Rauchen in der Schwangerschaft ist generell mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf das ungeborene Leben verbunden. Eine neu veröffentlichte Studie weist nun auf gravierende Entwicklungsstörungen durch den Grundbestandteil von Vape-“Liquid” hin. Damit sind auch nikotinfreie Vapes wahrscheinlich nicht sicher.
E-Zigaretten, auch Vapes genannt, sind mittlerweile weit verbreitet. Doch ebenso wie herkömmliche Glimmstängel sorgen auch sie für gesundheitliche Beeinträchtigungen, nicht nur bei den Primärkonsumenten selbst, sondern auch beim ungeborenen Leben im Mutterleib. Eine besonders auffällige Entwicklung zeigte eine unter dem Titel “In utero exposure to electronic cigarette carriers alters craniofacial morphology” im renommierten Journal PLOS One veröffentlichte Tierversuchsstudie. Denn offensichtlich kann einer der Hauptbestandteile der Trägerflüssigkeit für Vapes die körperliche Entwicklung von Föten behindern.
Die Hauptbestandteile von Vape-Flüssigkeiten sind in der Regel ein Feuchthaltemittel – ein Trägerstoff, der den Großteil der Flüssigkeit ausmacht, meist Propylenglykol und Glycerol (auch als pflanzliches Glycerin bekannt) – kombiniert mit Nikotin sowie verschiedenen Aromen und Süßstoffen. Die von dem Anatomen James Cray vom College of Medicine der Ohio State University geleitete Studie hatte das Ziel, eine Ausgangsbasis dafür zu schaffen, welche Auswirkungen die Trägerstoffe auf den Körper haben. Die Überlegung dahinter war es, diese Erkenntnisse für weiterführende Studien – zum Beispiel durch die Hinzufügung von Nikotin und/oder Aromastoffen zu nutzen. Damit könnte man herausfinden, welche Substanz welche Auswirkungen hat.
Eine Substanz sticht besonders hervor
Cray und sein Team stellten zwei einfache Formeln aus Propylenglykol und Glycerin her. Eine enthielt ein 50/50-Gemisch, die andere ein 30/70-Verhältnis. Da Propylenglykol zuvor dafür bekannt war, die Nikotinaufnahme zu erhöhen, so Cray, hätten viele Unternehmen auf Mischungen mit mehr Glycerin umgestellt, “um dies als sicherere Alternative zu positionieren”. Allerdings scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein.
Denn die schwangeren Mäuse wurden in drei Gruppen eingeteilt, so dass jede von ihnen entweder mit einer der beiden Vape-Formeln oder einfach nur Frischluft ausgesetzt war. Jene Mäuse, die den Vape-“Dampf” inhalieren mussten, wurden jeweils einen Zug pro Minute über vier Stunden am Tag an fünf Tagen pro Woche diesen Mixturen ausgesetzt. Auch während der Trächtigkeit. Insgesamt führte dies zu 21 Würfen mit 140 Mäusebabys. Vierzehn Tage nach der Geburt wurden die Mäusebabys eingeschläfert, ihre Schädel detailliert vermessen und für eine 3D-Rekonstruktion gescannt.
Während Crays Team erwartet hatte, dass die 30/70-Flüssigkeit weniger negative Auswirkungen auf die Schädel- und Gesichtsbildung hätte als die 50/50-Formel, zeigte sich das genaue Gegenteil. “Die 50/50-Mischung zeigte keine dramatischen statistischen Veränderungen – und genau dort hatten wir den Unterschied erwartet. Wir dachten, mehr Propylenglykol sollte mehr Effekte verursachen, aber es war genau das Gegenteil”, sagt Cray.
Kleinere Schädel und Gesichter
Im Vergleich zu den anderen Gruppen hatten die Nachkommen der Mütter, die während der Schwangerschaft der 30/70-Flüssigkeit ausgesetzt waren, deutlich kleinere Schädel und Gesichter – sowohl in der Breite als auch in der Länge – sowie kürzere Nasen. “Wir sehen eine durchgehende Verengung aller Gesichtszüge, und das setzt sich auch im Schädel fort. Insgesamt sind sie also schmaler und haben einen etwas kürzeren Kopf, was einige beobachtbare Veränderungen bei Kindern widerspiegelt”, erklärt Cray. Die Gruppe, die der 30/70-Mischung ausgesetzt war, hatte zudem ein signifikant geringeres Körpergewicht als die anderen, lag aber noch im normalen Bereich für Mäuse dieses Alters.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Vapes zu ermitteln, ist schwierig. Aus ethischen Gründen ist es nicht möglich, solche Tests direkt am Menschen durchzuführen; Langzeitstudien, bei denen Wissenschaftler die Auswirkungen des Dampfens auf bestehende Nutzer beobachten, benötigen Zeit. Tierversuche gelten als ethischer und zeiteffizienter, ihre Ergebnisse lassen sich – selbst bei “humanisierten” Mäusen jedoch nicht immer auf den Menschen übertragen.
Allerdings weisen die Untersuchungen darauf hin, dass selbst die nikotinfreien Vapes – welche für manche schwangere Frauen als Alternative betrachtet werden – gravierende Auswirkungen auf das ungeborene Leben im Mutterleib haben kann. Insbesondere dann, wenn die werdende Mutter häufig raucht und so auch mehr dieser chemischen Verbindungen inhaliert.
Studie: “Vapen” kann die Schädelform des ungeborenen Lebens beeinflussen