25. August 2025

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DNA-Schäden durch nicht-ionisierende Strahlung – Meta-Analyse stellt Grenzwerte infrage

 

Wie sicher sind die geltenden Strahlungsgrenzwerte bei nicht-ionisierender Strahlung eigentlich? Offensichtlich nicht so sehr, wie gerne behauptet wird. Denn schon geringere Strahlungsdosen schädigen offensichtlich die DNA von Mensch und Tier. Dies belegt eine neu veröffentlichte Übersichtsarbeit.

Seit Jahrzehnten wird immer wieder behauptet, die Funkstrahlung sei zwar technisch messbar, aber biologisch harmlos. Schließlich handelt es sich nicht um ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlen oder radioaktive Partikel, die nachweislich DNA-Mutationen verursachen können. Doch eine nun in Frontiers in Public Health veröffentlichte Meta-Analyse von mehr als 500 Einzelstudien mit dem Titel “A scoping review and evidence map of radiofrequency field exposure and genotoxicity: assessing in vivo, in vitro, and epidemiological data” rüttelt an diesen Behauptungen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein “substantieller Teil der Forschung genetische Schäden durch drahtlose Strahlung” belegt – sowohl beim Menschen als auch in Tierversuchen. Ganz besonders wichtig: Über die Hälfte der untersuchten Studien, die DNA-Schäden dokumentierten, arbeiteten mit Strahlendosen, die klar unterhalb der international geltenden ICNIRP-Grenzwerte lagen.

Damit steht ein zentraler Pfeiler der bisherigen Regulierung zur Disposition. Denn diese Grenzwerte, die seit den 1990er-Jahren praktisch unverändert sind, orientieren sich ausschließlich an thermischen Effekten – also an der Erwärmung des Gewebes durch hochfrequente Strahlung. Nicht berücksichtigt werden mögliche biologische Veränderungen auf Zellebene, die eben nicht auf Temperaturanstiege zurückzuführen sind. Genau darauf weist die Übersichtsarbeit hin: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass langfristige, nicht-thermische Effekte das Erbgut schädigen und damit auch das Krebsrisiko erhöhen.

Die Implikationen sind erheblich. DNA-Schäden gelten als eine der wichtigen Ursachen für die Entstehung von Krebs. Schon frühere Einzelstudien und Übersichtsarbeiten hatten Zusammenhänge zwischen elektromagnetischer Strahlung und Tumorerkrankungen dokumentiert – darunter Glioblastome, Akustikusneurinome, Schilddrüsen- oder Prostatakrebs. Währenddessen ist die Forschungsgemeinschaft seit Jahren gespalten: Ein Teil hält die Ergebnisse für nicht konsistent genug, ein anderer verweist auf klare Muster, die man bei strenger Auswertung nicht ignorieren könne. Die aktuelle Meta-Analyse verstärkt letztere Sichtweise und fordert eine Neubewertung des bisherigen “Alles im grünen Bereich”-Narrativs.

Die Autoren der Studie betonen deshalb die Notwendigkeit eines präventiven Ansatzes im Umgang mit Funktechnologien. Hersteller könnten Antennen so konstruieren, dass Strahlung vom Körper weggeleitet wird, und Sendeleistungen technisch reduzieren. Doch solange Regulierung und Politik am Status quo festhalten, fehlt der Druck auf die Industrie, hier in großem Stil umzudenken.

Im Kern geht es um eine einfache, aber unbequeme Frage: Reichen Grenzwerte, die allein auf Wärmewirkung basieren, tatsächlich aus, um die Bevölkerung vor langfristigen Gesundheitsrisiken zu schützen? Die vorliegende Analyse deutet klar darauf hin, dass dem ganz offensichtlich nicht so ist. Angesichts der massiven gesellschaftlichen Abhängigkeit von drahtlosen Technologien – vom WLAN bis zum 5G-Netz – wird diese Debatte nicht ohne Widerstände geführt werden. Doch ignorieren lässt sich die wachsende Zahl an Studien mit alarmierenden Befunden immer weniger.