In einem Interview mit Richter Andrew Napolitano in der Sendung Judging Freedom äußerte sich der pensionierte Oberst Douglas Macgregor kritisch zu den geplanten US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Das Gespräch, das am 18. August 2025 stattfand, beleuchtet die aktuellen Entwicklungen nach dem Treffen zwischen Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska am vergangenen Freitag. Macgregor, ein ehemaliger Berater des Verteidigungsministeriums unter Trump, hinterfragt die Sinnhaftigkeit und Durchführbarkeit solcher Garantien und skizziert die geopolitischen Herausforderungen.
Hintergrund: Das Treffen in Alaska und Trumps Wandel
Macgregor hebt hervor, dass das Treffen in Alaska ein klares Zeichen für Trumps Wunsch nach einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland war. Anders als seine Vorgänger behandelte Trump Putin mit großer Höflichkeit und zeigte Interesse an einer wirtschaftlichen, politischen und diplomatischen Zusammenarbeit. Macgregor betont, dass Trump die Ukraine nicht als prioritäres strategisches Interesse der USA sieht und die Konfrontation mit Russland ablehnt, die von westlichen „Globalisten“ vorangetrieben wird. Diese, so Macgregor, nutzen den Konflikt, um ihre Macht in Europa zu sichern, ohne Rücksicht auf die Interessen der Ukraine oder den globalen Frieden.
Ein bemerkenswerter Wandel in Trumps Haltung zeigte sich laut Macgregor in der Abkehr von der Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand. Während Trump zuvor einen solchen gefordert hatte, erkannte er nach dem Treffen in Alaska, dass dies unrealistisch ist. Macgregor führt dies darauf zurück, dass Putin Trump die Hintergründe der „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine erläutert habe, was Trumps Perspektive verändert habe. Insbesondere akzeptiert Trump nun, dass die Krim und die von Russland kontrollierten Gebiete dauerhaft Teil Russlands bleiben werden und die NATO in der Ukraine keine Rolle spielen sollte.
Sicherheitsgarantien: Ein fragwürdiges Konzept
Die von den USA und europäischen Staaten diskutierten Sicherheitsgarantien für die Ukraine sieht Macgregor äußerst skeptisch. Er stellt klar, dass die USA keine Garantien für ein Land geben sollten, über das sie keine tatsächliche Kontrolle oder Einfluss haben. Insbesondere kritisiert er die Idee, dass die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland Sicherheitsgarantien ohne NATO-Beteiligung anbieten könnten, da dies in seinen Augen realitätsfern ist. „Wie kann man etwas garantieren, wenn man keinen Einfluss auf Selenskyj und seine Regierung hat?“ fragt Macgregor rhetorisch. Er verweist darauf, dass die ukrainische Führung, beeinflusst von „ultranationalistischen“ Kräften, sich Verhandlungen mit Russland hartnäckig widersetzt, was die Lage weiter kompliziert.
Macgregor betont, dass die NATO ein „toter Mann auf Beinen“ sei, der ohne die militärische Unterstützung der USA zusammenbrechen würde. Er schlägt vor, dass die Anrainerstaaten der Ukraine – wie Polen, Ungarn, die Slowakei oder Rumänien – ihre eigenen Sicherheitsvereinbarungen mit Russland aushandeln sollten, ohne dass die USA direkt eingreifen. Ein Modell, das er vorschlägt, ist das österreichische Staatsvertragsmodell von 1955, bei dem Österreich mit Russland eine Neutralitätsvereinbarung traf, die von den Alliierten unterstützt wurde. Dies könnte ein Weg sein, um dauerhaften Frieden in der Region zu sichern, ohne dass die USA sich in unmögliche Verpflichtungen verstricken.
Widerstand aus dem „Deep State“ und Europa
Ein zentrales Thema des Interviews ist der Widerstand, den Trump sowohl von westlichen „Globalisten“ als auch vom US-„Deep State“ erfährt. Macgregor warnt, dass die CIA, zusammen mit dem britischen MI6, tief in den Ukraine-Konflikt verstrickt ist und Trumps Bemühungen um Deeskalation sabotiert. Er verweist auf die 20 CIA-Stationen, die in den letzten Jahren in der Ukraine errichtet wurden, und kritisiert die Rolle von US-Generälen, die die ukrainische Armee in militärisch aussichtslosen Operationen unterstützt haben. „Die CIA wird tun, was sie will, es sei denn, Trump macht klar, dass er Ungehorsam nicht toleriert“, sagt Macgregor.
In Europa sieht er ähnliche Probleme. Die „globalistischen“ Eliten, wie EU-Vertreter Ursula von der Leyen, fürchten laut Macgregor den politischen Fallout, sollte der Konflikt enden und die europäischen Wähler die Wahrheit über die Lügen der letzten Jahre erkennen. Ein Ende des Krieges könnte diese Regierungen destabilisieren, weshalb sie an einer Fortsetzung des Konflikts festhalten.
Landtausch und die Rolle Selenskyjs
Ein kontroverser Punkt im Interview ist die Erwähnung von „Landtausch“ als Teil möglicher Verhandlungen. Macgregor deutet an, dass Russland Flexibilität in Bezug auf Gebiete wie Cherson oder Saporischschja gezeigt haben könnte, während die Krim und die Oblaste Luhansk und Donezk nicht verhandelbar sind. Allerdings sieht er Selenskyj als unfähig, solche Kompromisse einzugehen, da er von einer „ultranationalistischen“ Gruppe kontrolliert wird, die jegliche Verhandlungen mit Russland ablehnt. Macgregor vergleicht diese Haltung mit der von Saddam Hussein nach dem Golfkrieg 1991, der trotz militärischer Niederlagen auf eine Fortsetzung des Widerstands setzte, in der Hoffnung, dass die Gegner nicht weiter vorrücken.
Fazit: Eine Chance für Trump, aber hohe Hürden
Macgregor sieht in Trumps Wunsch nach einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland eine Chance, den Konflikt zu beenden und die USA aus einer strategisch sinnlosen Position zurückzuziehen. Er warnt jedoch, dass die Widerstände innerhalb der USA und Europas erheblich sind. Die Idee von Sicherheitsgarantien für die Ukraine hält er für realitätsfern und kontraproduktiv, da sie die russischen Sicherheitsinteressen ignoriert und die NATO weiter schwächt. Stattdessen plädiert er für ein Modell der regionalen Kooperation, bei dem die Ukraine und ihre Nachbarstaaten direkt mit Russland verhandeln, unterstützt, aber nicht dominiert von den USA.
Macgregor schließt mit einem Appell an Trump, auf die Stimmen der amerikanischen Wähler zu hören, die ein Ende der „endlosen Konflikte“ fordern, anstatt den „Stimmen der Spaltung“ in Washington nachzugeben. Ob Trump die Stärke hat, diese Widerstände zu überwinden, bleibt laut Macgregor offen.