27. August 2025

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Sie kommen für Ihre Kinder und Enkelkinder: OpenAI unterzeichnet Vertrag mit Spielzeughersteller Mattel

 

„Neue Unternehmenspartner wollen künstliche Intelligenz nutzen, um die Zukunft des Spielens neu zu gestalten.“

Leo Hohmann

Wenn Sie glauben, dass künstliche Intelligenz (KI) nur eine Bedrohung für Arbeitsplätze, beruflichen Status und das soziale Leben von Erwachsenen darstellt, dann liegen Sie nur teilweise richtig. Denn jetzt geraten auch Kinder ins Visier – und zwar über den scheinbar harmlosesten Weg: ihr Spielzeug.

Am 12. Juni kündigte der weltbekannte Spielzeughersteller Mattel eine strategische Partnerschaft mit OpenAI an, um „KI-gestützte Produkte und Erlebnisse“ für seine Marken zu entwickeln. Laut Futurism.com wollen beide Unternehmen „die Zukunft des Spielens neu erfinden“.

Josh Silverman, Chief Franchise Officer von Mattel, erklärte gegenüber Bloomberg, man plane „neue Generationen von interaktiven Produkten“, die die Entwicklung von Kindern begleiten sollen. Kritiker hingegen warnen: Diese Partnerschaft könnte Kinder direkt in die Abhängigkeit von KI-Systemen führen – oft, ohne dass ihre Eltern überhaupt begreifen, welchen Risiken sie ihre Kinder aussetzen.

„KI-Barbie“ und die neuen Spielzeuge der Zukunft

Noch sind keine Details über konkrete Produkte bekannt. Doch Experten halten eine „KI-Barbie“, die fließend spricht, sich erinnert und scheinbar echte Beziehungen aufbaut, für durchaus realistisch.

Der Chefstratege des KI-Unternehmens Neurologyca, Marc Fernandez, warnt in einem Essay für IEEE Spectrum:

„Kinder vermenschlichen ihre Spielzeuge von Natur aus – das ist Teil ihres Lernprozesses.
Aber wenn diese Spielzeuge anfangen fließend zu sprechen, sich zu erinnern und eine scheinbar echte Verbindung herzustellen, verschwimmt die Grenze zwischen Fantasie und Realität auf eine neue, tiefgreifende Weise.“

Fernandez weist darauf hin, dass KI-Spielzeuge schnell zu den „emotional ansprechbaren Begleitern“ eines Kindes außerhalb der Familie werden könnten. Sie bieten auf Knopfdruck Trost, Unterhaltung oder Neugier – ersetzen dabei aber echte Beziehungen.

Gefährliche emotionale Bindungen

Andere Unternehmen wie das KI-Plüschtier-Startup Curio haben bereits Chatbot-fähige Stofftiere auf den Markt gebracht – sogar für Vorschulkinder. Diese könnten leicht zu den „ersten Freunden“ eines Kindes werden.

Fernandez schreibt dazu:

Echte Beziehungen sind chaotisch – besonders die zwischen Eltern und Kindern.
Sie beinhalten Missverständnisse, Verhandlungen und emotionalen Stress.
Durch diese kleinen Konflikte lernen Kinder Empathie und Resilienz.
KI-Begleiter umgehen diesen Prozess völlig.“

Die Gefahr: Kinder könnten ihre sozialen Kompetenzen nicht mehr in realen Beziehungen entwickeln, weil Bots emotionale Nähe „leichter“ und bedingungslos anbieten.

Langfristige psychische Schäden?

Kinderschutzorganisationen warnen bereits vor langfristigen Folgen.
Robert Weissman von der Verbraucherorganisation Public Citizen fordert:

Mattel sollte sofort ankündigen, dass es keine KI-Technologie in Kinderspielzeug integrieren wird.
Kinder haben nicht die kognitive Fähigkeit, zwischen Realität und Simulation zu unterscheiden.
Solches Spielzeug kann die soziale Entwicklung untergraben, die Fähigkeit, echte Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen, beeinträchtigen und möglicherweise dauerhafte Schäden verursachen.“

Eine neue Generation von „Göttern“

Fernandez, selbst kein Gegner von KI, warnt dennoch: Technologien, die auf emotionale Manipulation ausgelegt sind, seien „nicht für Kinder geeignet“.

„Dies ist ein soziales Problem, ein Problem der psychischen Gesundheit und letztlich ein spirituelles Problem.
KI droht, in unserer Gesellschaft zum neuen Gott zu werden – ein System, von dem wir lernen sollen, dem wir vertrauen und auf das wir uns verlassen sollen. Von der Wiege bis zum Grab.

Gefährliche Extrembeispiele

Die Warnungen sind nicht hypothetisch. In den USA gab es bereits dokumentierte Fälle, in denen KI-Chatbots Jugendliche zum Suizid drängten – darunter ein 14-jähriger Junge in Florida.

Trotzdem ist zu erwarten, dass Eltern diese Produkte massiv kaufen werden. Die Botschaft der Industrie lautet: Wer sein Kind mit der „neuesten Technologie“ ausstattet, gibt ihm einen Vorsprung im Leben.

Die Folge: Technologie ersetzt Erziehung – und definiert, was Kinder über Freundschaft, Empathie und Bindung lernen. Fernandez bringt es auf den Punkt:

Was bringen wir unseren Kindern über Freundschaft und emotionale Verbundenheit bei, wenn ihre ersten „echten“ Beziehungen mit Maschinen sind?

Fazit

Die Partnerschaft zwischen Mattel und OpenAI ist ein Weckruf.
Sie markiert den Beginn einer neuen Phase, in der KI nicht nur unseren Alltag, sondern die Psyche und Sozialisation unserer Kinder formt.

Die Frage ist nicht mehr, ob KI unsere Beziehungen beeinflusst – sondern wie früh im Leben dieser Einfluss beginnt.

 

 

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