E-ID: Freiwillig oder faktische Pflicht? Wie der Staat über Private den digitalen Ausweis durchsetzt
Am 28. September 2025 stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über die Einführung der neuen E-ID ab. Der Bundesrat verspricht gebetsmühlenartig, dass die digitale Identitätskarte „freiwillig“ sei. Doch der Artikel der NZZ vom 23. August zeigt: Diese Freiwilligkeit ist ein Mythos. Hinter der Fassade einer bequemen, modernen Lösung zeichnet sich eine digitale Kontrollarchitektur ab, die weit über die Schweiz hinausreicht.
Der Trick mit der „Freiwilligkeit“
Das neue E-ID-Gesetz enthält in Artikel 25 eine entscheidende Klausel:
Behörden und private Unternehmen müssen nur dann alternative Identifikationsmöglichkeiten akzeptieren, wenn die betroffene Person physisch erscheint.
Was harmlos klingt, hat weitreichende Folgen:
- Bei rein digitalen Dienstleistungen – etwa Online-Banking, Versicherungsabschlüssen, Vertragsverhandlungen oder Altersverifikationen – dürfen private Firmen ausschließlich die E-ID akzeptieren.
- Der Bund selbst betont, dass Unternehmen keine Pflicht hätten, physische Anlaufstellen einzurichten, nur um Alternativen anzubieten.
Die Folge: Wer digital teilhaben will, wird faktisch gezwungen, die E-ID zu verwenden. Das Versprechen der „Freiwilligkeit“ verkehrt sich ins Gegenteil.
Beispiele für den stillen Zwang
Die NZZ nennt konkrete Fälle, die den Druck sichtbar machen:
- Banken & Finanzdienstleister
Neue Konten, Kredite oder Investitionen könnten künftig nur noch via E-ID eröffnet werden. - Mobilfunkanbieter ohne Filialnetz
Digitale-only-Anbieter könnten E-ID-Pflicht für Handyverträge einführen. - Online-Shops & Streamingdienste
Altersverifikationen, Identitätsnachweise oder Jugendschutz könnten ausschließlich mit der E-ID möglich sein. - Reisen & Hotels
Internationale Plattformen könnten über die EU-Anbindung der E-ID digitale Ausweise verpflichtend machen.
Gerade weil immer mehr Branchen „digital-only“ arbeiten, wird die E-ID für viele Bürgerinnen und Bürger alternativlos – und damit faktisch zur Pflicht.
Pandemie-Szenario: Wie die E-ID zum Gesundheitsausweis wird
Stellen wir uns eine neue Pandemie vor – Corona 2.0 – in einer Welt, in der die E-ID bereits etabliert ist. Das Zusammenspiel von Staat, privaten Plattformen und internationalen Standards könnte so aussehen:
- WHO & EU setzen digitale Gesundheitszertifikate auf
Über die WHO werden erneut Impf- und Testzertifikate standardisiert – diesmal direkt integriert in nationale digitale IDs. - Der Bundesrat bleibt „freiwillig“
Offiziell gibt es keine Impfpflicht und keine E-ID-Pflicht. - Private Plattformen ziehen die Schrauben an
- Fluggesellschaften lassen nur noch Passagiere mit E-ID-basiertem Impfnachweis an Bord.
- Restaurants, Clubs, Hotels oder Streamingdienste verlangen E-ID für Zutritt oder Kontoerstellung.
- Arbeitgeber prüfen über die E-ID automatisch Impf- oder Teststatus.
- „Offline“ wird unmöglich
Papiernachweise, Ausweiskopien oder manuelle Uploads werden nicht mehr akzeptiert. Wer nicht in der digitalen Infrastruktur ist, verliert den Zugang zu wesentlichen Teilen des gesellschaftlichen Lebens.
Das offizielle Narrativ bliebe dennoch: „Alles freiwillig.“ Der Druck würde über den Markt erzeugt, nicht über den Gesetzgeber – und damit bliebe der Widerstand minimal.
Internationale Dimension
Laut der NZZ sind die technischen Grundlagen bereits gelegt: Die Schweiz hat erfolgreiche Treffen mit der EU-Kommission und mehreren europäischen Staaten durchgeführt, um Schnittstellen und Datenkompatibilität sicherzustellen.
Das bedeutet:
- Eine Entscheidung in Brüssel könnte faktisch den Schweizer Alltag bestimmen.
- Globale Plattformen wie Booking.com, Airbnb, Amazon oder Netflix könnten weltweit die E-ID-Integration erzwingen.
- Mit Blick auf kommende internationale Programme wie die Agenda 2030 oder WHO-Initiativen zur digitalen Gesundheit ist die Verflechtung kein Zufall.
Das Muster hinter der E-ID
- Schritt 1: Der Staat präsentiert die E-ID als komfortable, freiwillige Lösung.
- Schritt 2: Private Unternehmen übernehmen die Rolle des Durchsetzers.
- Schritt 3: Internationale Standards sorgen für Automatisierung und Druck.
- Schritt 4: In Krisensituationen – Pandemie, Cyberangriff, Terror – wird der digitale Ausweis zum Schlüssel für alle Bereiche des Lebens.
Fazit
Die E-ID ist mehr als ein digitaler Pass – sie ist das Fundament einer Infrastruktur, die die Freiheit zur Teilhabe faktisch vom Besitz einer staatlich zertifizierten Identität abhängig macht.
Der Bundesrat kann behaupten, niemand werde zur E-ID gezwungen. Doch die Realität könnte anders aussehen:
- Ohne E-ID kein Konto, kein Vertrag, keine Reise.
- Bei der nächsten Pandemie kein Zugang zu öffentlichen Räumen ohne digitalen Nachweis.
- Internationale Verflechtungen machen die Schweiz Teil eines grenzüberschreitenden Kontrollsystems, das von nicht gewählten Akteuren wie WHO, EU und Big Tech beeinflusst wird.
Die Bürger entscheiden am 28. September – aber viele scheinen nicht zu erkennen, dass sie über weit mehr abstimmen als nur einen digitalen Ausweis.