14. August 2025

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Von der Renditejagd zum Rentenloch: Das teure Lehrgeld der Ärzte- und Apothekerkassen

 

Pensionsfonds sollten eigentlich hochspekulative Investments meiden. Doch in Zeiten der Nullzinspolitik waren solche Anlagen offenbar zu verlockend – und fielen schlussendlich um. Den Schaden haben nun die Versicherten.

Man sollte meinen, dass Ärzte und Apotheker in Sachen Vorsorge abgesichert sind – immerhin vertrauen sie auf ihre ehrwürdigen Pensionsfonds. Allerdings sieht die Lage doch etwas differenzierter aus. Ausgerechnet jene Einrichtungen, die Sicherheit garantieren sollten, haben sich in der Immobilienblase die Finger verbrannt, wie “Bloomberg” in einem Bericht aufzeigt. Und zwar nicht mit kleinen Beträgen, sondern gleich mit Millionen. Der ehrbare Rententopf verwandelte sich in einen Spieltisch, an dem man auf riskante Karten setzte – und prompt verlor.

In den goldenen Jahren der Nullzinsen wurde der Jagdinstinkt der Fondsverwalter geweckt. Vier Prozent Rendite pro Jahr? Klingt doch gut, dachten sie, und griffen deshalb zu den Mezzanine-Krediten. Dabei handelt es sich um eine hochspekulative Finanzkonstruktion, die zwar irgendwie nach einem exklusiven Investment klingt, doch in Wirklichkeit die ökonomische Version von Fallschirmspringen ohne Reserveschirm darstellt. Diese Kredite stehen in der Gläubiger-Hierarchie so weit unten, dass im Ernstfall nur noch Brosamen übrig bleiben. Dafür gibt es im Glücksfall zwar fette Zinsen, aber eben auch das unübersehbare Risiko eines Totalausfalls.

Das böse Erwachen kam dann mit dem Platzen der Immobilienblase. Prestigeprojekte, die einst als sichere Bank galten, sind inzwischen nur noch Mahnmale für Fehlinvestitionen. Der Frankfurter Bürokomplex “Canyon”? Komplett verloren. Das Berliner Vorzeigeprojekt “Fürst”? Ein Gläubigerchaos mit über 130 Beteiligten, von denen am Ende fast alle leer ausgingen. In einigen Fällen wurden ganze Kreditfonds eingefroren – das Geld der Pensionskassen steckt fest. Und die Fondsverwalter? Sie zucken mit den Schultern und reden von “Marktverwerfungen”.

Offiziell heißt es, die Verluste seien nur ein kleiner Teil des Gesamtvermögens. Doch wer genauer hinsieht, erkennt die tickende Zeitbombe. Die Kombination aus Immobilienabschreibungen und gestiegenen Zinsen frisst die Rücklagen an, zwingt die Fonds, auf die Substanz zu gehen. Doch das hat Konsequenzen. Die Rentenansprüche werden nicht erhöht. Angesichts dessen, dass Inflation die Kaufkraft weiter drückt, ist dies jedoch nichts anderes als eine schleichende Kürzung. Und mehr noch: Beitragserhöhungen stehen im Raum. Mit anderen Worten: Die Versicherten zahlen am Ende doppelt – erst durch entgangene Erträge, dann durch höhere Einzahlungen.

Und das alles, weil man glaubte, schlauer als der Markt zu sein. Die Fonds wollten die Rendite “optimieren”, wie es in den Hochglanzbroschüren so schön heißt. Am Ende erhöhten sie jedoch vor allem das Verlustrisiko. Selbst Juristen, die nun im Auftrag der Gläubiger versuchen, die Trümmer zu sortieren, geben zu: Es war Naivität, gepaart mit einem Hauch Selbstüberschätzung. Man habe das Risiko gesehen, aber nicht ernst genommen. Ein gefährlicher Fehler – zumal es hier nicht um spekulative Privatvermögen, sondern um die Altersvorsorge von Zehntausenden geht. Doch in Deutschland wird diese Geschichte vermutlich still in den Finanzseiten der Zeitungen versickern. Kein Untersuchungsausschuss, keine empörten Schlagzeilen. Stattdessen ein Achselzucken und ein “Pech gehabt”. Für jene Versicherten, die jahrzehntelang eingezahlt haben, dürfte dies ein Schlag ins Gesicht sein.

 

Von der Renditejagd zum Rentenloch: Das teure Lehrgeld der Ärzte- und Apothekerkassen