss sich bewusst sein: Nicht alle VPNs sind unbedingt „vertrauenswürdiger“ als der Standort deiner E-Mail-Server.
Warum manche VPNs riskanter sein könnten als gedacht
1. Zensur durch VPN-Anbieter
Wenn du mit einem VPN nicht mehr auf bestimmte Seiten zugreifen kannst – gerade solche mit kritischen oder oppositionellen Inhalten – dann erfüllt das VPN möglicherweise die Rolle eines Zensoren statt eines Schutzwerkzeugs. Das ist eine Umkehr dessen, was viele VPNs versprechen.
2. Unternehmensstruktur & Eigentümer
Viele VPNs sind nicht unabhängige Butter-&-Brot-Firmen, sondern Teil großer Konzerne oder gehören zu Holdinggesellschaften mit Verflechtungen. Wenn diese Besitzerstrukturen gesetzlichen Druck ausgesetzt sind (z. B. durch Geheimdienste oder bilaterale Verträge), kann Zensur oder Datenausleitung erfolgen.
3. Standort & Rechtsrahmen
Ein VPN-Anbieter mit Servern in Deutschland/EU unterliegt europäischen Gesetzen, Vereinbarungen und behördlichem Druck stärker als Anbieter in Ländern mit weniger restriktiven Datenschutzgesetzen. Der Umzug von Proton Servern in Deutschland weckt also berechtigte Bedenken.
4. Keine echte Transparenz & Audits
Manche Anbieter behaupten „No-Logs“, doch ohne unabhängige Audits und Einsicht in Codes, Architektur und Serverbetrieb bleibt dies oft eine leere Versprechung.
Empfehlung: Drei VPNs mit relativer Vertrauensbasis + Hinweise
Basierend auf den Kriterien (Standort, Transparenz, No-Logs, Community-Reputation) habe ich vorhin drei gute Kandidaten genannt. Hier eine kurze Einschätzung mit zusätzlichem Bezug auf das, was UncutNews verdeutlicht:
🔐 Mullvad
- Vorteil: Anmeldung mit anonymem Konto, keine echten persönlichen Daten nötig.
- Risiko: Schweden ist Teil der 14-Eyes-Allianz.
- Relevanz: Könnte resistenter gegen Zensur sein, solange die Eigentümerstruktur nicht kompromittiert ist. Hier.
🔒 Proton VPN
- Vorteil: Transparenz und starker Ruf im Datenschutzbereich.
- Nachteil: Wenn Proton seine Server nach Deutschland holt, gilt bald deutsches Recht – mit mehr Registrierungspflichten, Mitwirkungspflichten etc.
- Besonderheit: Trotz guter Reputation sollte man genau prüfen, wie „offizielle Zensur“ im Betrieb künftig gehandhabt wird. Hier
🛡 NordVPN
- Vorteil: Sitz in Panama – außerhalb vieler westlicher Abkommen.
- Risiko: Keine 100 % Garantie auf Unabhängigkeit. Hier.
Was du jetzt tun kannst
- Teste deinen VPN bewusst mit Seiten, von denen du weißt, dass sie oft zensiert werden (z. B. UncutNews). Funktioniert der Zugriff? Wenn nicht, Alarmstufe Rot.
- Sieh dir Eigentumsverhältnisse an, z. B. wer hinter dem VPN steht, wer in der Holding sitzt.
- Achte auf unabhängige Audits und Transparenzberichte – insbesondere Daten zur Zensur, Sperrung von Inhalten, Mitwirkung mit Geheimdiensten.
- Verteile Risiko: Nutze nicht “nur ein VPN”. Ergänze durch Tor, verschlüsselte Tunnel, eigene Infrastruktur, alternative Dienste – je nach Bedrohungslage.
- Bleibe informiert & kritisch, gerade bei Meldungen über Verlagerung von Infrastruktur (z. B. Proton-Server nach Deutschland).
Fazit
Der UncutNews-Artikel zeigt: VPNs sind längst keine magischen Schutzschilde mehr. Wenn Anbieter selbst Inhalte blockieren, sind sie Teil des Problems. Auch ein Standortwechsel eines vermeintlich sicheren Dienstes (wie Proton) kann neue Risiken mit sich bringen – vornehmlich unter dem Einfluss von EU-Gesetzen.
Die drei empfohlenen VPNs (Mullvad, Proton VPN, NordVPN) bieten bessere Ausgangsbedingungen – aber keine absolute Sicherheit. Für wirklich resistente Kommunikation müssen mehrere Ebenen kombiniert werden.
Weitere VPNs
- Surfshark – https://surfshark.com
- Vorteile: Positiv bewertet in Vergleichslisten, Abdeckung mehrerer Geräte, häufig Auditveröffentlichungen
- Nachteil: Standort in der EU kann unter Druck geraten
- Private Internet Access (PIA) – https://www.privateinternetaccess.com
- Vorteile: Sehr etablierter Anbieter, detaillierte Konfigurationsmöglichkeiten
- Nachteil: Sitz in den USA – hohes Risiko durch nationale Gesetze (Five Eyes)
- OVPN – https://www.ovpn.com
- Vorteile: Schwedischer Anbieter, mehrfach in gerichtlichen Fällen als No-Logs-Anbieter bestätigt
- Schwächen: Weniger bekannt, kleinere Netzabdeckung
- Perfect Privacy – https://www.perfect-privacy.com
- Vorteile: Multi-Hop, hohe Preisstufe, intensiv privacy-orientiert
- Schwächen: Höherer Preis, geringere Nutzerbasis
- IPVanish – https://www.ipvanish.com
- Vorteile: Auditierte No-Logs-Policy
- Nachteile: US-Standort, potenzielle rechtliche Bindungen an Behörden