20. Juli 2025

ddbnews.org

Neuigkeiten / Berichte / Informationen

Frankreich zieht sich aus dem Senegal zurück

 

Der Senegal war die letzte Bastion Frankreichs in Westafrika. Nun ziehen die letzten ständigen Truppen der ehemaligen Kolonialmacht aus der Region ab. Begründet wird dies ganz diplomatisch mit dem Respekt gegenüber der senegalesischen Bevölkerung. Doch es ist vielmehr auch ein Statement.

In Westafrika – einer der ärmsten Regionen der Welt – ist man auf die frühere Kolonialmacht Frankreich nicht sonderlich gut zu sprechen. Wie Report24 beispielsweise hier und hier bereits berichtet hat, haben in den vergangenen Monaten und Jahren immer mehr französische Ex-Kolonien Paris zum Abzug der dort stationierten Truppen gedrängt. Mit dem Senegal verliert Macron seine letzte Bastion in der Region.

Die letzten 350 französischen Soldaten werden nach 65-jähriger permanenter Militärpräsenz (seit der Unabhängigkeit) das Land verlassen. Beide verbliebenen Militäreinrichtungen – das Camp Geille und ein Flugfeld am Flughafen Dakar – werden an die senegalesischen Behörden übergeben.

Die Regierung des westafrikanischen Landes hielt – ganz im Gegensatz zur deutschen Bundesregierung, welche die alliierten Truppen nach wie vor beherbergt – die französische Militärpräsenz mit der Souveränität unvereinbar. Allerdings wolle man die “Verteidigungspartnerschaft in einem erneuerten Format” fortsetzen, hieß es. “Dies ist Teil der Entscheidung Frankreichs, ständige Militärbasen in West- und Zentralafrika zu beenden, und entspricht dem Wunsch der senegalesischen Behörden, keine ständigen ausländischen Streitkräfte mehr auf ihrem Territorium zu beherbergen”, sagte General Pascal Ianni, der Chef der französischen Streitkräfte in Afrika, laut AP.

Geostrategisch ist diese Entwicklung für Paris jedoch ein Desaster. Die französische Militärpräsenz war ein zentrales Element der sogenannten “Françafrique”, also der engen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verflechtung zwischen Frankreich und seinen ehemaligen (jedoch völlig verarmten) Kolonien. Mit dem Rauswurf verliert Frankreich einen wichtigen Hebel zur direkten Einflussnahme auf sicherheitspolitische Entwicklungen in der Region.

Allerdings könnten andere geopolitische Akteure wie China und Russland versuchen, dieses sicherheitspolitische Vakuum zu füllen. Auch die Regionalmächte Nigeria und Algerien haben sicherheitspolitische Ambitionen in dieser Gegend. Den einfachen Menschen vor Ort dürfte es allerdings relativ egal sein, ob sie nun von französischen Konzernen, lokalen Oligarchen oder anderen Mächten ausgebeutet werden. Der Migrationsdruck nach Europa und die allgemeine Kriminalität wird weiterhin hoch bleiben, weil die Armut so schnell nicht verschwindet.

 

Frankreich zieht sich aus dem Senegal zurück